Neheim. Unternehmensverband Westfalen-Mitte mit Sitz in Neheim richtet angesichts schlechter Stimmung in Wirtschaft dringenden Hilferuf an die Politik und die neue Regierung.

Die jährliche Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte mit Sitz an der Neheimer Goethestraße hatte lange zuweilen begrenzten Unterhaltungswert. Etwas jammern, etwas fordern, aber insgesamt alles im Lot. „Jetzt gibt es aber Warnzeichen, die uns wachrütteln sollten“, sagt Geschäftsführer Dr. Volker Verch bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Er verweist auf die Bewertung der aktuellen Geschäftslage, die pessimistischen Erwartungen, die geplanten Investitionen und die drohenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.

Verbunden ist das mit einem Hilferuf und dringenden Appell an die Politik. „Der neuen Regierung muss bewusst sein, dass die Stärkung von Wirtschaft und Industrie zwingende Voraussetzung für die Sicherung und Schaffung von wettbewerbsfähigen Arbeitsplätzen ist“, heißt es seitens des Verbandes. „Es muss etwas passieren“, fordert Volker Verch, der in verschiedensten Rollen tiefe Einblicke in die Stimmung der Wirtschaft hat.

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Ernüchternd sind die Aussagen der befragten und antwortenden Unternehmen zur aktuellen Ertragslage. 42 Prozent bewerten diese als schlecht. Im Vorjahr, das auch schon keinen Grund zum Feiern bot, waren das nur 25 Prozent gewesen. Nur 15 Prozent der 128 an der Umfrage beteiligten Unternehmen aus dem Hochsauerlandkreis, Kreis Soest und Hamm mit 32.000 Beschäftigten sprachen für das Jahr 2024 noch von einer guten Ertragslage. „Das macht uns Sorge“, so Verch, „der Ertrag ist die Basis für die Zukunft der Unternehmen“.

Volker Verch
Sorgenvoller Blick in die Zukunft bei Dr. Volker Verch, Geschäftsführer des in Neheim ansässigen Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte. © WP | Martin Haselhorst

Ohne Moos nix los. Und ohne positive Grundstimmung auch nicht. Wenn 49 Prozent der Unternehmen die Geschäftslage in 2025 im Vergleich zum nicht guten Jahr 2024 als schlecht erwarten, wirkt sich das auch auf die dringend benötigte Investitionsbereitschaft aus. 53 Prozent der befragten Betriebe gehen für sich in 2025 im Inland von sinkenden Investitionen aus. „Das ist ein deutliches Zeichen der Ratlosigkeit und Skepsis der Unternehmen“, sagt Volker Verch. Ihn treibt die Sorge um, dass sich das nun anders als in anderen Zeiten, in denen gerade der Arbeitsmarkt im Hochsauerlandkreis auch in Krisen stabil geblieben war, nun massiv auf die Beschäftigungslage auswirkt. Tatsächlich planen 31 Prozent der Unternehmen im kommenden halben Jahr Entlassungen, 42 Prozent Kurzarbeit und nur 13 Prozent Neueinstellungen.

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„Es werden immer mehr strukturelle Probleme deutlich“, so Verch. Abseits „der Großen“ passiere auf dem Arbeitsmarkt viel bei den kleineren Betrieben vor Ort - hier mal zehn Entlassungen, da mal keine übernommenen Auszubildenden und hier der Verzicht auf die Nachbesetzung von Stellen bei Fluktuation. „Zum Glück wirkt sich das noch nicht auf den Ausbildungsmarkt aus“, so Verch. 77 Prozent der befragten Unternehmen wollen in 2025 unverändert ausbilden. „Man streitet sich um eine immer geringere Zahl von jungen Menschen“, so Verch.

Der Geschäftsführer des Unternehmensverbandes ist eigentlich jemand, der ungerne Schreckensszenarien an die Wand malt. Das jetzige Stimmungsbild der von ihm betreuten Unternehmen der Region aber schockiert ihn schon ein Stück weit. „Ich kann mich hier nicht an so schlechte Umfrageergebnisse erinnern“, sagt er, „noch nicht einmal in der Finanzkrise“.

Alle Unternehmen und die Wirtschaft stünden unter Druck - auch beim Senken der Kosten. Entfachte Diskussionen über Möglichkeiten wie die Einführung eines Karenztages, an dem die Mitarbeiter keine Lohnfortzahlung erhalten würden, hält er für legitim. „Es ist richtig, dass man das Thema mal aufmacht“, sagt Volker Verch, „ich appelliere aber zur Versachlichung“.

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