Attendorn/Kreis Olpe. Für Stammgäste an der Waldenburger Bucht ist im Frühjahr 2023 Schluss. Der neue Betreiber verfolgt ein anderes Konzept. Sie orientieren sich um.
Wohin mit uns? Diese Frage stellen sich die weit mehr als 100 Dauercamper, die im Frühjahr 2023 ihren Stellplatz an der Waldenburger Bucht in Attendorn räumen müssen. Wie berichtet, entsteht direkt an der Bigge ein großer Ferienpark. Der neue Betreiber der Anlage seit Herbst vergangenen Jahres, die EuroParcs Gruppe aus den Niederlanden, sieht das Dauercampen im Konzept nicht mehr vor. Dafür setzt das Unternehmen, das erstmals einen Ferienpark auf deutschem Boden eröffnet, auf moderne Ferienhäuser mit Platz für bis zu acht Personen, auf einen erweiterteren Campingbereich, auf Tiny Houses, Baumhäuser, Glamping und ähnliches.
+++ Lesen Sie hier ein Interview mit Stefanie Härpfer, Direktion von EuroParcs Deutschland +++
Die Kündigung haben die Dauergäste, die teilweise seit Jahrzehnten die Waldenburger Bucht als ihr zweites Zuhause bezeichnen, in der vergangenen Woche erhalten. Im Gespräch mit dieser Redaktion haben einige von ihnen ihren Unmut kundgetan und eine Petition gestartet, um doch noch über das Frühjahr 2023 hinaus auf ihrem geliebten Campingplatz am Biggesee bleiben zu dürfen. Doch die Erfolgsausschichten sind gering, weshalb sich erste Betroffene in Zeiten eines nahezu ungebrochenen Booms auf Dauercampingplätze nach Alternativen umschauen.
Hof Biggen
Beispielsweise bei Jens Boenicke, dem der Campingplatz Hof Biggen an der L 539 zwischen Attendorn und Finnentrop gehört: „Wir haben einige Anfragen von Gästen an der Waldenburger Bucht bekommen und werden zum 1. April ein paar Restplätze an sie vergeben“, erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Und schränkt gleich ein: „Alle können wir nicht bedienen, da haben wir keine Chance.“ Der Hof-Biggen-Chef bietet auf seinem Platz rund 350 Stellplätze an und sagt: „Wir sind gut ausgelastet.“
Die Begründung
„Mit der Erweiterung des Konzeptes um ein zeitgemäßes, touristisch attraktives Unterkunftsangebot, das u.a. Baumhäuser, Chalets, Tiny-Häuser und Glamping umfassen wird, erfolgt eine komplette Umgestaltung des Areals, das Dauercamping zukünftig nicht vorsieht“, begründet Stefanie Härpfer, Direktion von EuroParcs Deutschland, die Entscheidung
Eine unmittelbare Konkurrenz macht Boenicke durch den niederländischen Ferienparkbetreiber, der mit einem komplett neuen Konzept durchstarten möchte, nicht aus. Ganz im Gegenteil. „Wir haben keine Angst davor. Konkurrenz belebt das Geschäft und ich freue mich, wenn das Sauerland touristisch bereichert wird.“
Camping Gut Kalberschnacke
Margot Holthoff von der Campinganlage Gut Kalberschnacke an der Listertalsperre in Drolshagen sagt: „Hier haben sich bereits einige Camper von der Waldenburger Bucht gemeldet. Im Moment sind noch vier Plätze frei.“ Die Anlage in Kalberschnacke bietet mit rund 370 Dauer-Stellplätzen die mit Abstand meisten im Kreis Olpe. Spürbar sei, dass offenbar wieder mehr Urlauber ins Ausland wollten als zu Beginn der Pandemie. Für den Übergang, so Margot Holthoff, könnten Campinginteressierte sich auch für einen Sommerstellplatz bewerben: Das wäre zumindest eine Lösung vom 1. Mai bis zum 31. November.
Camping Vier Jahreszeiten
Dietmar Harsveldt vom Campinganlage Vier Jahreszeiten kann am Sonderner Kopf rund 170 Dauerplätze zur Verfügung stellen. Aber: „Wir hatten gerade zwar ein halbes Dutzend Kündigungen, aber in der Regel stehen die Nachfolger sofort Gewehr bei Fuß, weil wir auch über eine Warteliste verfügen. Ich glaube nicht, dass ich aktuell etwas frei habe. Wenn Leute etwas suchen, sollen sie sich dennoch mal melden.“
+++ Das könnte Sie interessieren: Diese Campingplätze aus dem Kreis Olpe gehören zu den Top 5 +++
Der Campingboom, der während Corona spürbar Fahrt aufgenommen habe, halte an, und das gelte für sämtliche seiner Anlagen, sieben in NRW, jeweils eine in Hessen und Niedersachsen: „Während der Corona-Pandemie haben sehr viele Campinginteressierte Wohnwagen gekauft, die ja irgendwo stehen müssen. So, wie es zurzeit in einigen Städten zugeht, geht es ja nicht weiter. Viele parken ihre Wohnwagen oder Wohnmobile einfach in den Straßen, und das ist nicht erlaubt.“
Camping-Oase Biggesee
Bis auf den letzten Platz ausgebucht ist auch die Camping-Oase Biggesee in Sondern. Platzbesitzer Timo Schmidt-Schürmann: „Wir haben 81 Plätze, und die sind alle vergeben. Auf der Warteliste stehen zwei Dutzend Bewerber, und ich habe nicht den Eindruck, dass sich an dieser Situation absehbar viel ändert.“ Seit April 2020 sei das Interesse fürs Dauercamping noch einmal sprunghaft angewachsen. Vergrößern könne er die Anlage wegen der Topographie eigentlich nicht, das sei aber auch nicht beabsichtigt.
Naturcamping Kessenhammer
Auch Lorena Feldmann von der Naturcampinganlage Kessenhammer berichtet gleichlautendes: „Wir haben etwa 100 Dauercampingplätze, und auf der Warteliste stehen etwa 80 Interessenten.“ Anfragen seien weitestgehend aussichtslos. Auch Lorena Feldmann ist sicher: „Dieser Boom hält erst einmal an. Wir haben ja viele Familien, da waren die Eltern schon als Kinder mal hier und kommen gerne wieder zu uns.“