Breckerfeld. Nach der Bluttat in Breckerfeld schweigt der 20-jährige Angeklagte vor Gericht weiter eisern. Unterbringung in Psychiatrie soll geprüft werden.

Der Prozess um den gewaltsamen Tod eines Breckerfelder Autowerkstatt-Besitzers: Der Angeklagte, erst 20 Jahre alt, scheint es offensichtlich zu genießen, vor dem Landgericht Hagen rumzuzicken und im Mittelpunkt zu stehen. Oder ist sein auffälliges Verhalten Teil einer tiefergehenden psychischen Erkrankung? Die Jugendstrafkammer hält das zumindest für möglich und hat bereits den rechtlichen Hinweis erteilt, dass am Ende des Verfahrens eine Einweisung in die geschlossene Psychiatrie erfolgen könnte.

Erst mit anderthalbstündiger Verspätung durfte der zweite Verhandlungstag beginnen. Denn der Angeklagte hatte bereits in der Vollzugsanstalt Herford, in der er seit dem 6. August in Untersuchungshaft einsitzt, rebelliert und sich dem Gefangenentransport nach Hagen und dem obligatorischen Corona-Test verweigert.

So mussten im Gerichtssaal wiederholt besondere Maßnahmen für den 20-Jährigen, der in Nordkasachstan geboren wurde, ergriffen werden: Vier Justizvollzugsbeamte in Schutzkleidung, ausgestattet mit Helmen, Visieren, Knieschonern und besonders festem Schuhwerk, blieben während des gesamten Verhandlungstages hinter dem Angeklagten stehen und passten gut auf.

Breckerfeld: Tat hat Stadtgesellschaft erschüttert

Ganz Breckerfeld war geschockt und erschüttert von der grausamen Bluttat, die sich am 6. Juli vergangenen Jahres, eine knappe halbe Stunde vor Mitternacht, im Gewerbegebiet an der Egenstraße abgespielt hatte – als der 57-jährige Werkstattbesitzer, der als tüchtiger Handwerker und äußerst hilfsbereiter Mitmensch galt, durch 23 wuchtige Messerhiebe regelrecht niedergemetzelt wurde. Er hatte sich in die Werkstatt gerettet und noch selbst den Notruf gewählt – aber jede Hilfe kam für den Mann zu spät.

Der Angeklagte senkt während der Verhandlung immer wieder seinen Kopf zur Tischplatte und schweigt dazu eisern. Wie auch schon am ersten Prozesstag.

Einstweilen zeichnen Zeugenaussagen, wie die des ehemaligen Nachbarn, der lange Zeit neben der Autowerkstatt wohnte und der den Getöteten seit 20 Jahren kannte, das Bild eines tüchtigen Malochers, der oftmals bis weit nach Mitternacht in der Lackierkabine stand: „Ich kenne keinen Mann, der so viel gearbeitet hat und so wenig geschlafen.“

Als ehrenamtlicher Helfer bei der Freiwilligen Feuerwehr musste der Zeuge in der Tatnacht noch einmal dienstlich zu der Autowerkstatt mit dem auffällig blauen Metalltor zurückkehren.

Mittlerweile ein Ort des Verbrechens: Dort lag der blutende Kfz-Mechaniker, schwerverletzt und sterbend am Boden. Der unauslöschliche Eindruck des belastenden Einsatzes wirkt in dem Zeugen bis heute nach: „Seitdem befinde ich mich in psychologischer Behandlung.“

Angeklagter macht regelmäßig Ärger

In der JVA Herford macht der 20-jährige Angeklagte regelmäßig Ärger, verweigert dort jegliche Gespräche mit den Psychologen und den Mitarbeitern des Sozialdienstes: „Alle Versuche, ihn in den Justizalltag zu integrieren, sind gescheitert.“

Der psychiatrische Gutachter Dr. Nikolaus Grünherz (Hagen), den das Gericht für das Verfahren bestellt hat, war zunächst auch beim Angeklagten abgeblitzt. Doch jetzt zeigt sich der 20-Jährige erstmals gesprächsbereit.

Nächster Verhandlungstermin ist der 11. Januar. Es werden weitere Zeugen gehört.