Attendorn. Die Baugenehmigung für die „Tiny Houses“ in Attendorn will die EuroParcs Gruppe im April einreichen. Und die Häuser danach wieder verkaufen.
Die EuroParcs Gruppe will offenbar keine Zeit verlieren. Bereits im April will der Ferienparkbetreiber aus den Niederlanden, der im Herbst die Campinganlage an der Waldenburger Bucht in Attendorn übernahm, die Unterlagen für eine Genehmigung des ersten Bauabschnittes einreichen. Konkret geht es um den Bau von rund 45 bis 50 sogenannter „Tiny Houses“ im südlichen Teil des Campingplatzes – also genau dort, wo aktuell noch Dauercamper ihre Wohnwagen stehen haben. Bekanntlich sieht der Betreiber in seinem Konzept diese Urlaubsform nicht mehr vor und hat den Dauergästen zum Frühjahr nächsten Jahres gekündigt. Die Wintercamper bat er jetzt schon darum, die Anlage zu verlassen.
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Der Grund ist, dass die Bauarbeiten in absehbarer Zeit starten. Dass die Bagger tatsächlich so schnell anrollen können, hängt mit einem Aufstellungsbeschluss zum neuen Bebauungsplan „Waldenburger Bucht“ zusammen, den der Attendorner Stadtrat auf den Weg bringen wird – daran gibt es nach einem einstimmigen Votum im zuständigen Ausschuss keine Zweifel mehr. Bis der neue Bebauungsplan mit all seinen Verfahrensschritten (öffentliche Beteiligungen, verschiedene Gutachten, etc.) allerdings ausgearbeitet ist, werden noch Monate ins Land ziehen. So lange will die EuroParcs Gruppe aber nicht mehr warten.
Befreiung von einer Festsetzung
Um zu verstehen, warum die ersten Ferienhäuser auch ohne einen rechtskräftigen, neuen Bebauungsplan gebaut werden dürfen, bedarf es eines Blickes in den noch gültigen, aus den 70er Jahre stammenden Plan. Dieser sieht die Urlaubsform Dauercamping grundsätzlich noch vor. Anders als sein „Nachfolger“. Nun ist es möglich, dass der Kreis Olpe als Genehmigungsbehörde dennoch dem Ferienparkbetreiber eine Erlaubnis zum Baustart erteilt – und zwar im Vorgriff auf die zukünftige Entwicklung in diesem Bereich, in dem das Dauercamping zugunsten einer anderen Nutzung – dem Bau der Tiny Houses – aufgegeben wird. Das Baugesetzbuch spricht hierbei von der Befreiung von einer Festsetzung.
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Wie die Häuser aussehen werden, steht im Großen und Ganzen schon fest. Der Betreiber plant mit drei verschiedenen Häusertypen – 50, 60 und 80 Quadratmeter groß. Ein flachgeneigtes Satteldach, eine Holzschalung als Fassade und die Ausrichtung nach Süden sind fest eingeplant. Die Häuser verfügen über Schlafräume, Badezimmer, Küche und Wohnbereiche. Auf der begrünten und von einer Hecke geschützten Terrasse können die Urlauber entspannen. Bei den kleineren Häusern (50 und 60 Quadratmeter) ist ein Auto-Stellplatz geplant, bei den großen Häusern werden es zwei sein.
Besonderes Geschäftsmodell
Zum Geschäftsmodell des Ferienparkbetreibers gehört im Übrigen auch, dass der Betreiber die Ferienhäuser zwar selbst baut, sie dann aber verkauft. „Das heißt, dass EuroParcs (...) für die Eigentümer der Ferienhäuser die Vermietung übernimmt. Dies läuft über eine eigene, zentral verwaltete Vermietungsorganisation. Die private Nutzung der Ferienhäuser durch die Eigentümer ist auf rund vier Wochen im Jahr begrenzt. Die restliche Zeit geht in die touristische Vermarktung, wird also für die Vermietung an Feriengäste genutzt. Die Eigentümer erhalten im Gegenzug eine attraktive Rendite“, erklärt Stefan Thurau von EuroParcs Deutschland.
Kein Photovoltaik
Photovoltaikanlagen wird es auf den Tiny Houses nicht geben. Laut Angaben des Unternehmens sind die Häuser dafür nicht ausgelegt. Ein mit Gas betriebenes Blockheizkraftwerk wird das gesamte Ferienparkgelände mit Wärme versorgen.
Für große Freude und Genugtuung sorgen die Planungen in der Politik. „Schon lange sind wir darum bemüht, das Juwel in der Waldenburger Bucht für den Tourismus zu heben. Leider ist uns dies in der Vergangenheit immer wieder aus unterschiedlichen Gründen nicht geglückt. Jetzt haben wir mit EuroParcs die einmalige Chance, dieses von uns allen angestrebte Ziel endlich zu verwirklichen“, lobte etwa Rolf Schöpf (CDU). Das touristische Potenzial unterstrich auch Matthias Pröll von den Grünen.
Und Wolfgang Langenohl (SPD) ergänzte: „Die Waldenburger Bucht ist eine der schönsten Gebiete unserer Stadt. Mehrere Jahrzehnte haben wir auf diesen Moment gewartet. Jetzt haben wir die Chance zu entwickeln, lasst sie uns ergreifen.“ Dabei dürfe man nur nicht die Belange der Anwohner vom Waldenburger Weg, die bislang einzige Zuwegung zur Bucht, außen vor lassen. „Wir haben die Verantwortung, eine sozialverträgliche Zuwegung zu schaffen.“ Genauso aber auch eine Verantwortung, die Waldenburger Bucht aus ihrem Dornröschenschlaf wach zu küssen.