Arnsberg. Die Diakonie Arnsberg bietet täglich Frühstück und Beratung für Obdachlose, doch nicht jeder nimmt diese Hilfe auch an - so auch ein 67-Jähriger.

Er hält sich seit dem letzten Sommer Tag für Tag am selben Ort auf, sagt Roswitha Ebert-Pawelczyk, schläft Nacht für Nacht „ums Eck“ - draußen. Als sie den obdachlosen Menschen auch im Schneegestöber am Donnerstagmorgen dort in der Kälte stehen sieht, spricht sie ihn an. „Er hat mir sehr viel über sich und sein Leben erzählt“, sagt die Arnsbergerin, „er ist genauso alt wie ich, bezieht wohl Rente, aber hat keine feste Bleibe.“

Die 67-Jährige möchte helfen, stößt jedoch an ihre Grenzen. „Ich habe mit der Diakonie telefoniert und die Situation geschildert“, sagt sie. Und weiter: „Irgendwie muss man diesem Mann doch helfen können - gerade jetzt, wo es so kalt ist, oder nicht?“ Das Telefonat bestätigt Josef Meier, Beratungsstelle für Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten der Arnsberger Diakonie. „Er (Anm. d. Redaktion: Der obdachlose Mann) kennt uns und kann jederzeit Hilfe bekommen“, sagt er gegenüber dieser Redaktion.

Er bestätigt auch, dass der obdachlose Mann eine Rente bezieht, was das Obdach angehe, jedoch „aktuell keine Hilfe annimmt“, so Meier. Die Diakonie könne nicht alle Probleme lösen, sei aber die erste Anlaufstelle für Betroffene und biete schnelle Hilfe. „Aber die Menschen müssen aus eigenem Antrieb zu uns finden, wir können niemanden zwingen und müssen auch akzeptieren, wenn jemand keine Hilfe möchte.“

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Auffällig: Immer mehr jüngere Menschen kommen zur Diakonie

Jeden Tag kommen laut Meier 50 bis 60 Personen zur diakonischen Beratung - manchmal reiche ein Anruf, um ein Problem aus der Welt zu schaffen, manchmal aber auch nicht. „Manche Menschen kommen jahrelang zu uns und haben immer wieder Probleme, bei denen sie unsere Hilfestellungen benötigen“, so Meier weiter.

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Inzwischen seien es auch viele junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren, die regelmäßig in der Beratungsstelle auftauchen - junge Heranwachsende, die Spannungen im Elternhaus erleben und aus Unzufriedenheit „abhauen“. „Wir helfen ihnen dann, ihren Weg zurückzufinden - beispielsweise mit einem Kontakt zum Jugendamt“, erklärt Meier, „Wenn das nicht funktioniert, sind wir ihre Anlaufstelle - beispielsweise für Gespräche oder für eine warme Mahlzeit.“ Viele dieser jungen Menschen übernachteten bei Bekannten oder Verwandten in Arnsberg - also nicht unmittelbar auf der Straße.

Drei Unterkünfte für Obdachlose zählt die Stadt Arnsberg aktuell plus ein Wohnhaus für von Obdachlosigkeit bedrohte Familien in Oeventrop. Im Januar 2024 (aktuelle Zahlen für Januar 2025 sind angefragt) waren in den städtischen Obdachlosenunterkünften 76 Menschen untergebracht (56 Männer/Jungen und 20 Frauen/Mädchen). Trotz der städtischen Bemühungen hatte sich die Zahl damals um 18 Personen erhöht (September 2022 lebten in den Unterkünften 58 Menschen).

Zweimal in der Woche bietet die Beratungsstelle der Diakonie am Standort „Zu den Werkstätten 15 in 59821 Arnsberg“ ein warmes Mittagessen für ihre Klientinnen und Klienten an - immer dienstags und donnerstags. Jeden Morgen (montags bis freitags) in der Zeit von 8.30 bis 12.30 Uhr (in der Zeit ist auch eine persönliche Beratung möglich) könnten obdachlose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen in der Beratungsstelle frühstücken. „Es gibt dann Brötchen, Aufschnitt oder auch Kaffee“, sagt Josef Meier.

Diakonie ist auf Spenden angewiesen

Die Mahlzeiten, insbesondere das Mittagessen, werden „eingekauft“, was zur Folge hat, dass die Diakonie diesbezüglich auch auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen ist. „Wir werden von einigen Arnsbergern finanziell unterstützt“, sagt Josef Meier, „Insbesondere in der Vorweihnachtszeit mit Geldspenden für das Weihnachtsessen und für kleine Geschenke.“ Dafür, aber auch für die zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützer sei die Diakonie dankbar. „Ohne diese vielen Menschen könnten wir unsere Leistungen gar nicht anbieten“, so Meier.

