Menden. Ein Balver Arzt kritisiert das Impfzentrum Menden. Der Betreiber nötige Geimpfte mit falschen medizinischen Aussagen zu Tests. Dieser wehrt sich.

Der Balver Mediziner Dr. Egbert Stüeken äußert massive Kritik an den Betreibern des Mendener Impfzentrums. Stüeken kritisiert, dass jeder Geimpfte vorher einen Corona-Schnelltest machen muss. Den Betreibern unterstellt er Geschäftemacherei und wirft ihnen standesrechtliche Verstöße vor. Die Geimpften würden mit Falschaussagen unter Druck gesetzt.

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Balver Arzt: Aussagen widersprechen klar den Empfehlungen der STIKO und der EMA

Stüeken stößt sich vor allem an der Aussage, dass die Tests davor schützen sollen, in eine bestehende Infektion hineinzuimpfen. Das könne jemandem „im schlimmsten Fall den Rest geben“, hieß es durch die Betreiber des Impfzentrums gegenüber der WP. „Diese Behauptung ist frei erfunden, widerspricht der Einschätzung und klaren Empfehlungen der zuständigen Gremien wie STIKO, EMA usw. und hat nur den Zweck, die durchs Impfgeschäft erzielbaren Einnahmen zu erhöhen“, sagt Stüeken. Der Mediziner verantwortet in Balve ebenfalls mit Kollegen ein Impfzentrum. Dort wird nicht getestet.

Stüeken spricht von „höchst fragwürdigen Vorstellungen“. Es sei nach gängigem Stand der Wissenschaft „ein Ammenmärchen“, dass eine Impfung bei einer bestehenden Infektion schade. Man zwinge die Impflinge zu einem Test, der unnötig sei. Das Impfzentrum rechnet die Tests als Bürgertests ab. Andere Mediziner hatten bereits Zweifel angemeldet, ob es überhaupt legal ist, die Tests als Bürgertests abzurechnen, wenn der Getestete seinen Anspruch auf den kostenlosen Test gar nicht geltend macht, sondern der Anspruch quasi durch das Impfzentrum geltend gemacht wird.

Betreiber Dr. Walter Blaß verteidigt das Vorgehen

Neues Impfzentrum im Bürgersaal in Menden. Dr. Walter Blaß leitet das Zentrum.
Neues Impfzentrum im Bürgersaal in Menden. Dr. Walter Blaß leitet das Zentrum. © Westfalenpost | Arne Poll

Der Fröndenberger Arzt Dr. Walter Blaß als Betreiber des Impfzentrums zeigt sich verärgert von der Kritik. Die Begründung für die Tests gelte für ihn weiter: „Ich finde es weiter vernünftig. Es geht nicht nur um Geld. Es geht um Sicherheit der Patienten. Es geht um Sicherheit der Mitarbeiter.“

Blaß sieht die Kritik mit Neid begründet. Dabei sei für alle Ärzte genug vom Kuchen da: „Wenn wir 50.000 Menschen zu boostern haben, haben wir alle genug zu tun.“ Kein anderer habe in Menden in so kurzer Zeit ein Impfzentrum aufbauen wollen, als der Kreis selbst eine Lücke ließ. Blaß verteidigt die Einnahmen auch mit dem enormen Aufwand: „Es waren 20 Menschen dabei. Schlafen ist dann erst einmal nicht.“ Blaß lobt den Einsatz aller Beteiligten. Tatsächlich hatten auch viele Geimpfte den Einsatz am Samstag immer wieder deutlich gelobt (WP berichtete).

Drohen tatsächliche Konsequenzen für das Mendener Prinzip

Aus Stüekens Sicht drohten einem Arzt für das Werben mit falschen medizinischen Aussagen sogar standesrechtliche Konsequenzen. Blaß dagegen hält die Aussage zum Testen weiter für ausdrücklich medizinisch begründet.

Die Kassenärztliche Vereinigung und die Ärztekammer prüfen aktuell die Vorwürfe. Die Kassenärztliche Vereinigung kündigt auf WP-Nachfrage an, sich frühestens am Mittwoch dazu äußern zu können.