Arnsberg. Was waren die größten Herausforderungen für Arnsberg in 2024? Bürgermeister Ralf Paul Bittner gibt Einblicke in seine Arbeit und blickt auf 2025.

Das Jahr 2024 endet. Zeit für ein paar Fragen an Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner über die vergangenen zwölf Monate. Unsere Redaktion fragte ihn nach bewegenden Momenten, Erfolgen und weiteren Herausforderungen.

Was war für Sie der bewegendste Moment im Amt im Jahr 2024?

Den einen bewegenden Moment herauszustellen, fällt mir schwer. In den letzten zwölf Monaten gab es viele Eindrücke, die mich bewegt haben – sei es das Benefiz-Fußballspiel in Oeventrop für Emma und Finn oder die Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Schicksale mit mir teilen. Besonders berührt mich immer das große ehrenamtliche Engagement in Arnsberg, was besonders bei den Verleihungen des Bundesverdienstkreuzes nochmals deutlich wird. Was mich aktuell am meisten bewegt, sind die schrecklichen Bilder aus Magdeburg, die statt eines frohen Weihnachtsfestes Leid und Horror zeigen. Diese Situation wird auch mit Reaktionen hier vor Ort ausgenutzt um Hass und Fake News zu verbreiten.

„Liegengeblieben ist grundsätzlich nichts. Aber einige Dinge sind noch nicht vollendet oder müssen in 2025 weitere Fortschritte machen.“

Ralf Bittner
Bürgermeister der Stadt Arnsberg

Welches Vorhaben, das Sie gerne schneller umgesetzt hätten, ist liegengeblieben?

Liegengeblieben ist grundsätzlich nichts, es wird alles bewegt aber einige Dinge sind noch nicht vollendet beziehungsweise müssen in 2025 weitere Fortschritte machen – nicht immer kann eine Maßnahme bei den über 150 größeren Projekten im Sprint durchgeführt werden. Manchmal bedeutet der Weg zur Umsetzung, einen Marathon zu laufen oder einen Umweg zu gehen. Oft braucht es Geduld und Diskussionen mit Bürgerinnen, Bürgern und der Politik und oftmals auch Beschlüsse der Fachausschüsse und des Rates. Äußere Rahmenbedingungen wie die Finanzausstattung der NRW- Kommunen, Fachkräftemangel, Förderbedingungen und der langwierige Cyber-Angriff beeinflussen oftmals zusätzlich stark den Zeitplan. Ab 2025 werden wir jedoch mit Vollgas priorisierte Projekte wie zum Beispiel die Sanierung der Sporthallen, die Wirtschaftsförderung und demokratiestärkende Maßnahmen umsetzen.

Boris Pistorius in Arnsberg
Bürgermeister Ralf Paul Bittner. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Wie bewerten Sie das politische Klima in der Stadt in den vergangenen zwölf Monaten?

Das politische Klima in Arnsberg empfinde ich insgesamt als positiv. Ein gutes Klima lebt von Austausch, Akzeptanz, Respekt und Anstand. Kontroversen gehören zur Demokratie, aber Streit ohne Lösungen führt zu Misstrauen und Politikverdrossenheit – der größten Gefahr für unsere Demokratie. Deshalb bin ich froh, dass wir im Rat viele Beschlüsse einstimmig oder mit großer Mehrheit gefasst haben. Auch wenn Kompromisse nötig sind, ist es wichtig, dass Lösungen gemeinsam gefunden werden. Weiterhin möchte ich die Menschen in der Stadt durch Information und Beteiligung einbeziehen – das ist mir auch für das kommende Jahr ein besonderes Anliegen. Deswegen werde ich auch meine Beteiligungsformate wie die Bürgerspaziergänge, die Marktgespräche, die Kinder- und Jugendsprechstunden und den Bürgerrat konsequent fortsetzen.

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Was macht Sie in diesem Jahr als Bürgermeister besonders stolz?

Ich bin stolz auf die Menschen in Arnsberg, die sich ehrenamtlich engagieren und die Gemeinschaft vor Ort stärken und wichtige Aufgaben übernehmen. Ihr Engagement ist der Motor, der unsere Stadt lebendig hält – unbezahlbar und keineswegs selbstverständlich. Zudem bin ich stolz auf das starke Team der Stadtverwaltung, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit viel Herzblut und Fachwissen unsere Projekte vorantreiben. Es gibt auch dieses Jahr mehrere Dinge, die besonders gut geklappt haben. Eins rauszugreifen ist schwierig. Ein besonderes Beispiel ist der erfolgreiche Ausbau der Kita-Plätze - vollendet mit den Neubauten in Oeventrop, Holzen und Bachum und damit der Schaffung von über 500 Betreuungsplätzen in den vergangenen fünf Jahren. Mit den Ausbauplänen in Bruchhausen können wir auch die dort weggefallenen Plätze gut kompensieren.