Er hebt die „Frauen aus Arnsberg“ hervor, die durch regelmäßiges Stricken und Häkeln auch in diesem Winter wieder für selbstgemachte Pullover, Handschuhe, Mützen und Schals gesorgt hätten, um die Menschen mit finanziellen Nöten zu unterstützen. „In unseren Räumlichkeiten haben wir eine kleine Menge an Kleidung für die Menschen, die mittellos zu uns kommen. Die selbst gehäkelten oder gestrickten Textilien der fleißigen Frauen sind für unsere Klienten Gold wert!“

Und wie können die Bürgerinnen und Bürger Arnsbergs nun helfen, wenn sie mit jemandem in Kontakt kommen, der von Obdachlosigkeit bedroht oder aber bereits obdachlos ist?

Gezielt obdachlosen Menschen in Arnsberg helfen

„Es hilft vielen Menschen bereits, wenn man ihnen die Beratungsstelle der Diakonie nennt“, sagt Josef Meier, „Wenn man ihnen sagt, dass es dort Frühstück, warmes Essen und eine Beratung gibt. Aktuell kommen etwa 15 Personen täglich, die keine Bürgergeldleistungen erhalten, weil sie in Arnsberg keinen Wohnsitz haben - sogenannte Tagessatzempfänger.“ Das allein gebe ihnen bereits eine gewisse Unterstützung.

So können Sie obdachlosen Menschen helfen

Hans Peter Pfeiffer (verstorben im Mai 2024) wusste, wovon er sprach - dieser Redaktion gegenüber sagte er, dass ein jeder einem obdachlosen Menschen helfen könne, indem:

- man etwas zum Essen kauft und dem obdachlosen Menschen schenkt (Es muss nicht immer Geld sein!).

- man einen Schlafsack oder eine Decke anbietet (gerade in der kälteren Jahreszeit).

- man Jacken, Hosen, Shirts -einfach Kleidung- verschenkt.

- man ggf. als beratende Person fungiert, sprich Tipps gibt und unterstützt (WICHTIG: auf Augenhöhe, nicht bevormundend und vor allem nicht von oben herab).

- man einfach mal kurz stehenbleibt und sich mit dem Menschen unterhält; vorurteilsfrei und nicht bemitleidend.

- man auf ggf. in der Stadt vorhandene Beratungs-/Unterstützungsstellen hinweist. Locker, nicht bevormundend.

Wenn jemand käme und Hilfebedarf habe, dann würde dieser Mensch erst einmal mit Grundnahrungsmitteln versorgt. Darüber hinaus werde geschaut, inwieweit Kontakte zu den Behörden notwendig und möglich sind - auch bezüglich einer Vermittlung in Notunterkünfte. Das sei auch spontan möglich.

„Wir rufen da an und fragen nach einem Platz. Meistens erhalten wir noch am selben Tag einen Termin, bei dem der Hausmeister der Unterkunft dann auf den Notbedürftigen wartet“, erklärt Meier. Manche schafften es, allein dort hinzugehen - manche würden auch von den diakonischen Sozialarbeitenden begleitet. „Jeder, der Hilfe benötigt und den Weg zu uns findet, hat auch die Möglichkeit, schnellstmöglich Hilfe zu bekommen.“

Josef Meier, Diakonie Ruhr-Hellweg e.V. – Beratungsstelle für Menschen in besonderen soz. Schwierigkeiten.

„Jeder, der Hilfe benötigt und den Weg zu uns findet, hat auch die Möglichkeit, schnellstmöglich Hilfe zu bekommen.“

Josef Meier
Diakonie Ruhr-Hellweg e.V. in Arnsberg

Bestätigt wird dieses Vorgehen von der Stadt Arnsberg. „Die obdachlose Person müsste erst einmal gefragt werden, ob eine Unterbringung in einer Obdachlosenunterkunft erwünscht ist, denn nicht alle Personen möchten sich in einem Haus ‚unterordnen‘, da die Unterbringung im Regelfall nicht alleine in einem Zimmer erfolgt“, sagt Stadtsprecher Frank Albrecht. „Vielen genügt das Frühstück bei der Diakonie.“

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Falls eine Unterbringung erwünscht sei, würde der Fachdienst Unterbringung der Stadt Arnsberg einen Platz in einer Obdachlosenunterkunft reservieren. „Informationen zu den Möglichkeiten erhalten obdachlose Personen vom städtischen Ordnungsamt, dem Rettungsdienst, der Polizei oder aber über Umwege auch von der Diakonie -Frühstücksangebot-“, so Albrecht.

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