Arnsberg. „Jenseits vom Glockenturm“: Warum Martina Kaupen und Robin Ogden ein Abenteuer in Sambia dem Ruhestand vorziehen - und wie Borussia Dortmund ins Spiel kommt.
„Es ist manchmal schon eine Achterbahn der Emotionen“, meint Robin Ogden zum kürzlich erlebten Weihnachtsfest. Das feierten der Arnsberger und seine Frau Martina Kaupen nämlich nicht im Schatten des heimischen Glockenturms, sondern bei Temperaturen von rund 30 Grad Celsius im südöstlichen Afrika. Trotzdem bereuen die beiden ihr Engagement in Sambia nicht - ganz im Gegenteil: „Wir möchten unterstützen, wo wir können, unser Wissen weitergeben“, schildert das Duo, seit einem Jahr in Rente, seine Beweggründe.
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Wäre es nicht bequemer, den Lebensabend im Schatten des Glockenturms zu genießen? Für Martina und Robin keine Option - zumindest nicht sofort. „Arnsberg ist unsere Heimat, auch unsere Familien und Freunde leben dort“, betonen beide, doch solange sie gesund und neugierig genug sind, muss ihr Haus in der Altstadt noch ohne seine beiden Bewohner auskommen: Auf drei Jahre ausgelegt ist ihr afrikanisches Abenteuer:. „Mit Beginn unserer Rente bot sich uns die Gelegenheit, für die evangelische Gossner-Mission aus Berlin deren Gästehäuser in Sambia zu verwalten - und als Liaison Officers vielfältige Projekte im ganzen Land zu begleiten“, berichtet das Paar. Seit Ende 2023 sind beide im Einsatz, in der Hauptstadt Lusaka und immer wieder auch in anderen Landesteilen. „Man macht sich auf den Weg, um Neues zu erleben“, bringt es Martina auf den Punkt. Für die pensionierte Krankenschwester, die außerdem lange in der Hospizarbeit tätig war, kein Neuland:
In den Jahren 2010 bis 2012 war sie in Palästina für den Deutschen Verein zum Heiligen Lande tätig, leistete einen zweijährigen Entwicklungsdienst: Grundstein für ihr entwicklungspolitisches Engagement. Ehemann Robin ist auf diesem Gebiet ebenfalls alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Von 2014 bis 2016 engagierte sich der inzwischen 62-Jährige in Laos für die Ausbildung junger Menschen. In den Jahren 2019 / 2020 schloss sich ein weiterer Einsatz in Asien an, dieses Mal an einer Berufsschule in Myanmar (früher Burma). Bei diesem Entwicklungshilfe-Trip wurde Robin zum ersten Mal von seiner Martina (heute 64 Jahre alt) begleitet.
Nun also Afrika: Wie während ihrer früheren Einsätze erleben die Arnsberger auch in Sambia alles hautnah mit. „Es ist nicht wie im Urlaub“, erzählen beide; man sei ganz nah dran am Leben der Menschen, das oft ein Kampf ums Überleben sei, zum Beispiel, wenn wieder einmal Dürre herrscht. Eine „emotionale Achterbahn“; auch, was die eigenen Befindlichkeiten angeht. Das wurde an Weihnachten besonders deutlich: „Bei fast 30 Grad im Schatten, ohne den gewohnten Tannenbaum und die Nähe der Familie wirst du schon mal nachdenklich“, meint Robin Ogden; und er denkt dabei vor allem an seinen 92-jährigen Vater: „Werden wir uns gesund wiedersehen...?“ Doch die Zeit vergeht wie im Flug: „Das erste Jahr diente zum Ankommen - und ist schon vergangen“, ziehen beide eine Zwischenbilanz. Das zweite Jahr bringe Routine im Alltag mit sich - und das dritte stehe dann bereits im Zeichen des Abschiednehmens. Doch bis es Ende 2026 wieder in die Heimat zurück geht, gab und gibt es noch jede Menge zu tun. Was genau eigentlich? Hier mal ein paar Beispiele:
„Gasteltern sein, heißt auch, sich um seine Gäste zu kümmern, das Anwesen in Schuss zu halten und sich um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut zu kümmern“, berichten die „Liaison Officers“ mit Blick auf die Gasthäuser, für die sie zuständig sind. Sie dürfen zufrieden sein: „Alles in allem haben wir dies gut gemeistert, das Feedback der Gäste war durchweg positiv“, meinen sie rückblickend auf das erste Jahr. Und ein wenig Familienkontakt samt Urlaubsfeeling gab es 2024 auch: „Enkelkind Álvaro und Sohn Johannes durften wir ganze zwei Monate bei uns in Lusaka betüddeln“, so das Paar: „Wir hoffen auf Fortsetzung in 2025...“ Dann kam auch gleich noch ein ganzer Schwarm aus Deutschland angereist: „Die anderen Großeltern von Álvaro sowie Freundinnen aus der Heimat durften wir bei ihrem Touri-Programm begleiten“, erinnern sich Martina und Robin. Höhepunkte waren Livingstone mit den Viktoriafällen und der Chobe Nationalpark im Norden von Botswana.
Offiziell wurde es obendrein - Neben zahlreichen Besuchen von Organisationen, Schulen und Einzelpersonen kam hoher Besuch aus Berlin: „Wir begleiteten unseren Direktor Christian Reiser und Afrika-Koordinator Volker Waffenschmidt bei ihrem Besuch unterschiedlicher Projekte, die die Gossner Mission im Land unterstützt“, wissen die Arnsberger zu berichten - und haben außerdem etwas zu erzählen, das richtig ans Herz geht:
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„Schön, dass wir auch zwei sambische Freiwillige für Deutschland auswählen durften“, sagen sie, „Intimacy reiste nach Berlin, John in unsere alte Heimat Dortmund.“ Ein gewaltiger Schritt für Menschen, die in ihrem Leben kaum aus dem heimischen Dorf herausgekommen sind - aber auch eine einmalige Chance. „John hatte am 30. November Geburtstag, und wir konnten ihm während unseres Heimaturlaubs eine Karte für BVB gegen die Bayern - samt passendem Outfit - besorgen“, so Martina. John hat das Bundesligaspiel begeistert, er war sogar noch ein zweites Mal im Stadion.
Da ist es keine Überraschung, dass die allermeisten Sambier immer ein freundliches Wort für ihre „Muzungus“ (Weiße) aus dem Sauerland übrig haben.
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