Hagen. Was die Corona-Inzidenz bei Jugendlichen betrifft, liegt Hagen NRW-weit auf einem Spitzenplatz. Das beeinträchtigt das Schulleben immer häufiger.

In kaum einer anderen Stadt in Nordrhein-Westfalen ist die Kinderinzidenz so hoch wie in Hagen. Das schlägt sich auch an den Hagener Schulen nieder. An insgesamt 38 Schulen ermittelt derzeit das Gesundheitsamt der Stadt Hagen.

Bei den 5- bis 14-Jährigen liegt die Inzidenz in Hagen bei 508,6. Lediglich Wuppertal (761,2), Leverkusen (563,1) und Krefeld (530,3) weisen in NRW in dieser Altersklasse eine noch höhere Corona-Inzidenz auf. Die Gesamtinzidenz beträgt 163,8.

Hohe Inzidenz nach den Ferien befürchtet

„Das Gesundheitsamt hatte genau diese Situation befürchtet“, so Michael Kaub, Sprecher der Stadt Hagen, „schon vor Beginn der Ferien und dann später noch einmal hatte die Stadt deshalb darauf hingewiesen, dass sich Reiserückkehrer bitte zweimal – mit einem gewissen Abstand – testen mögen.“ Nach der Eindämmung des Virus vor den Ferien sei es nun zu einer Verbreitung und einem erneuten Inzidenz-Anstieg gekommen. „Den gab es im Vorjahr auch“, so Kaub, „allerdings ist er durch eine fehlende Testverpflichtung in Einrichtungen nicht direkt offenbar geworden.“

Aus Sicht der Stadt sind die Ursachen vielfältig und „nicht immer sicher zu benennen“. Eine Ursache seien auch Familienzusammenführungen in Heimatländern. „Eine weitere sind Urlaube mit hemmungslosen Partys oder alkoholischen Exzessen in den dafür bekannten Ferienregionen“, so Kaub.

Folgen an Hagener Schulen zu spüren

Die Folgen sind in den Hagener Schulen zu spüren: „Durch jetzt erforderliche Quarantänen wird das Schulleben belastet“, so Kaub. Zum Teil mussten ganze Klassen in Quarantäne geschickt werden, zum Teil auch nur einzelne Kontaktpersonen.

Eine der betroffenen Schulen ist die Liselotte-Funcke-Sekundarschule in Hagen. „Gemessen an der hohen Inzidenz sind wir mit bislang drei bestätigten und zwei Verdachtsfällen noch glimpflich davongekommen“, so Schulleiter Christian Pfefferer. „Das kann sich allerdings auch sehr schnell ändern. Wenn die Quarantäne-Zahlen weiter steigen sollten, muss man sich schon fragen, was das eigentlich mit der fließenden Präsenz an Schulen macht. Wenn es um Klausuren und Prüfungen geht, ist das auch eine Frage der Gerechtigkeit.“ Kinder in Quarantäne würden derzeit mit Aufgaben versorgt. Eine Teilnahme von zu Hause am Präsenzunterricht per Videoübertragung lasse sich nicht darstellen.

Keine Daten zur Impfquote bei Hagener Jugendlichen

Weitere Maßnahmen wie beispielsweise Pauschal-Quarantänen hält die Stadt angesichts der derzeitigen Entwicklung nicht für erforderlich. „Das Gesundheitsamt entscheidet in jedem Einzelfall“, so Kaub. „Mit Hilfe der verpflichtenden Tests sowie den Verhaltensmaßnahmen, welche jede Schule erhalten hat, und der geltenden Maskenpflicht kann ein Unterricht durchgeführt werden.“

Zahlen zur Impfquote bei Hagener Jugendlichen liefert die Kassenärztliche Vereinigung nicht. Impfdurchbrüche in der Altersklasse sind derzeit nicht bekannt. Lediglich in einem Fall hat zuletzt eine Infektion eines Jugendlichen einen schweren Verlauf genommen. Allerdings sei unklar, ob eine Folgeerkrankung tatsächlich auf die Corona-Infektion zurückzuführen sei.

564 Corona-Fälle in Hagen

Bei den Null- bis Vierjährigen liegt die Inzidenz in Hagen bei 132,2. Bei den 15- bis 34-Jährigen bei 232,6. Bei den 35- bis 59-Jährigen hingegen beträgt die Inzidenz lediglich 142,4, bei den 60- bis 89-Jährigen 19,6. Bei den Hagenern, die 80 Jahre und älter sind, liegt die Inzidenz nur bei 14,4.

Mit einer Gesamt-Inzidenz von 163,8 belegt Hagen in NRW einen der Spitzenplätze. Am Sonntag hatte Hagen 564 Fälle gemeldet. Darunter befinden sich 40 Neuinfizierte.

Immer neue Quarantäne-Maßnahmen

In den vergangenen Woche hatte die Stadt Hagen täglich von weiteren Schulen berichtet, an denen Corona-Fälle zu Quarantänemaßnahmen geführt haben und den Unterrichtsablauf beeinträchtigen. Zuletzt war dies am Cuno-Berufskolleg II, an der Erwin-Hegemann-Schule, der Grundschule Hestert, am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg, an der Kaufmannschule II, der Lieselotte-Funcke-Schule, der Meinolfschule, der Realschule Haspe, der Sekundarschule Altenhagen und der Vinckeschule der Fall.

Raumlüfter – wie sie beispielsweise in Breckerfeld zum Einsatz kommen – hält man in Hagen nicht für erforderlich. Die Hagener Gebäudewirtschaft sehe keine Notwendigkeit, hatte Schuldezernentin Margarita Kaufmann zuletzt erklärt. In sämtlichen Klassenräumen ließen sich die Fenster öffnen. Förderrichtlinien des Landes fehlten noch. Es sei aber davon auszugehen, dass nur Klassenräume im Fokus stünden, die eben nicht ausreichend gelüftet werden könnten.