Hagen. Unterm Strich wird das Parken im Parkhaus des Kaufhofs in Hagen günstiger, allerdings nicht für jeden Kunden. Und wie kommt die Zentralkasse an?
Die Anruferin ist erzürnt: „Ich habe 61 Minuten geparkt und musste dafür vier Euro berappen. Das war früher viel günstiger, denn ich habe einen Teil der Parkgebühr erlassen bekommen, wenn ich etwas gekauft habe.“ Die Dame am Telefon berichtet verärgert über ihren jüngsten Besuch im Kaufhof.
Die Stadtredaktion fragt bei der Geschäftsleitung des Hagener Warenhauses nach. Seit einigen Wochen laufe bei ihnen im Parkhaus an der Hochstraße einiges anders, sagt Filial-Geschäftsführer Peter Erb und erklärt: „Wir sind zwar auch weiterhin der Betreiber des Parkhauses mit 85 Plätzen, doch den technischen Support haben wir zentralisiert, den übernimmt nun eine Spezialfirma.“
Preisgestaltung hat sich verändert
Damit spielt Erb zum Beispiel auf das Notruf- und Schrankensystem an, für das seit einigen Wochen eine Fremdfirma verantwortlich zeichnet. Und auch die Preisgestaltung habe sich verändert, „allerdings sind wir günstiger geworden im Vergleich zu vorher“, unterstreicht der Filial-Geschäftsführer.
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In der Vergangenheit habe die erste Parkstunde 2 Euro, die zweite Stunde 2,50 Euro und jede weitere Stunde 3 Euro gekostet, „wer also zum Beispiel die dritte Parkstunde angebrochen hatte, musste 7,50 Euro bezahlen“, so Erb. Und heute? „Wir berechnen jede Stunde gleich, und zwar mit zwei Euro. Bedeutet ab der dritten angebrochen Stunde also 6 Euro insgesamt.“
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Klingt kundenfreundlich, wenn nur das „aber“ nicht wäre, denn während es früher unabhängig von der Höhe eines Einkaufs im Kaufhof eine Vergütung aufs Parken gab (bei einer Stunde Parkzeit gab’s einen Euro Rabatt, bei zwei Stunden zwei Euro), ist seit einem Monat nicht nur die Einkaufshöhe für den Rabatt entscheidend, sondern auch, ob man Kaufhof-Kundenkartenbesitzer ist oder nicht.
Konkret bedeutet das: Kunden können ab einem Einkaufswert von 50 Euro eine Stunde gratis parken, zwei Stunden ab einem Einkaufswert von 100 Euro. Knackpunkt für einige Kunden: Gemeinsam mit dem Parkticket muss man an der Kasse seine Kundenkarte vorlegen, nur dann wird die Vergünstigung gewährt. Wer keine Kundenkarte besitzt, hat die komplette Parkgebühr zu zahlen.
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„Wir waren die einzige Kaufhof-Filiale in ganz Deutschland, in der noch unabhängig vom Kaufbetrag rabattiert wurde“, betont Peter Erb, dem durchaus schon verärgerte Kunden, die keine Kundenkarte besitzen und auch keine beantragen wollen, untergekommen sind, „aber wir belohnen auf diesem Weg unsere treuen Kunden. Natürlich ist die Karte auch ein Kundenbindungsinstrument“, räumt er ein.
Auch die vor zwei Jahren eingeführte Zentralkasse stößt nicht bei jedem Kunden auf Begeisterung, wobei die meisten Reaktionen positiv ausfallen würden, beteuert Erb. Man lerne schließlich auch von anderen im Handel tätigen Unternehmen, „ob im Verbrauchermarkt, in der Buchhandlung oder im Modegeschäft - in fast jedem größeren Laden gibt es heute Zentralkassen. Bereichskassen sind einfach out.“
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Das Prinzip nur noch einer Servicekasse im Erdgeschoss basiere auf dem Konzept der „Single line“, sprich, der Kunde stellt sich an einer Schlange an und wird dann von einer Kassiererin oder einem Kassierer, die oder der frei wird, heran gewunken. Man handele frequenzangepasst, so Erb, bei hohem Kundenaufkommen seien meist sechs Kassen, in Normalzeiten nur zwei oder drei Kassen geöffnet.
Die 2020 eingeführte Servicekasse sei keinesfalls mit einem Personalabbau einher gegangen, vielmehr sei dadurch eine exakte Arbeitsteilung möglich geworden. „Wir haben geschultes Kassenpersonal, das sich zum Beispiel mit aktuellen Marketing- oder Rabattaktionen auskennt. Und wir haben Verkäuferinnen und Verkäufer, die auf der Fläche die Kunden beraten“, so Peter Erb.
70 Mitarbeiter beschäftigt
Der Hagener Kaufhof (Galeria Kaufhof) wird als lokales Forum betrieben, sprich, das Sortiment ist auf lokale Kundschaft ausgerichtet.Im Hagener Warenhaus sind ca. 70 Mitarbeiter beschäftigt.Peter Erb ist seit November 2020 Filial-Geschäftsführer in Hagen.
Kunden, die dennoch wie früher üblich pro Etage eine Kasse erwarten, antwortet Erb: „Gerade in Coronazeiten kann es nun vor einer Kasse auf einer Etage keine Grüppchenbildung mehr geben. Und man muss sich auch, wenn man Waren aus verschiedenen Abteilungen kaufen möchte, nur einmal anstellen und nur einmal, wenn man sie besitzt, seine Kundenkarte oder Rabattcoupons aus dem Portemonnaie kramen.“ Shopper (große Taschen) und Rollwagen, die auf jeder Etage zu finden seien, würden den Transport der Artikel erleichtern.
Satellitenkassen im Weihnachtsgeschäft
Im Weihnachtsgeschäft, schränkt der Filial-Geschäftsleiter ein, reiche eine Servicekasse allerdings nicht aus, „in der Adventszeit und besonders an den Adventssamstagen richten wir auf den einzelnen Etagen dann doch Satellitenkassen ein, um den Druck von der Zentralkasse zu nehmen“. Und die Dame am Telefon? Die ist über die Aufklärung durch uns dankbar, wenn sie auch nicht über jede Neueinführung im Kaufhof glücklich ist.