Arnsberg. Gesellschaftervertrag wird geändert. Der Sanierungsstau an Sporthallen soll so beschleunigt abgebaut werden. Nass GmbH kümmert sich nicht mehr nur um Bäder.

Als Bernd Löhr einst die Geschäftsführung der Freizeitbad Arnsberg GmbH (Nass) übernahm, hätte er sich wohl kaum vorstellen können, dass er einmal einer Gesellschaft vorstehen würde, die sich um weit mehr als den Betrieb eines einmal gebauten Schwimmbades zu kümmern hat. Nach dem Bau von sonst städtischen Lehrschwimmbecken und der laufenden Sanierung des Freibades Neheim sollen nun aber noch weitere Aufgaben hinzu kommen, die mit Wassersport nichts mehr zu tun haben. Die Nass GmbH soll sich auch um die Behebung des aufgetretenen Sanierungsstaus der Arnsberger Sporthallen kümmern und hier Prozesse beschleunigen. Die Politik wird den Gesellschaftsvertrag dementsprechend anpassen.

Turnhalle Grimmeschule
Die Turnhalle der Grimmeschule © WP | Martin Haselhorst

Hintergrund ist, dass aktuell im westlichen Teil der Stadt Arnsberg drei Turnhallen-Standorte vorübergehend oder längerfristig geschlossen sind. „Dies hat Auswirkungen auf den Sportunterricht der Schulen und den Vereinssport“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Die Nutzung alternativer Möglichkeiten, entsprechende Flächen zu gewinnen, werde derzeit durch das Gebäudemanagement der Stadt Arnsberg auf eine wirtschaftliche und umsetzbare Nutzung überprüft. Die angedachte neue gesellschaftsvertragliche Ausrichtung soll der der Nass GmbH „zukünftig bei Bedarf auch die Planung, den Bau, die Unterhaltung und den Betrieb von Sportstätten im Stadtgebiet“ ermöglichen.

Turnhalle Grimmeschule
Die Turnhalle der Grimmeschule. © WP | Martin Haselhorst

Der Handlungsbedarf beim Thema Turnhallen ist groß. Bürgermeister Ralf Bittner hatte zuletzt mehrfach betont, sich nun um die Sporthalle kümmern zu wollen, nachdem der Bedarf nach Wasserflächen in Lehrschwimmbecken zum neuen Schuljahr nahezu gedeckt sein wird. Auch hier hatte das Nass in zwei Fällen die Planung und Realisierung übernommen. Bei den Sporthallen, die bislang nicht über den Zweck der Gesellschaft abgedeckt waren, aber gibt es noch viel zu tun: Die Turnhalle Moosfelde öffnet nach Schimmelbefall bald wieder, braucht aber perspektivisch noch bauliche Maßnahmen zur besseren Belüftung. An der Turnhalle des Franz-Stock-Gymnasiums wird der Boden komplett entfernt, um Ursachen eines Wasserschadens zu ermitteln. „Die Turnhalle an der Grimmeschule ist nicht mehr finanziell darstellbar sanierbar“, verweist Bürgermeister Ralf Bittner auf Kosten in Höhe von mehr als 800.000 Euro. Sie wird neu gebaut werden müssen im Rahmen der Planung des angedachten neuen Grundschulzentrums an dieser Stelle nach Auszug der Grimmeschule an die Goethestraße.

Turnhalle Grundschule Moosfelde
Die Turnhalle Moosfelde ist seit Monaten nach einem Schimmelbefall gesperrt. © WP | Martin Haselhorst

Auf Sanierbarkeit überprüft wird noch in diesem Monat die Turnhalle Unterhüsten an der ehemaligen Pestalozzi-Schule, die aktuell noch bis zur Fertigstellung der Moschee am Berliner Platz vom Marokkanischen Kulturverein als Gebetsraum genutzt wird. An der Mühlenbergschule, so erklärt Ralf Bittner weitere Planungen, soll im Rahmen von Baumaßnahmen dort eine neue Turnhalle für Hüsten gebaut werden. Sie soll den schon längerfristigen Verlust der Turnhalle der einstigen Petrischule kompensieren, die heute Aula der Pflege-Akademie am Klinikum ist. Parallel werde geprüft, ob sich alternative Standorte - zum Beispiel Tennishallen - zur Nutzung als Sporthalle eignen. Fünf Jahre nach dem Masterplan Sport ist beim damals federführenden Institut IKPS ein neues Gutachten zum Bedarf nach Sportstätten und Sporthallen beauftragt worden.

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Die Vorteile benennt Ralf Bittner, nachdem schon mit der Zuordnung zum Nass bei den neuen Lehrschwimmbecken „die Synergieeffekte genutzt werden konnten, um sowohl erfolgreich im finanziellen und auch im zeitlichen Rahmen zu bleiben“. Diese Vorteile sollen nun auch bei den Turnhallen wirken: Die Ausschreibungsverfahren können zeitlich komprimierter durchgeführt werden. Die Vergabe an Totalübernehmer ist einfacher möglich und bietet in der Regel mehr Preis- und Zeit-Garantie. „Der neben den oben genannten Vorteilen weitere entscheidende Vorteil ist, dass bei den gewählten Wegen die jeweiligen Maßnahmen einer extremen Fokussierung und Priorisierung unterliegen“, so Ralf Bittner. Das könnte ein städtisches Bauamt bei mehr als 100 sonstigen Baumaßnahmen in dieser Form nicht leisten.

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Vertraglich ist da auf Winkelzüge und Fallen zu achten, damit die Sportstätten im Rahmen der Daseinsvorsorge für die Stadt Arnsberg auch außerhalb der Geschäftsanschrift der Gesellschaft geplant, errichtet, unterhalten und betrieben werden dürfen. Dazu gehören dann auch Nebengebäude, technische Anlagen und ähnliches. „Notwendige Sanierungen können auf dieser Grundlage in Zukunft in Einzelfällen bei Bedarf zielgerichtet und schneller abgebaut werden“, so die Verwaltung. Die Nass GmbH soll dann gemeinsam mit dem städtischen Gebäudemanagement „eine optimierte Aufgabenwahrnehmung der kommunalen Daseinsvorsorge“ sicherstellen.

Blick auf die Turnhalle hinter der ehemaligen Pestalozzischule.
Blick auf die Turnhalle hinter der ehemaligen Pestalozzischule. © WP

Bei den durch die Neues Freizeitbad Arnsberg GmbH zu erbringenden Maßnahmen im Bereich der Sportstätten handelt es sich um Leistungen von öffentlichem Interesse. Die Nass GmbH ist als Tochtergesellschaft der Stadt Arnsberg zu wirtschaftlichem und sparsamem Handeln verpflichtet. Prozesse werden dann zwar beschleunigt, aber nicht vorbei an der Politik umgesetzt. „Konkrete Planungs- und Baumaßnahmen, die die Freizeitbad Arnsberg GmbH durchführen soll, müssen vor Planungsbeginn durch den Rat der Stadt Arnsberg und durch die Gesellschafterversammlung beschlossen werden“, so die Verwaltungsvorlage. Dabei seien auch die finanziellen und organisatorischen Auswirkungen festzulegen.