Menden. Unternehmer Ulrich Bettermann aus Menden will eine Friedensinitiative im Ukraine-Konflikt starten. Er sorgt sich auch um OBO-Werk in Russland.
Der Mendener Unternehmer Ulrich Bettermann bangt mit seinem Unternehmen um den OBO-Standort in Russland und den Frieden in Europa. Der 75-Jährige machte sich am Donnerstagmittag im Flieger auf den Weg in die Schweiz, um mit Mitgliedern des Weltwirtschaftsforums eine Friedensinitiative für die Ukraine zu starten.
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Das Telefon steht am Donnerstagvormittag nicht still bei Ulrich Bettermann. „Wir haben den ganzen Morgen Geschäftsführungssitzung gehabt. Wir fragen uns, wie der Krieg weitergeht.“ OBO müsse nun sehen, wie das russische Werk weiterlaufen kann. Gleichzeitig zeigt sich Bettermann im WP-Gespräch in tiefer Sorge um den Weltfrieden und das Handeln des russischen Präsidenten Wladimir Putin: „Das ist ein Wahnsinn, dass der mit Atomwaffen droht.“
Bettermann trifft Putin mehrfach – eine Freundschaft entsteht nicht
Bettermann hatte seit dem Fall des Eisernen Vorhangs intensive Kontakte in frühere Mitgliedsstaaten des Warschauer Paktes gepflegt, auch zum ehemaligen sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow. Bettermann eröffnete Niederlassungen in den Ländern, baute Produktionen auf. Auch Putin habe er mehrfach getroffen, unter anderem beim Weltwirtschaftsforum in Davos. „Er war freundlich. Er sprach Deutsch.“ Eine nähere Beziehung habe sich aber nicht aufgebaut. „Wir haben keine Berührungen mehr gehabt. Er wusste aber, dass wir hohe Millionenbeträge investiert haben.“
Er könne Putin jetzt überhaupt nicht verstehen, sagt Bettermann. Der Mendener Unternehmer zeigt komplettes Unverständnis für die von Russland angeführten Kriegsgründe. Putin müsse die NATO nicht fürchten. Es gebe ausreichend Sicherheitsgarantien für Russland. Der Mendener Unternehmer wirbt mit Wohlstand, der sich in demokratischen Ländern entwickle. Zu seinem Freund, Alt-Kanzler und künftigem Gazprom-Aufsichtsrat Gerd Schröder (77), habe er aktuell keinen Kontakt gehabt, sagt Bettermann.
OBO-Werk in Lipetsk (Russland): Wie geht es weiter, wenn Swift-Ausschluss kommt?
Was jetzt mit dem russischen OBO-Werk in Lipetsk (450 Kilometer südlich von Moskau) passiere, sei „Kaffeesatzlesen“. In Lipetsk produziert OBO unter anderem Blitzschutz und Kabelbahnen für den russischen Markt. Der letzte deutsche Vertriebler soll in diesen Tagen wieder zurückkehren. Im russischen Werk und auch am ukrainischen Vertriebsstandort seien dann nur noch einheimische Angestellte. In Russland hat OBO etwa 450 Angestellte.
Unternehmer Ulrich Bettermann - mit den Mächtigen der Welt
Bettermann treibt aus wirtschaftlicher Sicht vor allem der Ausschluss Russlands aus dem Swift-Abkommen um. Sämtliche Handelsbeziehungen und Lieferketten wären dann plötzlich unterbrochen. „Wir könnten Produkte aus Menden nicht liefern, wenn Swift zu Ende ist.“ OBO macht nach eigenen Angaben etwa fünf Prozent seines Jahresumsatzes auf dem russischen Markt. Was ein plötzlicher Ausfall Finanzsysteme bedeute habe OBO im Iran gemerkt.
Bettermann schafft Möglichkeit für Versorgung mit Flüssiggas im Mendener Werk
Es sei ein Fehler gewesen, dass sich Deutschland zu sehr von russischem Gas abhängig gemacht habe, sagt Ulrich Bettermann. „Was verkehrt war, war, dass wir uns mit Frau Merkel mit über 50 Prozent Gaslieferung von Russland abhängig gemacht haben.“ Solch einen Anteil dürfe man nicht erreichen. Maximal 20 Prozent seien in Ordnung.
Bettermann hat unterdessen in seinem Mendener Werk die Möglichkeit geschaffen, die Verzinkerei schnell auf Flüssiggas aus Katar umstellen zu können. Er wolle für den Fall von Gasabschaltungen vorsorgen. Erste Tests mit dem Katar-Gas seien bereits erfolgreich gewesen. Bei Lieferanten habe er sich entsprechende Liefermengen gesichert.
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Auf neutralem Schweizer Boden will Bettermann nun eine Friedensinitiative für die Ukraine starten. Wirtschaftsbosse, allesamt Mitglieder des Weltwirtschaftsforums, wollen die letzten Möglichkeiten ausloten, erklärt Bettermann. Die Chancen? Man müsse jede Chance nutzen, sagt Bettermann.