Sundern. Die Sicherheitsvorkehrungen für den Kinderkarneval werden hochgefahren: Es braucht schwere Lkw und noch mehr Personal. Kann der Veranstalter das stemmen?

Die Folgen der Amokfahrt in Magdeburg kurz vor Weihnachten, bei der sechs Menschen starben und zahlreiche zum Teil schwer verletzt wurden, sind auch in Sundern dieser Tage zu spüren. Bei Bernd Zöllner, Zugleiter des Karnevalszugs und Mitglied des veranstaltenden Vereins KG „Flotte Kugel Sundern“, steht seit Mittwoch das Telefon nicht mehr still.

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„Wir hatten am Dienstagabend ein Treffen mit Vertretern der Polizei und des Ordnungsamtes, um die Sicherheitsvorkehrungen für unsere Zugstrecke in diesem Jahr zu besprechen. Wir müssen viel verändern“, sagt der Karnevalist. Bislang habe man die Zufahrtsstraßen immer mit Personen gesichert. Dies sei jedoch nach Magdeburg nicht mehr ausreichend, um eine Genehmigung der Sicherheitsbehörden zu erhalten. „Wir müssen mobile und immobile Sperren aufstellen. Insgesamt sind 24 Zufahrtsstraßen abzudecken. Wir benötigen allein elf Großfahrzeuge mit mindestens 7,5 Tonnen Gewicht sowie drei Sprinter für die Unterführungen. Und die Fahrzeuge allein reichen nicht, denn die Fahrzeuge müssen ja auch mit Personen besetzt werden, die im Notfall Platz machen für Rettungskräfte“, sagt Zöllner.

Flotte Kugel Sundern Bernd Zöllner
Bernd Zöllner ist der Zugleiter für den Kinderkarnevalszug der KG „Flotte Kugel" Sundern. © Flotte Kugel Sundern | Flotte Kugel Sundern

Binnen kürzester Zeit hätten sich schon Landwirte und befreundete Vereine gemeldet, um der Flotten Kugel in irgendeiner Weise zu helfen. „Seit Mittwoch habe ich praktisch in einer Tour durchtelefoniert, um die Vorkehrungen vorzubereiten“, berichtet der Zugleiter. Hilfe gibt es möglicherweise aber auch seitens der Wista. Die städtische Tochtergesellschaft mit Schwerpunkt Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing möchte faltbare Wassertanks anschaffen und würde diese dann grundsätzlich auch für Veranstaltungen wie den Karnevalszug zur Verfügung stellen. Jennifer Schmitt, zuständig für Marketing und Veranstaltungen bei der Wista, erklärt: „Wir haben uns bereits vor Magdeburg ein Angebot für solche Water Bags eingeholt, weil wir so etwas gerne künftig zur Absicherung von Stadtfesten nutzen möchten. Nach Magdeburg hat sich natürlich die Situation verschärft und die Nachfrage ist groß. Aktuell lassen wir überprüfen, ob diese Sicherheitssperren ausreichend sind und müssen dann schauen, was das Budget zulässt.“ Die Sicherheit sei wichtig und man dürfe nicht daran sparen, unbegrenzte Mittel stünden jedoch auch nicht zur Verfügung. „Ich halte diese Water Bags für eine gute Variante, aber die Sicherheitsbehörden müssen ihre Einschätzung dazu erst abgeben“, so Schmitt.

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Nach einem intensiven Austausch zwischen der Karnevalsgesellschaft „Flotte Kugel“, der Stadtverwaltung und der Polizei seien umfassende Sicherheitsmaßnahmen für den bevorstehenden Karnevalsumzug erörtert worden, heißt es aus Sunderns Verwaltung. In einer gründlichen Analyse seien alle potenziellen Gefahrenstellen entlang der Umzugsstrecke identifiziert worden.

Bitte um Verständnis

„Als Konsequenz daraus wird ein umfangreiches System von Straßensperren errichtet. Je nach Beschaffenheit der Straßen und den erforderlichen Durchfahrtsbreiten kommen sowohl mobile als auch stationäre Absperrungen zum Einsatz“, erklärt Stadtsprecherin Alicia Sommer. Die Ergebnisse dieser Sicherheitsplanung seien schriftlich festgehalten worden und würden in das Sicherheitskonzept für den Karnevalsumzug einfließen. Zusätzlich sei ein präziser Plan erstellt worden, der die Positionierung jeder einzelnen Absperrung entlang der Umzugsstrecke verzeichne. „Die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger sowie der Gäste hat Priorität“, betont Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke. „Mit diesen Maßnahmen schaffen wir die Voraussetzungen für einen fröhlichen und zugleich sicheren Karnevalsumzug.“ Die Stadtverwaltung bittet alle Besucher um Verständnis für die verstärkten Sicherheitsvorkehrungen.

Die Sicherheitsvorkehrungen für den Karnevalszug in Sundern müssen massiv hochgefahren werden.
Die Sicherheitsvorkehrungen für den Karnevalszug in Sundern müssen massiv hochgefahren werden. © Eric Claßen | Eric Claßen

Überwältigt ist Bernd Zöllner derweil vom Zuspruch der Menschen in Sundern und den umliegenden Ortschaften. „In unserem Netzwerk haben sich bereits viele Freiwillige gemeldet, die uns helfen möchten, damit der Karnevalszug in diesem Jahr stattfinden kann und wir alle Bedingungen erfüllen können. Wir als Karnevalsgesellschaft sind dafür unendlich dankbar!“ Jetzt hofft er, dass man alle Vorgaben erfüllen kann und man von den Behörden eine Genehmigung für den Kinderkarnevalszugs am 2. März erhält. Schließlich habe parallel zu den Sicherheitsbesprechungen schon die Anmeldephase für teilnehmende Vereine und Gruppen gestartet. „Einige bauen ja auch bereits an ihren Wagen“, so Zöllner. Er sei jedenfalls sehr zuversichtlich, dass der Zug stattfindet. Allerdings macht der Sunderner deutlich: „Für die kommenden Jahre müssen wir grundsätzlich über die Planung des Kinderkarnevalszugs nachdenken. Vielleicht müssen wir über eine veränderte Zugstrecke nachdenken, bei der weniger Zufahrtsstraßen abgesichert werden müssen und wir weniger Großfahrzeuge und Menschen benötigen. Wir brauchen Lösungen.“

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