Niedereimer. Dorf ist bald um einen Treffpunkt ärmer: Landcafé schließt am 1. Februar - kein Nachfolger gefunden. Inventarverkauf beginnt.
Lautes Lachen und munteres Stimmengewirr dringt aus dem Schankraum - so ist man es im Landcafé „Karl‘s Hof“ gewohnt. Dazu der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, selbstgebackenen Waffeln und Kuchen. An diesem Morgen trifft sich die TuS-Männer-Turngruppe zum Stammtisch hier. Mechthild Winterscheid, Gründerin des legendären Treffpunkts in Niedereimer, tischt für die rund 20 hungrigen Hobbysportler ein reichhaltiges Frühstück auf. Ihr Sohn Marcel (38) ist Inhaber des Café. Er steht hinter dem Zapfhahn.
Brötchen, Wurst und Käse, Eier, Schinken und Speck gibt es. „Herrlich“, freut sich Vereinsmitglied Klaus Hagedorn und sagt im gleichen Atemzug, dass er es unsagbar traurig findet, dass Karls Hof zum Ende des Monats schließen wird. „Dann fehlt ein Stück Kultur in Niedereimer“, meint er. Die Kollegen und er seien von Anfang an hier Stammgäste. „Seit nunmehr acht Jahren kommen wir regelmäßig. Eine urgemütliche Atmosphäre, fast wie Zuhause.“
„Seit nunmehr acht Jahren kommen wir regelmäßig. Eine urgemütliche Atmosphäre, fast wie Zuhause.“
Auch Inhaber Marcel Winterscheid blickt ein wehmütig auf die vergangene Zeit zurück. Seine Mutter Mechthild hatte vor über dreißig Jahren die Idee, ein kreatives Café mit selbstgebackenem Kuchen zu eröffnen. Nebenan ein kleiner Blumenladen, wo man Floristik und Deko-Artikel erstehen konnte. Das Konzept ging auf. Anfangs noch am Schreppenberg, dann zog Karls Hof nach Rumbeck und vor acht Jahren fand ein weiterer Umzug nach Niedereimer statt. „Jetzt ist Schluss“, sagt Marcel Winterscheid. Der 38-Jährige hat neue Pläne.
Das Café laufe zwar sehr gut, doch er habe sich überlegt, ob er das die nächsten 35 Jahre noch machen wolle und könne. Ein gewöhnlicher Arbeitstag beginnt für ihn um 9 Uhr und endet meist nicht vor 24 Uhr - und das oft sechs Tage die Woche. „Das ist auf die Dauer zu viel“, meint er und hat sich daher entschieden, nun einen Schlussstrich zu ziehen. Etwas Neues habe sich zufällig Anfang des Jahres ergeben. „Ich gehe in meinen Ausbildungsberuf zurück.“ Marcel fängt zum 1. Februar beim Lidl-Discounter im Einzelhandel an.
„Das gibt mir ein Stück Sicherheit und Planbarkeit“, sagt er. Mehr Familienleben wünscht sich der 38-Jährige. Ab und zu mal einen Urlaub. Das sollte zum Leben dazu gehören. „Alles legitim“, meint Mutter Mechthild (69) zu den Wünschen des Sohnes und nickt. Sie wird in Zukunft ebenfalls kürzer treten. „Irgendwann muss man auch zur Ruhe kommen.“
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Die Kundinnen und Kunden werden ihre farbenfrohen und liebevoll gebundenen Blumensträuße vermissen. Und natürlich auch den Kuchen, der in den letzten Jahren von Marcel gebacken wurde. Er blickt auf viele Erinnerungen rund um Karls Hof zurück. „Ja, die Thekengespräche, die netten Gäste und jede Menge Erfahrungen aus der Gastrowelt.“
Da waren beispielsweise die Existenzängste in der Corona-Zeit, wo sich die Winterscheids etwas einfallen lassen mussten, um über die Runden zu kommen. Dann neue Konzept-Ideen und Speisekarten, die regelmäßig wechselten. Interessante Gäste wie beispielsweise Friedrich Merz, der ab und zu mit dem Fahrrad vorbei kam und den leckeren Kuchen probierte - all das werden Marcel und Mechthild nicht vergessen. Sie sind nicht verbittert, sondern freuen sich auf die Dinge, die nun kommen.
Einziger Wermutstropfen: „Es wäre schön gewesen, wenn wir einen Nachfolger gefunden hätten“, sagt Marcel. Falls sich noch jemand dafür interessieren sollte, könnte er sich bei Karls Hof (Tel. 02931/9634342) melden. Am besten noch vor Monatsende - danach beginnt nämlich der Abverkauf des Inventars und der Möbel. „Der letzte Tag wird der 31. Januar sein. Dann stehe ich noch mal in der Küche und hinter dem Tresen. Ab dem 1. Februar findet nur noch ein Abverkauf von Dekoration mit kleinen Rabattaktionen statt.“
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