Arnsberg/Pyay. Der Arnsberger Robin Ogden engagiert sich mit seiner Ehefrau Martina Kaupen als Entwicklungshelfer in Myanmar (dem früheren Burma).
Robin Ogden, der zuletzt für das im Neheimer Kaiserhaus ansässige Lichtforum NRW arbeitete, ist wieder als Entwicklungshelfer unterwegs. Nachdem er von 2014 bis 2016 an einer Berufsschule in Laos gearbeitet hatte (unsere Zeitung berichtete), unterrichtet er jetzt an einer Berufsschule in Myanmar (dem früheren Burma). Diesmal konnte der 57-jährige, gelernte Metallbauer seine 58-jährige Ehefrau Martina Kaupen beim Auslandseinsatz für die deutsche „Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) mitnehmen.
Die in Alt-Arnsberg wohnenden Eheleute sind vor sieben Monaten nach Myanmar gereist. Martina Kaupen arbeitete zuvor viele Jahre im Marienhospital Arnsberg und war zuletzt im Palliativärztlichen Konsiliardienst Dortmund (PKD) tätig. Vor Beginn der Reise war angedacht, dass Martina Kaupen im burmesischen Projekt „Irrawaddy Riverdoctors“ mitarbeitet. „Doch dies hatte aus persönlichen Gründen nicht geklappt“, schreibt Robin Ogden im Mail-Verkehr mit unserer Zeitung.
Der gebürtige Altenaer, der vor 27 Jahren nach Arnsberg zog, arbeitet jetzt in der Berufsschule „ITC Sinde“ nahe der kleinen Provinzstadt Pyay, die sich etwa 300 Kilometer nördlich der früheren Hauptstadt Yangon (Rangun) befindet. Die Schule wurde schon in den 1970er Jahren von Deutschland personell und finanziell unterstützt. In der Zeit der burmesischen Militärregierung wurde die Hilfe aber ausgesetzt und erst nach der Öffnung des Landes im Jahr 2013 wieder aufgenommen.
Ehemann als IT-Lehrer tätig
Robin Ogden berichtet, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit Millionen-Beträgen die Aufrüstung der Berufsschulgebäude und deren Ausstattung förderte. So könnten junge Burmesen mit modernen Geräten und Maschinen für Metall-, Elektro-, Kfz- und IT-Berufe ausgebildet werden. Robin Ogden hat im Bereich Informationstechnologie (IT) einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit gefunden. Dies hänge auch damit zusammen, dass es einheimischen Berufschullehrern im IT-Bereich manchmal in speziellen Anwendungen an Praxiserfahrung mangele. So leistet Ogden in Workshops und Kursen auch Fortbildung für IT-Lehrer der Schule, aber auch für PC-Wartungspersonal aus dem burmesischen Industrieministerium. Mit Blick auf die Berufsschüler sagt Robin Ogden: „Fachkräfte, die an unserer Schule ausgebildet werden, haben einen guten Ruf und werden kein Problem haben, andernorts gut bezahlte Arbeit zu finden.“
Wie nötig eine gute Berufsausbildung ist, erfährt Ogden täglich mit Blick auf die ansonsten weit verbreite Armut in Myanmar und nennt ein Beispiel: „Straßenarbeiterinnen schuften für einen Hungerlohn, kochen Asphalt in rostigen Fässern und verteilen ihn mit bloßen Händen in die Schlaglöcher.“ Der Arnsberger Entwicklungshelfer wohnt mit seiner Frau sehr ländlich. „Stromausfälle, muffiges Wasser, Ameisen, Skorpione und Schlangen runden die Idylle ab“, schreibt er ironisch. Hinzukam von März bis Juni die außerordentliche Hitze und danach die Monsunzeit. Trotzdem bleiben die Arnsberger motiviert.
Ein wichtiger Perspektivwechsel
Robin Ogden schreibt: „Wir nehmen die Beschwerlichkeiten, die unsichere berufliche Perspektive nach Dienstende und die finanzielle Herausforderung in Kauf, um uns persönlich und beruflich weiterzuentwickeln, neue Länder, Religionen und Kulturen kennenzulernen und um Wissen, Erfahrungen und Fähigkeiten weiterzugeben“. Die Eheleute sind der Auffassung, dass langfristiges Engagement in Ländern am unteren Ende des Human Development Index zu einer nachhaltig verbesserten Lebenssituation der Menschen führe, was auch der zunehmenden Migration entgegenwirken könne. „Reise- und Abenteuerlust sowie die Möglichkeit, selbst neue Erfahrungen zu machen, spielen ebenfalls eine große Rolle. Der Perspektivwechsel lehrt uns auch Bescheidenheit und dankbar zu sein, für das, was wir in Deutschland haben. Sei es die Gesundheitsversorgung, Ausbildungschancen, gemäßigtes Klima, soziale Absicherung und vor allem Recht, Frieden, Demokratie und Mitbestimmungsmöglichkeiten.“
Eheleute bereits in Laos und Palästina im Einzeleinsatz
Wie ihr Ehemann Robin Ogden, der von 2014 bis 2016 an einer Berufsschule in Laos arbeitete, hat auch Martina Kaupen Erfahrung in der Entwicklungshilfe. Die heute 58-Jährige war von 2010 bis 2012 als Entwicklungshelferin in Palästina tätig. Sie arbeitete in einer katholischen Einrichtung zur Betreuungs schwerstbehinderter Frauen. Nun ist es dem Ehepaar erstmals gelungen, gemeinsam als Entwicklungshelfer in einem Land tätig zu werden. Die Wahl fiel auf Myanmar. Das Ehepaar ist im Auftrag der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit unterwegs. Das Bundesunternehmen engagiert sich weltweit für nachhaltige Entwicklung und internationale Bildungsarbeit
Myanmar (das frühere Birma oder Burma) ist ein Staat in Südostasien und grenzt an Thailand, Laos, die Volksrepublik China, den Nordosten Indiens, Bangladesch und den Golf von Bengalen. Das Land stand seit 1962 unter einer Militärherrschaft, bis diese am 4. Februar 2011 einen zivilen Präsidenten als Staatsoberhaupt einsetzte. Die Einwohnerzahl von Myanmar wird auf rund 53 Millionen Menschen geschätzt.
So werden die Arnsberger Entwicklungshelfer ihren Vertrag verlängern und bis Ende 2020 in Myanmar bleiben. Ein wichtiger Grund hierfür war aber auch das Angebot, ab Dezember 2019 in die nördliche Großstadt Mandalay wechseln zu können. Dort gibt es ein Hospiz, in dem Martina Kaupen mitarbeiten kann. Außerdem bieten auch einige Krankenhäuser in Mandalay Betätigungsfelder. Die dortige Industrie- und Handelskammer hat bereits Interesse an medizinischen Fortbildungen bekundet. Robin Ogden wird dort dann mehrere Berufsschulen betreuen.
Ortswechsel im Dezember
Abschließend schreiben Robin Ogden und Martina Kaupen zur Arbeit als Entwicklungshelfer: „Wir erwarten keine weltbewegenden Veränderungen durch unseren Einsatz, hoffen aber, dass wir im Kleinen die eine oder andere Verbesserung erreichen und Wege zur Selbsthilfe aufzeigen können. Für meinen Einsatz an der Berufsschule heißt das konkret, dass die IT-Lehrer durch praxisnahes Training mehr Selbstvertrauen im Umgang mit der Soft- und Hardware bekommen.“
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