Kreis Olpe. Im Impfzentrum sind viele Termine storniert worden, weil Impfstoff fehlt. Der Kreis Olpe hatte Betroffenen erst einen anderen Grund mitgeteilt.

Dem Impfzentrum des Kreises Olpe geht kurzfristig der Impfstoff für so genannte Sondergruppen aus. Das Impfzentrum in Attendorn verschickte am Mittwochmorgen jede Menge E-Mails mit Terminabsagen für die nächsten Tage. Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger, die ihre Erstimpfung bekommen sollten, sind darüber nicht nur enttäuscht, sondern auch stinksauer. Grund ist die Begründung der Terminabsage.

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„Für impfberechtigte Sondergruppen stehen derzeit keine Termine zur Verfügung. Auch bereits gebuchte Termine müssen aktuell aufgrund fehlender Impfstoffmengen für diese Gruppen abgesagt werden“, teilte die Kreisverwaltung am Mittwochmittag per Pressemitteilung und auf ihrer Homepage mit.

Viele Bürger beschweren sich

In den E-Mails, die zuvor verschickt wurden, hatte die Begründung noch ganz anders geheißen: „Leider muss Ihr Termin im Impfzentrum Kreis Olpe abgesagt werden. Wir sind verpflichtet die aktuellen Regelungen einzuhalten. Sofern Ihre Berechtigung aus Ihren Angaben nicht eindeutig ersichtlich ist, werden Termine storniert.“

„Das liest sich so, als wenn ich mir den Impftermin erschlichen hätte“, ärgert sich eine Betroffene gegenüber der Redaktion. Sie betreut eine pflegebedürftige Person zuhause, gehört somit zur Gruppe der impfberechtigten Kontaktpersonen der Prioritätsstufe 2 und hatte dies auch bei der Anmeldung ordnungsgemäß angegeben. Beim Anruf im Impfzentrum in Attendorn habe man dann zugegeben, dass der wahre Grund für die Absage der Mangel an Impfstoff sei.

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Laut Andreas Sprenger, Leiter des Corona-Krisenstabs beim Kreis Olpe, sei zur schnellen Terminabsage eine im Buchungssystem automatisierte Absagemail versendet worden. „Das können wir sicher verbessern, dazu müssen wir die Software umprogrammieren.“

Warum nur Termine für die Sondergruppen storniert wurden, habe einen einfachen Grund. Sprenger: Die Priorität liege nach den Vorgaben des Landes und des Bundes auf den über 70-Jährigen. „Für die Sondergruppen bekommen wir nach der Impfverordnung limitierte Kontingente. Diese sind nun aufgebraucht und deshalb müssen wir hier auf die Bremse gehen. Wir müssen auf die Neuzuteilung warten, diese ist für nächste Woche angekündigt.“

Der Leiter des Corona-Krisenstabes sieht in der aktuellen Situation ein Anzeichen, dass im Impfzentrum trotz hoher Belastung herausragende Arbeit geleistet werde. „Der Kreis Olpe hat es geschafft, alle Impfstoffkontingente zeitnah an impfwillige Personen zu verimpfen. Das ist in anderen Kreisen nicht der Fall.“ Zudem seien auch schon deutlich mehr Angehörige der so genannten Sondergruppen geimpft worden als anderswo. Dies hänge auch auch damit zusammen, dass die Apotheker in den meisten Fällen mehr Spritzen aus einem Impffläschchen herausholen als vorgesehen. Damit seien bislang 3000 zusätzliche Impfungen möglich gewesen.

Sondersituation an Karsamstag

Andreas Sprenger versichert, dass alle Impfungen auch in den vergangenen Wochen, als es teilweise zu langen Staus und stundenlangen Wartezeiten am Impfzentrum gekommen war, nur nach entsprechender Rechtslage und der Impfverordnung entsprechend durchgeführt wurden.

Dass Impfwillige auch ohne Termin geimpft wurden, sei nur an Karsamstag vorgekommen. Damals habe es ein Sonderkontingent an Astrazeneca-Impfstoff gegeben, eine Terminbuchung sei aber erst aber ab Ostersonntag möglich gewesen. „Die langen Wartezeiten“, versicherte Andreas Sprenger im Arbeitskreis Corona, „hatten andere Gründe.“ Viele Impfwillige würden deutlich zu früh zu den Impfterminen erscheinen. „Teilweise sind die Leute zwei Stunden früher da“, sagte er. „Diese Personen mussten natürlich länger warten.“

Die „Belastungsprobe“ über Ostern und am „schwarzen Mittwoch“ vergangener Woche, an dem ein Fehler im Buchungssystem zu Doppelbuchungen und Überstunden geführt hatte, habe zu Prozessverbesserungen geführt. Unter anderem werden die Termine nun aufgerufen und weitere Zelte für Wartende aufgestellt. „Wir waren für 480 Impfungen am Tag ausgelegt. Wir wissen jetzt, dass wir mehr als 1000 Impfungen können, ohne das Personal zu überlasten.“

Abgesagte Termine neu buchen

Sobald weitere Impfstoffkontingente durch das Land Nordrhein-Westfalen zugeteilt sind, sollen im Buchungsportal des Impfzentrums wieder neue Termine auch für die Sondergruppen freigeschaltet werden. „Bereits abgesagte Termine müssen dann neu gebucht werden“, so der Kreis. Die Betroffenen werden gebeten, von telefonischen Nachfragen beim Impfzentrum oder beim Corona-Bürgertelefon des Kreises abzusehen.

Personen, die aufgrund einer Vorerkrankung bereits impfberechtigt sind, müssen sich ab sofort an ihre Hausarztpraxis wenden. Impftermine für diese Gruppe können auch nicht mehr über das Impfzentrum gebucht werden. Aber auch die Hausarztpraxen leiden unter der Impfstoffknappheit.

Laut Andreas Sprenger gibt es auch keine klare Perspektive für die nächsten Wochen: „Wir kennen noch keine Zahlen aus Berlin. Die Situation ist auch für uns unbefriedigend, aber wir sind daran gebunden. Alle hier im Impfzentrum tun ihr Allerbestes, aber an den Vorgaben kommen wir nicht vorbei“, so Sprenger.