Hohenlimburg. Ein Besuch von Regierungspräsident Vogel hat den Streit um den Standort der Wilhelm-Busch-Schule in Hagen neu entfacht.
Knapp acht Jahre nach dem letzten Zank droht erneut ein heftiger Streit um den Standort der Förderschule Wilhelm Busch in Hohenlimburg zu entbrennen. Und die Fronten sind, mit leichten Verschiebungen, die gleichen wie schon 2014: Die Schule will so schnell wie möglich weg aus der als Abschiebebahnhof empfundenen Obernahmer und sieht sich von der Bezirksregierung in Arnsberg unterstützt. Die Stadt Hagen dagegen möchte, dass die Schule mindestens bis 2027 bleibt, wo sie ist, da sonst ein riesiger finanzieller Schaden droht.
Regierungspräsident will sich Eindruck von Situation in Hohenlimburg verschaffen
Offenbar ohne Absprache mit der Stadtverwaltung besuchte im Dezember der Regierungspräsident Hans-Josef Vogel die Schule. Denn der Arnsberger Behörde obliegt die Obere Schulaufsicht, sie hat darauf zu achten, dass die Stadt Hagen ihre Schulen im Einklang mit den Gesetzen betreibt. „Herr Vogel hat sich einen Eindruck von der Situation vor Ort verschaffen wollen“, beschrieb Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung, die Visite seines Chefs. Mehr gebe es augenblicklich nicht zu sagen.
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Allerdings hat die Bezirksregierung bereits 2014 darauf gedrängt, die Wilhelm-Busch-Schule, in der Kinder mit emotionalem und sozialem Förderbedarf unterrichtet werden, aus der Obernahmer umzusiedeln. In der Tat ist der Standort abgelegen und isoliert, so als habe man die als schwierig geltenden Kinder absichtlich am Rand der Stadt platziert. „Für mich ist das untragbar“, sagt Nicole Pfefferer (Grüne), Vorsitzende des Schulausschusses in Hagen: „Sowohl das Gelände als auch der Standort sind für eine Schule völlig ungeeignet.“
Das klang vor acht Jahren noch ganz anders. Nachdem Schulleiterin Christine Wolter die Zustände in ihrer Lehranstalt als „ghettomäßig“ bezeichnet hatte, entschlossen sich die Mitglieder des Schulausschusses zu einem Ortstermin in der Obernahmer, wo sie sich von der Innenausstattung der Schule beeindruckt zeigten. „Es ist systematisch Material gesammelt worden, um den Standort schlecht zu reden und einen Kündigungsgrund zu finden“, fasste der als besonnen geltende Friedrich-Wilhelm Geiersbach, seinerzeit schulpolitischer Sprecher der SPD, die Auffassung der Schulpolitiker zusammen.
Werkhof ist Besitzer der Immobilie
Sollten Schule und Bezirksregierung dennoch an ihrer Absicht festhalten, die Schule zu verlegen – so lautete letztlich der Beschluss des Schulausschusses –, müssten sie auch alle damit verbundenen Kosten tragen: für den Umzug, für die Ertüchtigung des neuen Standorts und für die bis 2027 anfallenden Mietkosten an den Werkhof.
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Tatsächlich ist bis heute der Werkhof, ein eingetragener Verein, Besitzer der Immobilie. Ohne die Mieteinnahmen, für die die Stadt Hagen als Betreiberin der Schule aufkommt und die sich nach Informationen unserer Zeitung auf rund 450.000 Euro pro Jahr belaufen, stünde der Werkhof vor der Insolvenz. Das wiederum dürfte nicht ohne Folgen für die Werkhof gGmbH bleiben, eine städtische Tochtergesellschaft, die sich u.a. um Langzeitarbeitslose kümmert und an der der Verein rund ein Viertel der Anteile hält. Letzten Endes wäre es die Stadt Hagen, die auf immensen Folgekosten sitzen bliebe.
Welches Brisanz die Thematik besitzt, zeigt sich schon daran, dass neben der Bezirksregierung auch Schulleiterin Christine Wolter und Hagens Schuldezernentin Margarita Kaufmann keine Stellungnahme abgeben wollten. Als Begründung ließ Frau Kaufmann lediglich mitteilen, es handele sich um ein „laufendes Verfahren“.
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Dass die Dinge dennoch ein wenig anders liegen als 2014, ist auf die neue starke Frau an der Spitze des Schulausschusses zurückzuführen. Für Nicole Pfefferer, seit der Kommunalwahl 2020 im Amt, ist das Kostenargument zweitrangig, wenn es um das Wohl von Kindern und Jugendlichen geht: „Je eher die Schule aus der Obernahmer rauskommt, desto besser.“