Menden. Entsetzliche Bilder: Die Mendener Tierschützerin entdeckt abgemagerte Kaninchen – eingesperrt in einer Waldhütte und in einer zugenagelten Kiste.

Diesen Anblick wird Barbara Kemper so schnell nicht vergessen: Die engagierte Mendener Tierschützerin ist fassungslos angesichts eines erschütternden Falls von Tierquälerei. Jetzt hat sie eine Belohnung in Höhe von 500 Euro ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen.

Alles begann vor einigen Tagen mit einer Pilzsammlerin, die durch die dunkle Scheibe einer alten verfallenen Jagdhütte in Oesbern (Nähe Wolfskuhle/Zum Lindloh) eine verstörende Entdeckung machte. Sie entdeckte dort Umrisse eines Kaninchens und informierte die Mendener Tierhilfe.

Die Tiere hatten Reisigzweige – aber kein Futter und keinen Tropfen Wasser.
Die Tiere hatten Reisigzweige – aber kein Futter und keinen Tropfen Wasser. © Barbara Kemper | Barbara Kemper

Die Jagdhütte gehört der Mendener Tierschützerin Barbara Kemper, die diese Hütte vor vielen Jahren von ihrem verstorbenen Vater geerbt hat: „Ich habe mich nie um die Hütte gekümmert, sondern sie der Natur – den Tieren – überlassen“, berichtet sie. „Das ist ein verwildertes Grundstück mit einer alten Hütte.“ Als Barbara Kemper von dem Vorfall hörte, machte sie sich sogleich – parallel zur Tierhilfe – auf den Weg zur Hütte.

Was sie dort entdeckte, erschütterte Barbara Kemper bis ins Mark. In der Hütte fand sie insgesamt fünf noch lebende Kaninchen, die bis auf die Knochen abgemagert waren. Zwei von ihnen wurden in einer Kiste gehalten, die komplett zugenagelt war. „Die Tiere vegetierten in absoluter Dunkelheit vor sich hin“, erzählt Barbara Kemper. Da die Kiste zwei Meter lang und 80 Zentimeter breit und tief war, vermutete Barbara Kemper zunächst noch Schlimmeres, da auch ein Mensch dort hineingepasst hätte: „Als wir die Kiste öffneten, entdeckten wir zwei Kaninchen, die hatten nichts zu fressen.“

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Auch in der Hütte sei die Hälfte eines Raumes mit alten, vertrockneten Zweigen gefüllt gewesen, „die Tiere hatten kein Wasser. Sie waren hochgradig vernachlässigt.“ Draußen habe ein Grill gestanden, so dass die Mendenerin vermutet, dass der Unbekannte Tiere dort geschlachtet, gegrillt und gegessen hat.

Das Bett im einstigen Schlafzimmer ist vom Kot der Tiere übersät.
Das Bett im einstigen Schlafzimmer ist vom Kot der Tiere übersät. © Barbara Kemper | Barbara Kemper

Das einstige Schlafzimmer, das sich in der Hütte befindet, sei vom Kot der Tiere übersät. „Deshalb glaube ich nicht, dass der Mann in der Hütte gewohnt hat“, vermutet Barbara Kemper. „Der wird immer mal wieder hergekommen sein. Das war keine Nacht- und Nebelaktion.“ Zudem seien vor Ort auch Kisten und Kartons gefunden worden.

Auch die Hütte selbst hat der Unbekannte verändert, weiß Barbara Kemper. Zudem sei auf dem Grundstück viel Müll und Unrat gewesen, den der Unbekannte dort hinterlassen hat. Für sie steht fest, dass der Täter schon viele Monate oder sogar schon mehr als ein Jahr dort immer mal wieder gehaust haben muss: „Er ist anscheinend immer wieder für Saufgelage oder für was auch immer zu der Hütte gekommen.“ Die Hütte sei derart abgelegen, dass der Unbekannte nicht befürchten musste, dass zufällig Spaziergänger oder Anwohner vorbeikommen: „Sie liegt so versteckt, dass man die nicht ohne Weiteres findet.“

Polizei sichert Spuren vor Ort

Barbara Kemper alarmierte die Polizei, die vor Ort die Spuren sicherte. Die Tiere sind in Obhut der Tierhilfe, erläutert die Mendenerin: „Ich bin der Tierhilfe sehr dankbar, dass sie sich sofort gekümmert hat.“

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Nach dem Einsatz der Polizei installierte Barbara Kemper eine Wildkamera, weil sie die Hoffnung hatte, so dem Unbekannten auf die Schliche zu kommen. Wenige Tage später allerdings war die Wildkamera verschwunden: Der Unbekannte hatte die Kamera offenbar entdeckt und entfernt. Die Aufnahmen sind leider nur direkt auf der Kamera gespeichert, so dass es keine Hinweise auf den Täter gibt. „Ich habe nie vermutet, dass der den Baum mit der Kamera findet“, sagt Barbara Kemper.

Qual der Tiere macht Barbara Kemper zu schaffen

Der Mendenerin macht weniger zu schaffen, dass ein Unbekannter ihr Eigentum – nämlich die Hütte – in Besitz genommen hat. So habe in früheren Jahren auch schon mal ein Obdachloser dort genächtigt, „das hat mir nichts gemacht, das war ja nicht schlimm“. Vielmehr geht es der engagierten Tierschützerin, die selbst mehrere Tiere zu Hause hat, um die offenkundige Qual, die die gefundenen Kaninchen erleiden mussten. Und sie hat die Befürchtung, dass es im Laufe der Monate noch viel mehr Tiere waren, die dort hausen mussten.

Die Tierschützerin hat nun Anzeige gestellt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Sie befürchtet, dass der Unbekannte sich einen anderen Ort suchen könnte, um weiter Tiere nicht artgerecht zu halten: „Ich habe Angst, dass der irgendwo weiter macht.“ Darüber hinaus hat Barbara Kemper eine Belohnung in Höhe von 500 Euro ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen. Die Hinweise werden vertraulich behandelt, betont Barbara Kemper.

Hinweise an Barbara Kemper unter 02373-5272.