Westenfeld/Linnepe. In den letzten Monaten werden sukzessive Filialen der Volksbank in Wohnhäusern geschlossen. Der Grund für diese Entscheidung ist besorgniserregend.
Für Renate Becker aus Linnepe ist das Abheben von Bargeld und das Ausdrucken ihrer Kontoauszüge deutlich umständlicher geworden als noch vor einigen Jahren. „Lange Zeit konnte man in Westenfeld noch alle Geldgeschäfte erledigen, doch jetzt ist diese Filiale geschlossen worden und durch so einen komischen, hässlichen Betonkasten ersetzt worden, an dem man nur noch Bargeld erhält, aber beispielsweise keine Kontoauszüge. Ich bin seit 60 Jahren Kundin bei der Volksbank, aber für mich ist das kein guter Kundenservice“, beklagt die Sauerländerin.
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Sie könne grundsätzlich verstehen, dass Banken immer auf Online-Banking umstellen würden, aber viele der älteren Menschen würden die Geräte einfach nicht bedienen können. „Ich kenne auch ältere Menschen im ‚Alten Testament‘, die nicht mehr beweglich sind. Die kommen nichtmal eben nach Westenfeld, wenn sie Geld benötigen“, so Renate Becker. Und bei manch einem wären auch die Kinder und Enkel nicht in der Lage, permanent zu helfen. „Es ist einfach eine schwierige Situation für vor allem ältere Menschen!“ In ihrem Bekannten- und Freundeskreis herrsche eine große Unzufriedenheit.
Frank Segref, Sprecher der Volksbank Sauerland, nimmt die Sorgen der Menschen ernst. Er begründet zugleich die Entscheidung, Filialen zu schließen: „In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Sparkassen, Volksbanken und andere Banken immer wieder Opfer von Sprengstoffangriffen geworden. Auch in unserem regionalen Umfeld schlugen die Täter mit alarmierender Brutalität zu. Durch die Sprengungen wurden neben den Automaten vermehrt Gebäude und Gegenstände zerstört. Menschen wurden bei diesen Anschlägen „Gott sei Dank“ nicht verletzt. Aber: ‚Muss erst etwas passieren, damit etwas passiert?‘ Wir sagen ‚Nein‘ und wollen es gar nicht erst soweit kommen lassen“, betont Segref. Der Schutz von Leib und Leben sei ihre oberste Maxime. Gemeinsam mit dem Landeskriminalamt, der Kreispolizeibehörde und dem Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) habe man daher eine Sicherheitsanalyse für jeden der Standorte erstellt. „Aus dieser Analyse haben wir entsprechende Konsequenzen abgeleitet. Die wichtigste lautet: In bewohnten Gebäuden – also Hochrisikostandorte - sollen keine Geldautomaten mehr betrieben werden!“
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Zuletzt hatte die Volksbank Sauerland im Marktkauf Sundern, in der Silmecke und in Amecke aus Sicherheitsgründen SB-Standorte geschlossen. Kritik gab es von der Bevölkerung auch an den Freilauf-Automaten, die anstelle einiger Filialen aufgestellt werden. So wie zum Beispiel in Westenfeld. „Man hat keine vernünftige Überdachung und steht buchstäblich im Schnee oder im Regen“, kritisiert Renate Becker. Auch auf diesen Punkt reagiert Frank Segref: Seit vielen Jahren betreibe man bereits einen „Freiluft-Automaten“ am Edeka in Hüsten. „Der Automat wird intensiv genutzt – bisher ohne Kundenhinweise hinsichtlich Wetterschutzes oder Bedienbarkeit. Neue sprengsichere Cubes mit Freiluft-Automaten finden Kundinnen und Kunden an folgenden Standorten: Herdringen, Westenfeld, Berge, Ramsbeck, Elspe, Würdinghausen und Attendorn. Im neuen Jahr kommen noch Endorf und Saalhausen dazu.“ Einige dieser Automaten seien nur für Kunden der Volksbank, in anderen Fällen kooperiere man vor Ort mit den jeweiligen Sparkassen.
Aus Sicherheitsgründen werden die neuen Standorte der sprengsicheren Stahlbeton-Geldautomaten, auch Cubes genannt, nicht in direkter Nähe von Wohngebäuden oder sogar in Wohngebäuden aufgestellt. Standorte sind stattdessen meistens auf freien Flächen, zum Beispiel Parkplätzen in den Ortschaften. „Das kleine Vordach an unseren hochsicheren Cubes mag nicht denselben Schutz vor starkem Regen bieten wie ein Geldautomat in einem geschützten Innenbereich, dennoch steht die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Mitglieder und Kunden stets im Mittelpunkt unserer Bemühungen! Wir nehmen jede Anregung ernst und prüfen kontinuierlich Möglichkeiten zur Optimierung unseres Serviceangebots, um ein bestmögliches Kundenerlebnis zu gewährleisten“, verspricht Segref.
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Zum Thema Kontoauszüge äußert sich die Volksbank Sauerland wie folgt: „Wir bieten an, Kontoauszüge auf Wunsch per Post zuzusenden. Ein einfacher Anruf genügt, und wir kümmern uns darum. Zudem legen wir besonderen Wert darauf, auch älteren Menschen verschiedene Möglichkeiten anzubieten, ihre Bankgeschäfte zu erledigen. Es freut uns zu sehen, dass immer mehr ältere Kunden das Online-Banking und auch die Bargeldversorgung im Einzelhandel nutzen. Bei zahlreichen Discountern kann man sich bis zu 200 Euro an der Kasse auszahlen lassen. Unser Serviceangebot ist vielfältiger geworden, und ich empfehle daher, einen Beratungstermin mit einem unserer Beraterinnen und Berater zu vereinbaren, um die für den Kunden passende Lösung zu finden“, sagt der Volksbank-Sprecher.
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