Sundern. Seit zwei Jahren gibt es in Sundern die Wirtschaftsförderungs- und Stadtmarketinggesellschaft „WiSta“. Eine Erkenntnis: Sundern braucht neue Gewerbeflächen.

Redakteur Eric Claßen sprach mit Wista-Geschäftsführerin Carina Gramse und ihre Stellvertreterin Julia Heer über Errungenschaften der vergangenen zwei Jahre, aktuelle Herausforderungen und künftige Pläne.

Frau Gramse, Frau Heer, der Startschuss für die Wista liegt zwei Jahre zurück. Was hat sich seitdem in Sundern verändert?

Julia Heer: Die Wirtschaftsförderung hat es zuvor in Form einer Stabsstelle im Rathaus gegeben und dann wurde bei Gründung der neuen Gesellschaft entschieden, diese Abteilung hineinzunehmen. Und weil es viele Synergien und Schnittstellen gibt, machte es Sinn, die Wirtschaftsförderungen mit den anderen Bereichen der Wista zu verbinden. Unser Anspruch war, dieses Netzwerk zu den Unternehmen beizubehalten und es weiter auszubauen. Im vorigen Jahr haben wir beispielsweise die einzelnen Gewerbegebiete in Sundern zum Austausch eingeladen.

Carina Gramse: Im Marketingbereich mussten wir erstmal die Kommunikation über die sozialen Medien aufbauen. Wir setzen hier verstärkt auf Bewegtbilder. Parallel dazu haben wir mit dem Frühlings- und dem Stadtfest zwei jährlich wiederkehrende Events etabliert, flankiert durch den Dämmerschoppen. Dafür gab es positive Resonanz.

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Was war zu Beginn die größte Herausforderung?

Gramse: Als wir gestartet sind, standen wir vor einer sehr großen Erwartungshaltung. Wir mussten die administrativen Strukturen in einer neuen GmbH schaffen und haben gleichzeitig direkt das operative Geschäft gestartet. Von allen Mitarbeitenden wurde eine große Flexibilität erwartet. Aber in den zwei Jahren ist es uns gelungen, eine Grundstruktur zu etablieren.

Wie wird die Arbeit von Politik und Verwaltung bislang bewertet?

Gramse: Überwiegend erreichen uns sehr positive Stimmen. Besonders beim Neujahrsempfang der Stadt Sundern konnte man sich austauschen. Unsere Arbeit wird geschätzt, was uns natürlich stolz macht. Selbstverständlich nehmen wir auch Kritik sehr ernst.

Personalien bei der WiSta

Nach Angaben der Geschäftsführung stehen bei der WiSta Sundern-Sorpesee GmbH einige personale Entscheidungen in den kommen Wochen und Monaten an. Die stellvertretende Geschäftsführerin Julia Heer wird in Kürze in Mutterschutz gehen. Außerdem scheidet Jennifer Schmitt, derzeit zuständig für das Marketing und die Organisation von Veranstaltungen, zum 30. April 2025 auf eigenen Wunsch aus. Ihre Nachfolge tritt zum 1. Mai 2025 Sophia Reddig an, die auch bereits zu Beginn der WiSta-Gründung für die städtische Tochtergesellschaft tätig war.

Auch die Unternehmen in Sundern spüren die schwierige wirtschaftliche Lage in Deutschland. Welchen Einfluss können Sie als Wista darauf nehmen?

Heer: Wichtig ist, dass man die Realität anerkennt. Die Lage kann sich sogar noch weiter verschlechtern. Zum Glück sind die Unternehmen in Sundern breit aufgestellt und zum Beispiel nicht nur als Automobilzulieferer tätig. Es bringt im Hinblick auf das Konsumverhalten der Verbraucher als Wirtschaftsgrundlage vieler Betriebe aber auch nichts, permanent zu sagen, wie schlecht die Lage ist. Bei einem Unternehmen in der Röhre, das aktuell Mitarbeitende entlassen hat, haben wir Kontakt gesucht und haben über unseren Newsletter die anderen Firmen informiert, dass sie freigestellte Mitarbeiter ansprechen können, falls sie selbst Bedarf haben. Das ist über eine anonyme Liste erfolgt, wir wissen daher aktuell nicht, ob es zu Vermittlungen von Fachkräften kam.

Wie ist der Austausch zwischen Wista und Verwaltung organisiert?

Heer: Es gibt einen regelmäßigen jour fixe mit dem Bürgermeister und Abstimmungen mit dem Fachbereich 3 für Stadtentwicklung und öffentliche Infrastruktur. Neben den festen Austauschformaten gibt es aber stets auch die Möglichkeit, kurzfristig zu bestimmten Themen nachfragen zu können.  

Camping am Sorpesee.
Tourismus ist am Sorpesee stark nachgefragt. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Thema Innenstadtentwicklung: In jüngerer Vergangenheit gab es viel Bewegung in der Fußgängerzone. Geschäfte haben neu eröffnet, andere wiederum geschlossen. Wie bewerten Sie das?

