Hagen. Der Hagener Verkehrsexperte Jürgen Sporbeck will das 9-Euro-Ticket bundesweit. Die Straßenbahn verkauft es auch über die App.
Verkehr ist seine Profession. Und wie bitte soll man andere beraten, wenn man nicht selbst immer wieder den öffentlichen Personennahverkehr nutzt? Jürgen Sporbeck aus Hagen ist Ingenieur und hat sich als Berater für öffentliche Verkehrssysteme selbstständig gemacht. Der Grünen-Politiker, der unter anderem im Verkehrsausschuss der Stadt Hagen sitzt, freut sich auf das 9-Euro-Ticket und schmiedet bereits Reisepläne.
„Ich kann mir ja zum Glück meine Zeit selbst einteilen“, sagt Sporbeck, „aber ich habe mir vorgenommen, in den nächsten drei Monaten alle möglichen Winkel der Republik zu bereisen.“
Hagener will auch Fernzüge nutzen
Allerdings will er sich da nicht allein auf den Regionalverkehr stützen. „Ich werde frühzeitig nach günstigen Angeboten im Fernverkehr stöbern, dann drei bis vier Stunden mit dem Intercity oder dem ICE fahren und schließlich vor Ort den Regionalverkehr nutzen.“
Generell begrüßt Sporbeck, der im letzten Jahr nur mit Regionalzügen rund zehn Stunden lang bis Frankfurt/Oder gereist ist, das 9-Euro-Ticket. „Ich musste zwar mehrfach umsteigen, aber das gibt einem bei der Maskenpflicht die Gelegenheit, einmal durchzuatmen. Das finde ich sehr angenehm.“ Darüber hinaus habe der Regionalverkehr den großen Vorteil, dass die Züge in aller Regel wesentlich pünktlicher kämen als die im Fernverkehr. Auch seien die Züge nicht so überfüllt.
Straßenbahn verkauft 9-Euro-Ticket per App
Das wiederum kann sich nun allerdings ändern. Wenngleich die Deutsche Bahn auf Anfrage dazu noch keine Einschätzung abgeben will. „Der Verkaufsstart ist ja am Montag“, so eine Sprecherin. „Dann werden wir uns äußern.“ Am Freitag hat der Bundesrat das 9-Euro-Ticket endgültig abgesegnet.
Zumindest die Hagener Straßenbahn rechnet mit wesentlich mehr Fahrgästen in ihren Bussen. „Sowohl die Fahrer als auch unser Kundencenter sind vorbereitet“, so Sprecherin Alicia Pieper. „Das Ticket kann ab Monat auch über unsere App gebucht werden. Im Kundencenter informieren Plakate über alle Möglichkeiten, die es bietet.“ Pieper betont, dass Kunden mit bestehendem Abo die Differenz zum 9-Euro-Ticket erstattet bekämen.
Kritik vom VER-Chef
Während sich die Hagener Straßenbahn noch nicht zu einer möglichen finanziellen Belastung des Unternehmens äußern will, weil die Finanzierung des Tickets noch nicht final geklärt sei, hatte sich Peter Bökenkötter, Verkehrsverbund Ennepe-Ruhr (VER) durchaus kritisch geäußert. Er fürchtet Verluste für sein Unternehmen.