Hagen. Eine besondere Atmosphäre des Miteinanders erleben die Bewohner des Hospizes in der Rheinstraße. Nicht nur, wenn es ein Show-Cooking gibt.

An diesem Tag sind die Tische auf der Terrasse besonders schön eingedeckt: Weißes Tischtuch, Blumen, Kerzen, Servietten und eine Flasche Wein. Passend dazu scheint die Sonne, der Himmel ist blau. Die ersten Gäste nehmen Platz. Die Gäste sind die Bewohner des stationären Hospizes in Hagen an der Rheinstraße. Denn an diesem Samstag wird im Garten des Hospizes für sie gekocht. Unterstützt wird das Show-Cooking-Event vom Förderverein des Hospizes und vom Hotel Arcadeon, das neben dem Essen auch zwei Köche bereitstellt.

„Wir veranstalten regelmäßig solche besonderen Aktionen für unsere Gäste. Wir hatten schon mal den Zirkus hier, zwei Esel zu Besuch oder haben vor dem Haus eine Eisdiele aufgebaut”, berichtet Brigitte Kramps, zweite Vorsitzende des Fördervereins. Die unterschiedlichen Aktionen sollen den Gästen einen Moment Abwechslung bringen, für schöne Erinnerungen sorgen. Die Idee dazu hatte vor einigen Jahren Einrichtungsleiterin Merle Schüpphaus.

Koch Gerrey Demishaj und Stefan Theusner vom Arcadeon lassen beim Show-Cooking keine Wünsche offen..
Koch Gerrey Demishaj und Stefan Theusner vom Arcadeon lassen beim Show-Cooking keine Wünsche offen.. © WP | Michael Kleinrensing

„Das ist für uns alle hier eine Herzensangelegenheit. Wir wollen unseren Gästen eine schöne letzte Zeit bescheren und für sie da sein.” Für acht Gäste bietet das Hospiz an der Rheinstraße Platz. Die Warteliste ist voll. Es heißt ein Hospiz sei einer der fröhlichsten Orte, den es gibt. Die Einrichtung an der Rheinstraße spiegelt genau das wider: Es wird viel und laut gelacht an diesem Samstag. „Wir haben hier immer viel Spaß und vor Corona haben wir hier wilde Partys gefeiert”, berichten die Mitarbeitenden. Es klingt widersprüchlich, aber genau an diesem Ort scheint das Leben ganz besonders greifbar.

Besondere Erinnerungen wecken

Heinz Limpinsel lebt seit etwa vier Wochen in der Einrichtung. Der 71-Jährige hat einen Hirntumor. Die Ärzte können nichts mehr für ihn tun. Wie lange er Gast in dem Haus sein wird, ist ungewiss. Einige bleiben ein paar Tage, andere Wochen und manche sogar ein paar Monate. Seine Tochter Malin besucht ihren Vater täglich: „Es war ein absoluter Glücksfall, dass wir hier einen Platz bekommen haben. Mein Mann und ich wohnen nur ein paar Straßen weiter. Die Mitarbeitenden sind alle so freundlich und kümmern sich so gut um ihn. Es ist eine tolle Atmosphäre. Es hilft mir zu wissen, dass er es hier so gut hat”, so die 33-Jährige.

 Die Ehrenamtliche Annette Becker-Mertens serviert einem Hospiz-Gast das Menü aus dem Angebot des Arcadeon.
Die Ehrenamtliche Annette Becker-Mertens serviert einem Hospiz-Gast das Menü aus dem Angebot des Arcadeon. © WP | Michael Kleinrensing

Großen Hunger hat Heinz Limpinsel an diesem Samstag allerdings nicht. Er sei nicht so der große Esser, sagt er. Lieber erzählt er von seinem guten Freund Bertram, seiner Ausbildung und wie er von Marsberg nach Hagen gekommen ist. So wie Heinz Limpinsel gehe es vielen Gästen: „Sie haben oft kaum noch Appetit, dennoch kochen wir ihr Lieblingsessen oder backen Waffeln, die sie schon von weitem riechen können. Denn es sind oft die Gerüche, die besonders schöne Erinnerungen an eine tolle Zeit in ihrem Leben wecken”, sagt Merle Schüpphaus.

Trotz fröhlicher und herzlicher Stimmung in dem Haus an der Rheinstraße gehen Merle Schüpphaus und ihrem Team die Schicksale immer wieder ans Herz: „Wir bauen zu allen Gästen eine enge Beziehung auf, genauso wie zu den Angehörigen. Vor allem der Tod von jungen Menschen lässt einen nicht so schnell los. Erst kürzlich hatten wir eine junge Mutter, die bei uns verstorben ist. Da braucht man schon einen Moment zum Durchatmen und eine gutes Team, dass sich gegenseitig unterstützt.”

Ausreichend Zeit für die Gäste

18 Pflegekräfte arbeiten im Hagener Hospiz, eine davon ist Jenny Krutwig, die seit November vergangenen Jahres dabei ist. Der jungen Krankenschwester war es immer wichtig, Zeit für die Menschen zu haben: „Zeit haben wir hier für unsere Gäste. Hier kann jeder in Würde sterben und wir begleiten die Menschen dabei.” Unterstützt wird das Team von ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Dazu zählen unter anderem auch Ulrike Stössel und Annette Becker-Mertens. Die beiden Frauen waren beide gleich verzaubert von der fröhlichen Stimmung an diesem Ort. Einem Ort, der zu den fröhlichsten Orten zählt, die es gibt.

Für die Arbeit im Hospiz werden immer ehrenamtliche Mitarbeitende gesucht. Wer Interesse an einer Aufgabe in der Einrichtung hat, kann sich unter Telefon 02331 59837-00 oder per Mail an infohospiz-hagen.de melden.