Kreis Olpe. Der Kreis Olpe gibt die konsequente Nachverfolgung aller Kontakte bei Corona-Neuinfektionen auf. Die Bürger sind irritiert von dieser Regelung.
Die Olper Kreisverwaltung hat ihre Strategie bei der Kontakt-Nachverfolgung zur Eindämmung von Neuinfektionen geändert. Ausgerechnet jetzt, wo die Infektionszahlen wieder nach oben schnellen, werden nicht mehr alle möglichen Infizierten ermittelt und gewarnt. Der Kreis setzt mehr auf Eigenverantwortung seiner Bürger.
Hat sich eine Person nachweislich infiziert, werden nur noch deren Kontakte in der Familie und zu Risikopersonen, also Über-70-Jährige, Personen mit Vorerkrankungen oder Heimbewohner ausfindig gemacht und gewarnt, alle anderen nicht mehr. Viele Menschen verstehen das nicht und fragen sich: Warum? Geht dem Kreis jetzt das Corona-Personal aus?
Kreis Olpe hat hohe Zahl an Indexfällen
Nein, sagt Michael Färber, Fachbereichsleiter Gesundheit im Kreishaus. „Wir haben noch genug Personal für die Kontaktnachverfolgung. Aber wir haben eine hohe Zahl von Indexfällen und diese haben wegen fehlender Kontaktbeschränkungen natürlich auch viele Kontakte.“
Noch vor wenigen Monaten wurden sogar Bundeswehrsoldaten ins Kreishaus geholt, um möglichst jeden Kontakt zu ermitteln und in Quarantäne zu schicken. Das war einmal. Färber: „Wir haben festgestellt, dass 90 Prozent dieser Kontakte außerhalb des Hauses und der Familie einen Vollimpfschutz haben. Das bedeutet, dass diese Menschen gar nicht in Quarantäne müssen.“
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Wenn also alle Kontakte wie bisher erfasst würden, dann passiere in den meisten Fällen trotzdem nichts. „Unsere Aufgabe besteht ja nicht darin, einen Daten-Friedhof zu produzieren. Diesen Aufwand können wir uns sparen.“ Das Pandemiegeschehen finde in den Familien statt.
Damit hat der Kreis die bisherige „Vollkasko-Versicherung mit Warnfunktion“ für seine Bürgerinnen und Bürger abgeschafft. Kontaktpersonen von Infizierten außerhalb der Familien werden nicht mehr informiert, dass sie sich möglicherweise eine Infektion eingefangen haben oder bekommen könnten. Der Kreis setzt an dieser Stelle auf Eigenverantwortung. Wer Symptome hat, soll zum Arzt gehen und „wer positiv ist, der muss seine Kontakte natürlich informieren“, so Färber
Dass dies auf freiwilliger Basis auch funktioniere, davon ist Färber überzeugt. Die Zahl der Testungen im Kreis nehme immer weiter zu. Aufgrund der aggressiven Deltavariante ist auch bei Vollimpfschutz eine Ansteckung, wenn auch mit anderen Konsequenzen als bei Nichtgeimpften, möglich. „Die Leute sind dafür sehr sensibilisiert“, sagt Färber. Nicht ganz nebenbei trägt die Reduzierung der Kontaktverfolgung auch dazu bei, dass die Kreisverwaltung im Corona-Einsatz nicht überfordert wird, gibt Färber zu.
Impfpersonal knapp
Beim Impfpersonal dagegen scheint dieser Punkt erreicht zu sein. Die Personaldecke ist zu dünn. In dieser Woche appellierte der Landrat in einem dringenden Aufruf an alle medizinisch geschulten Mitbürger sich zu melden. „Wir können nur mehr Öffnungszeiten für das Impfen anbieten, wenn wir auch das entsprechende Personal dafür haben“, sagt Michael Färber.
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Zum Start der Impfkampagne am Jahresbeginn war es kein Problem, genug Helferinnen und Helfer zu rekrutieren. Viele kamen freiwillig, auch viele Ehrenamtler. Sind die Leute coronamüde geworden? Möglicherweise. Das DRK brauche heute sein Personal für die Testzentren und andere Aufgaben selber, erwidert Fachbereichsleiter Färber und die Helferinnen und Helfer von damals, darunter viele Studierende im Homeoffice, ständen nicht mehr zur Verfügung, weil sie andere Jobs haben oder wieder im Präsenzstudium sind.