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Niemand ist fehlerfrei: Wo sehen Sie bei sich im vergangenen Jahr einen Fehler, den Sie so nicht wiederholen würden? Was ist nicht gut gelaufen?

Fehlerkultur ist ein wichtiger Führungs- und Managementbaustein. Was wir in diesem Jahr deutlich gemerkt haben, ist, dass wir in Sachen Baustellenkommunikation besser und schneller werden müssen. In den nächsten Jahren werden wir, um den großen Investitionsstau in Straßen und Brücken abzubauen, zahlreiche große Tiefbaumaßnahmen planen und umsetzen. Dazu werden nach und nach auch die Brückensanierungen in den Fokus geraten. Das betrifft viele Bürgerinnen und Bürger und schränkt sie über einen längeren Zeitraum stark ein. Daher haben wir die Informationen dazu deutlich intensiviert. Zusätzlich ist ein Konzept in Arbeit, das die kommenden Straßenbaumaßnahmen noch besser auf mehreren Ebenen sichtbar macht und erklärt.

Welche Arnsberger Person hat Sie in 2024 am meisten beeindruckt?

Wie bereits erwähnt, erlebe ich so viele besondere Menschen und Situationen, dass es mir schwerfällt, einzelne besonders hervorzuheben. Dies würde allen anderen auch kaum gerecht. Genau genommen ist die Gesamtleistung Vieler was eine Stadtgesellschaft ausmacht. Stellvertretend für viele Andere wurde dies bei der Verleihung unserer Bürgermedaillen Anfang 2024 sichtbar. Ein jeder Stadtteil hat aktive Menschen, die es verdient haben, genannt zu werden. Dazu kommen viele Sportlerinnen und Sportler, die national wie international tolle Erfolge erzielt haben. Besonders berührt mich auch das Engagement derjenigen, die sich für die Realisierung eines zweiten Hospizstandortes in Neheim einsetzen. Da unterstütze ich auch ganz persönlich die Hospizstiftung und die Caritas. Menschen wie sie sind es, die mich immer wieder aufs Neue damit beeindrucken, was sie für unsere Stadt und damit für die Menschen in der Stadt leisten. In Arnsberg gibt es viele sogenannte Hidden Heroes, also heimliche Helden, die im Verborgenen großes leisten.

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Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für Arnsberg im kommenden Jahr?

Die Stärkung unserer Demokratie ist entscheidend, besonders in Zeiten, in denen Freiheit und Rechte in vielen Teilen der Welt eingeschränkt werden. Wir müssen unsere Demokratie schützen – gegen Hass und Hetze, egal aus welcher Richtung. Zudem ist es mir wichtig, drängende Themen wie die Stärkung der Wirtschaft und die Schaffung notwendiger Rahmenbedingungen im sozialen Bereich anzugehen, etwa bezahlbarer Wohnraum, Kinderbetreuung und Schulmodernisierungen. Dabei müssen wir auch nachhaltig für kommende Generationen handeln. Ich lege großen Wert auf ehrliche Kommunikation – darauf können sich die Menschen verlassen.

Arnsberg wird 50 Jahre alt: Wie weit sehen Sie zu diesem Geburtstag das Zusammenwachsen der Stadt gelungen? Wo ist noch Luft nach oben?

Unser Geburtstagsmotto lautet: 15 Orte – eine Stadt. Diese Vielfalt macht uns stark und lässt uns als Gesamtstadt immer weiter zusammenwachsen. Durch neue und gestärkte Netzwerke sowie Initiativen wie das Stadtschützenfest und das sichtbar machen der Besonderheiten unserer Ortschaften fördern wir den Zusammenhalt. Da können wir noch mehr tun. Jeder unserer Orte ist ganz besonders. Und bietet die individuelle Chance, dass Bewusstsein für unsere lebenswerte Gesamtstadt mit ihren jeweiligen Stärken vor Ort mit zu gestalten und zu stärken. Arnsberg ist dann mehr als die Summe der Ortsteile. Ein besonderer lebenswerter Ort. Die Idee eines Hochschulstandortes zum Beispiel, etwa durch das Waldökoinstitut unterstützt, bleibt dabei ein zukunftsweisender Schritt.

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