Gramse: Dass viel Bewegung drin ist, speziell bei inhabergeführten Geschäften ist keine Besonderheit für Sundern. So geht es vielen Städten Deutschlands. Aufgrund der eher kleineren Flächen hat Sundern ausreichend Raum für inhabergeführte Geschäfte. Größere Ketten brauchen mehr Flächen und schauen sich die Entwicklung in den Innenstädten genau an. Wir haben darauf wenig Einflussmöglichkeiten. Durch Werbung und spezielle Events können wir punktuell und temporär die Frequenz der Besucherströme steuern. Aber auch da gibt es Grenzen.

Wie wichtig ist die bauliche Umgestaltung der Innenstadt?

Gramse: Eine Attraktivierung der Innenstadt kann ein Motor sein, aber das allein reicht nicht aus. Man muss auf die verändernden Gegebenheiten auch seitens der Digitalisierung schauen.

Heer:  Man braucht ein gesamtes Konzept, um die Innenstadt attraktiver zu machen. Es geht um Aufenthaltsqualität. Ein neues Pflaster und ein paar Blumenkübel allein reichen nicht aus. Die verschiedenen Bausteine müssen sich ergänzen.

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Das Zentrumsmanagement wird im Sommer nicht fortgesetzt. Wie begleitet man die Händler künftig weiter? Wie kann das aufgefangen werden?

Gramse: Grundsätzlich soll die bisherige Netzwerkarbeit fortgeführt werden. Man darf nichts anschieben und lässt es dann auslaufen. Ich finde es auch gut, dass die Akteure vor Ort die Fortsetzung fordern. Das zeigt die Bedeutung der bisher geleisteten Arbeit. Jetzt ist mit dem „Wohnzimmer“ ein weiterer Akteur dazugekommen. Und wir stimmen uns derzeit mit der Verwaltung ab, wie man sich verbinden kann, ohne dass etwaige Doppelstrukturen entstehen.

Das Markenzentrum in der Röhre ist geschlossen worden. Sind Sie in die künftige Planung involviert?

Heer: Es handelt sich hierbei um privates Eigentum und nicht um eine städtische Immobilie. Die Möglichkeiten, was dort künftig vielleicht als Ersatz eingerichtet werden kann, ist durch den Bebauungsplan und das Einzelhandelskonzept geregelt. Wir haben von verschiedene Interessenten aus dem Konsumgüterbereich Anfragen erhalten, die auf der Suche nach einer Immobilie sind.

Das Gewerbegebiet in Sundern-Hellefeld soll vergrößert werden.
Das Gewerbegebiet in Sundern-Hellefeld soll vergrößert werden. © Eric Claßen | Eric Claßen

In Hellefeld soll das Gewerbegebiet ausgebaut werden. Gibt es noch weitere Flächen im Stadtgebiet, die vergrößert werden sollen?

Heer: Kommunen können nicht frei entscheiden, wo Gewerbeflächen ausgewiesen werden. Das wird über den Regionalplan der Bezirksregierung geregelt. Nach einer Überarbeitung hat man festgestellt, dass die Stadt Sundern den Bedarf hat, weitere Gewerbeflächen auszuweisen. Als zusätzlicher Bedarf für Sundern sind 21 Hektar ermittelt worden. Das ist viel. Neben dem Schwerpunkt Hellefeld wird auch in Amecke über den Ausbau der Gewerbeflächen nachgedacht. Grundsätzlich benötigt die Entwicklung von Gewerbeflächen einen langen Atem. Wir brauchen zusätzliche Gewerbeflächen und gleichzeitig eine optimale Ausnutzung der Gewerbeflächen!

Sie suchen aktuell eine Fachkraft für den Bereich Tourismus. Was sind Ihre Pläne?

Gramse: Sundern ist ein attraktiver Standort, auch und gerade im Bereich Tourismus. Die Stelle, die wir jetzt schaffen, soll die Netzwerkarbeit aufnehmen. Das bisherige touristische Netzwerk hat noch nicht die Qualität, die wir bräuchten. Wir müssen kleinere und große Betriebe besser einbinden und die Kommunikation mit dem Sauerland Tourismus und vergleichbaren Institutionen verbessern. Der Gast kommt nicht allein hier nach Sundern, um sich nur Sundern anzuschauen, sondern weil ihn die gesamte Region interessiert. Deswegen ist die Zusammenarbeit so wichtig. Marketingmaßnahmen sollen intensiviert werden. Der Online-Auftritt muss moderner werden, die Werbematerialien sind noch altbacken. Hier muss sich was verändern.

Sie haben im Herbst 2024 einen Markenprozess gestartet. Was ist die Idee dahinter und wie ist der Zwischenstand?

Heer: Die Resonanz auf unsere Umfrage war von der Quantität her gut. Auffällig war, dass einige Bürgerinnen und Bürger unsere Fragen dazu genutzt haben, um wenig konstruktiv Kritik loszuwerden. Das war nicht gefragt, denn wir wollten ja damit eher die Stärken Sunderns in den Vordergrund stellen. Wir haben aber auch drei Themenschwerpunkte für die Marke Sundern herausfiltern können: das Naturerlebnis, die Wirtschaftskraft Sundern und der Zusammenhalt in der Gesellschaft. Daraufhin erarbeiten wir in diesem Jahr ein neues Stadtlogo.

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