Arnsberg. Bahnhöfe und Busbahnhöfe in Arnsberg sorgen bei Passanten für ein subjektives Unsicherheitsempfinden. Busbetrieb kennt „neuralgische Punkte“.
Wenn das Tageslicht geht, kommt das mulmige Gefühl. An Bahnhöfen und großen Bushalteplätzen sowie deren Umfeldern fühlen sich auch in Arnsberg Passagiere und Passanten nicht immer wohl. Bei einer Umfrage unserer Zeitung in sozialen Medien gaben 39 Prozent der abgegeben Stimmen an, dass man sich in den Abendstunden unsicherer fühle. Das betrifft offenbar den Bahnhof Neheim-Hüsten mehr als andere Bahnhöfe der Stadt.
In Kommentaren wurde mehrfach Unwohlsein formuliert, wenn größere Gruppen junger Menschen an den bestimmten Orten „herumlungern und den dicken Max machen“. Der Arnsberger Dirk Kleinehr würde sich mehr Kameraüberwachung wünschen. Vom Unsicherheitsgefühl von Passagieren an Knotenpunkten des Öffentlichen Nahverkehrs weiß auch Annette Zurmühl. Sie ist Sprecherin der Verkehrsgesellschaft RLG, die mit ihren Bussen den Kreis Soest und den Hochsauerlandkreis bedient. „Das hat natürlich immer viel mit Umfeld, sozialer Kontrolle und der Uhrzeit zu tun“, sagt sie. Im Bereich Arnsberg benennt sie zwei „neuralgische Haltestellen“, an den es immer wieder auch zu Problemen und Konflikten kommt: den zentralen Busbahnhof an der Neheimer Goethestraße und den Bahnhof Neheim-Hüsten.
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Ordnungsdienst der Stadt sitzt im Bahnhof
Tagsüber sorgt auch der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) der Stadt Arnsberg für Kontrolle. Er ist im Bahnhofsgebäude untergebracht, und vor dem Gebäude befinden sich entsprechend ausgeschilderte Stellflächen für die Fahrzeuge der Ordnungsdienstmitarbeiter. „Auch wenn der städtische KOD nicht für die Sicherheit an Bahnhöfen selber zuständig ist, erfolgt durch die An- und Abfahrt als auch durch die persönliche Präsenz ein gewisser Kontrolldruck. Insbesondere durch die Sichtbarkeit der Fahrzeuge und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Bürgermeister Ralf Bittner. Auffälligkeiten, die im Rahmen von Dienstgängen beobachtet werden, würden die Mitarbeiter umgehend weitergeben. „Dies kommt aber nur äußert selten vor“, so Bittner.
Die Sicherheit an Bahnhöfen unterliegt der Bundespolizei und der DB Sicherheit. „Das Umfeld der Bahnhofs-Vorplätze und die benachbarten Grundstücke bestreift der KOD im Rahmen seiner üblichen Tätigkeit“, erklärt Bittner. Es handele sich jedoch nicht um Orte, die als „Schwerpunkte“ kontrolliert werden müssten. „Hinweise, Beschwerden oder konkrete Vorfälle, die uns bekannt wären, hat es in konkret diesen Bereichen in der Vergangenheit in keinem bedeutenden Ausmaß gegeben. Auch seitens der Polizei wurden keine besonderen Vorkommnisse an uns herangetragen“, sagt Bittner.
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Tatsächlich spricht die Polizei nicht von Einsatz-Hotspots in Arnsberg und Sundern mit einem deutlich erhöhten Einsatzaufkommen. HSK-Polizeisprecher Michael Schemme räumt aber ein: „Es liegt in der Natur der Sache, dass immer dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen oder wir es mit Verkehrsknotenpunkten zu tun haben, die Wahrscheinlichkeit eines Polizeieinsatzes höher ist als an anderen Orten“. Hervorstechende Einsätze könne er nicht bestätigen. Schlägereien, Diebstahls- oder Drogendelikte seien aber üblicherweise an Orten wie Bahnhöfen häufiger festzustellen.
Grundsätzlich kenne die Polizei ihre Pappenheimer und „in der Regel die Orte, auf welche man einen verschärften Blick richten sollte“. Im Allgemeinen sei die Polizei auch an den Orten anzutreffen, an denen regelmäßig viele Menschen zusammenkommen. „Wir sprechen hier nicht nur über Bahnhöfe. Das kann man durchaus auf Fußgängerzonen, Einkaufsstraßen und Marktplätze ausweiten“, sagt Michael Schemme.
Busfahrer berichten aber sehr wohl an bestimmten Problemstellen immer wieder mal von Vorfällen, bei denen es zu Pöbeleien kommt. Das sei auch Thema in den Fahrdienstgesprächen. Grundsätzlich seien die Busfahrer angehalten, deeskalierend zu wirken. Wenn dies nicht gelinge, sollen die Busfahrer die Leitstelle informieren, die dann die Polizei einschaltet. „Und die ist dann auch schnell da“, sagt Annette Zurmühl, „das kommt auch vor, wenn auch nicht oft.“ Sicherheitspersonal auf speziellen Linien - wie in Soest auf der Linie vom Bahnhof zur Flüchtlingsunterkunft nach Möhnesee-Echtrop - werde im Raum Arnsberg aber auf keiner Verbindung eingesetzt.
Ein Busfahrer erzählt unserer Zeitung von seinen Erlebnissen: „Ab 20 Uhr wird es unangenehm“, sagt er. An den besagten Stellen würden „Jugendliche abhängen“, manche von ihnen seien auch aggressiv. Da werde auch schon mal vor den Bus getreten oder vor Scheiben geschlagen.
Wenn es zu Problemen komme, dann häufig in dunklen Tages- und Jahreszeiten. „Helligkeit hilft“, sagt Annette Zurmühl, „für die Ausleuchtung der Haltestellen ist aber nicht die RLG zuständig“. Tatsächlich wünschen sich viele Befragte auch eine bessere Beleuchtung im Umfeld von Bahnhof und Busbahnhof. „Helfen würde viel Licht“, sagt Michael Konietzny in einem Facebook-Kommentar dazu mit Blick auf den Bahnhof, „und ein Fahrdienstleiter vor Ort wie früher an jedem Bahnhof“. Auch Marcus Vollmer würde sich „ständige Präsenz von Bahnpersonal wünschen, das das Hausrecht durchsetzt und gegebenenfalls die Bundespolizei rufen könnte“. Michael Gasse empfiehlt für die Bahnsteige das holländische Modell, wo vielerorts ohne Fahrkarte ein Bahnsteig gar nicht zu betreten ist.
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Murat Cakar sieht an Arnsberger Bahnhöfen nicht mehr Probleme als an anderen Bahnhöfen in der Provinz. „Temporäre Probleme sind an Bundesligaspieltagen, Karneval oder bei Volksfesten“, sagt er, „dann ist aber auch mehr Polizei zu sehen.“
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