Neheim. Die Kolpingfamilie in Neheim gibt die Immobilie an der Kapellenstraße auf. Ist der Traditionsverein damit Geschichte? Fragen an den Vorsitzenden.
„Ohne Gastronomie können wir in dem Gebäude nichts machen“, sagt Dr. Heinz-Josef Schulte, Vorsitzender der Kolpingfamilie Neheim gegenüber dieser Zeitung. Vor wenigen Tagen hatte der Verein mitgeteilt, dass das Haus in der Kapellenstraße verkauft werden soll. Ausschlaggebend für diese Entscheidung ist dabei vor allem die Tatsache, dass die Gastronomie seit zwei Jahren leer steht. „Da es keine wirtschaftliche Alternative gibt, hat der Trägerverein schweren Herzens die Entscheidung getroffen, sich von dem Gebäude zu trennen“, ergänzt Schulte.
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Die Kolpingfamilie habe gemeinsam mit Brauereien, u.a. auch Veltins, sowie mit einem Makler versucht, einen Pächter für die Gastronomie zu finden. „Die Gastronomie macht einen Großteil des Hauses aus“, so Schulte. „Selbst wenn wir die Räumlichkeiten weiter nutzen würden, stünden die gastronomischen Räume und damit ein insgesamt großer Bereich des Hauses leer.“ Das soll vermieden werden. Einen ausschlaggebenden Grund, warum sich kein Pächter bzw. keine Pächterin habe finden lassen, sieht Schulte in der Tatsache, dass keine Außengastronomie vorhanden ist.
Handwerker stemmten Reparaturen und Renovierungen
Da sich kein Pächter findet - und der Verein sich nicht durch entsprechende Umbaumaßnahmen verschulden möchte -, sei der Entschluss gefallen, das Haus zum Verkauf anzubieten. „Am besten wäre es natürlich, wenn wir einen Käufer finden würden, der an dem Haus Umbauten vornimmt, so dass die Menschen darin wohnen bleiben können.“ Das hielte der Verein für die beste und schönste Lösung.
„Wir werden alle älter“
Früher, so erzählt Schulte, seien Reparatur- oder Renovierungsarbeiten schnell und einfach durch die Mitglieder erledigt worden. „Als die Mitglieder noch hauptsächlich aus dem Handwerk kamen, war das so. Doch inzwischen haben wir kaum noch Handwerker dabei - und ehrlicherweise muss man ja auch sagen, dass auch wir alle älter werden oder es zeitlich nicht stemmen können.“
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Aber auch die gesamte Situation der Kolpingfamilie Neheim sei ein Grund, warum sich der Verein von dem Haus verabschieden müsse. „Alle Vereine kämpfen mit niedrigen Mitgliederzahlen und fehlendem Nachwuchs“, so Schulte. „Davon bleibt auch die Kolpingfamilie nicht verschont. Wir haben aktuell 150 Mitglieder.“ Die Coronazeit habe eine große Rolle gespielt. Aber auch vorher seien die Räumlichkeiten des Kolpinghauses immer weniger angemietet worden. „Früher gab es viele Vereinsfeiern - wie beispielsweise auch die des Karnevalvereins Blau-Weiß. Auch große private Veranstaltungen. Aber mittlerweile ist das nicht mehr so.“
Er sieht die gesellschaftliche Veränderung, insbesondere die sich verändernden Interessen „der jungen Menschen“ im gesamten Vereinskontext daher als „Auslöser“ für die aussterbende Vereinswelt. „Unsere Mitglieder sind Ü50.“
Kolpingfamilie Neheim bleibt aktiv
Und die aktuellen Mieterinnen und Mieter? „Wir werden niemanden rauswerfen“, versichert Dr. Heinz-Josef Schulte. „Was ein eventueller Käufer hinterher mit dem Haus machen möchte, kann ich natürlich nicht sagen oder versprechen.“ In dem Haus an der Kapellenstraße befindet sich zum einen das Wahlkreisbüro des Landtags-Abgeordneten Klaus Kaiser, zum anderen befinden sich dort drei Wohnungen. „In einer Wohnung lebt auch noch eine ukrainische Familie.“
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Mit dem Verkaufserlös soll die Arbeit der Kolpingfamilie unterstützt und langfristig gesichert werden. „Es ist uns sehr wichtig, dass wir auch weiterhin in die Kolpingfamilie investieren“, sagt Schulte. Ein Teil des Erlöses solle auch dazu genutzt werden, auf der Wiesenstraße eine Immobilie mit sechs Wohneinheiten, die ebenfalls im Besitz des Vereins Kolpinghaus Neheim ist, zu renovieren und zu modernisieren. „Das Doppelhaus hat die Kolpingfamilie in den 1950er-Jahren gekauft, um dem damals ebenfalls aktuellen Wohnungsmangel zu begegnen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“
Die Kolpingfamilie möchte weiter aktiv bleiben - und die unterschiedlichen Veranstaltungen auch weiterhin anbieten. „Wir müssen dann, wenn das Haus verkauft ist, halt nur schauen, wo wir unsere Vereinstreffen durchführen und uns vielleicht einen Raum anmieten - zum Beispiel soll es ja auch später im Rathaus anmietbare Räume geben.“
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