Schwelm/Gevelsberg/Ennepetal. Das 9-Euro-Ticket startet auch im Ennepe-Ruhr-Kreis. Deshalb steht es schon vor dem Start in der Kritik.

Neun Euro zahlen und einen Monat lang mit Bus und Bahn durch die ganze Republik fahren – wenn der Bundesrat heute über das 9-Euro-Ticket befindet, schaut Peter Bökenkötter, Geschäftsführer der VER, ganz genau hin. Denn: Einerseits hält er nicht viel von der Idee, auch weil sehr viele Dinge nicht geklärt sind. Andererseits fürchtet er enorme Verluste für die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr, die ohnehin finanziell am Krückstock geht.

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„Man hätte einfach mal ÖPNV-Experten fragen müssen, bevor man so ein Ding anschiebt“, sagt der VER-Chef im Gespräch mit der Redaktion. Eine Wahl – sollte das 9-Euro-Ticket den Bundesrat passieren – hätte er freilich nicht und darauf sind VER und Muttergesellschaft Bogestra bestens vorbereitet. „Am 23. Mai beginnt der Verkauf und ich kann nur an alle appellieren, sich das Ticket auf dem digitalen Weg zuzulegen“, sagt Sandra Bruns, Pressesprecherin der Bogestra. Bei den Busfahrern beispielsweise ist das Ticket nicht erhältlich.

Viele offene Fragen

Vom 1. Juni bis zum 31. August soll es dann mit dem Ticket möglich sein, mit Bus und Bahn einen Monat lang durch ganz Deutschland zu fahren. „Wichtig: Das Ticket ist monatsscharf. Kaufe ich mir das Ticket für den Juni, kann ich damit auch nur im Juni fahren“, macht sie klar. Und hier besteht eine Abgrenzung zu anderen Tickets, die ab dem Startdatum auch über Monatsgrenzen hinaus einen Monat genutzt werden können – beispielsweise vom 15. bis zum 15. des Folgemonats.

Die VER versucht, so gut wie eben möglich auf ihrer Internetseite über das 9-Euro-Ticket aufzuklären.
Die VER versucht, so gut wie eben möglich auf ihrer Internetseite über das 9-Euro-Ticket aufzuklären. © WP / Stefan Scherer | Stefan Scherer

Das ist allerdings nur eine von vielen Fragen der ÖPNV-Nutzer. Bogestra und VER versuchen, so ausführlich wie möglich, auf ihren Internetseiten Klarheit zu schaffen Einfach zu beantworten ist die Frage, was diejenigen machen müssen, die ein Abo haben, das über eine Einzugsermächtigung abgebucht wird. „Sie bekommen einfach weniger Geld abgebucht“, sagt Sandra Bruns. Komplizierter wird es hingegen bei Tickets, auf denen jemand mitfahren darf. Generell ist das nämlich auch erlaubt, aber nur bis zur Grenze des jeweiligen Verkehrsverbands. „Ab da muss der Mitfahrer dann zahlen“, sagt Sandra Bruns. Aha...

Wie stark das Ticket genutzt werden könnte – da vermögen die beiden keine Prognose abzugeben und benutzen sogar unabhängig voneinander dieselbe Redewendung: „Wir haben keine Glaskugel, in die wir schauen könnten.“ Bökenkötter sagt jedoch: „Ich glaube nicht, dass die Kunden damit vorwiegend unsere Busse nutzen, sondern dass für Leute, die dieses Angebot in Anspruch nehmen, vor allem der überregionale Zugverkehr interessant ist. Dennoch weiß ich nicht, wie viele Monatskarten das bei uns betrifft. Ich habe kein gutes Gefühl unseren Gesellschaftern gegenüber.“

Doch die tatsächlichen lokalen Auswirkungen wird man wohl erst im ersten Monat im Ennepe-Ruhr-Kreis sehen – wenn der Bundesrat seine Zustimmung gibt.

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