Sundern. Eigentümer Severin Schulte möchte das ehemalige Seehof-Gelände entwickeln. Die Sunderner Politik stört sich jedoch ganz besonders an einer Sache.

Die Vorstellung des Konzepts für ein Bauprojekt auf dem Gelände des ehemaligen Hotels Seehof dauerte nicht einmal eine Minute, da gab es bei dem ein oder andere Ausschussmitglied bereits Kopfschütteln und spöttische Kommentare. Auf der ersten Folie der Power-Point-Präsentation stand für alle deutlich sichtbar „Seegarten“ statt „Seehof“. Dieser befindet sich aber bekanntlich einige Hundert Meter weiter runter am Sorpedamm und eben nicht auf dem Gelände in Langscheid, das künftig neu entwickelt werden soll.

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Die Vorgänge rund um das Seehof-Gelände werden mit Argusaugen beobachtet, und die Öffentlichkeit reagiert hier noch etwas empfindlicher als vielleicht an anderer Stelle. Projektentwickler Werner Scheiwe, der die Pläne des Schmallenberger Architekturbüros Raumzenit im Planungs- und Nachhaltigkeitsausschuss der Öffentlichkeit vorstellte, weiß um diese Problematik. „Das Projekt ist sehr sensibel und das Interesse an der Zukunft des Geländes groß.“ Eigentümer Severin Schulte und den Planern sei sehr daran gelegen, dass hier etwas passiere. „Wir möchten die Fläche entwickeln“, so Werner Scheiwe.

Hotel Seehof Langscheid
Vandalismus, Wind und Wetter haben die Bausubstanz erheblich beeinträchtigt. Diese Aufnahmen auf dem für die Öffentlichkeit gesperrten Gelände sind der Redaktion zugespielt worden. © WP Privat | WP Privat

Grundstücksbesitzer und Investor Severin Schulte hat das Planungsbüro beauftragt, ein Konzept für eine Mischform aus Tourismus, Wohnen und Gastronomie auf dem Gelände direkt am Ortseingang von Langscheid zu entwickeln. Auf einer Gesamtfläche von 9100 Quadratmetern soll das wuchtige Ensemble der Bauten entstehen, wenn es nach den Architekten geht. Offiziell sollen 6300 Quadratmeter für touristische Nutzung geplant sein. Sie beinhalten die zum Teil terrassenartigen Ferienwohnungen, Grünflächen sowie die Gastronomie. Diese wiederum ist zweigeteilt. „Die Außengastronomie umfasst 220 Quadratmeter und der Innenbereich 650 Quadratmeter. Wir rechnen mit rund 250 Plätzen“, sagt Werner Scheiwe. Man habe bereits Gespräche mit einem Gastronomen geführt, der ein grundsätzliches Interesse an dem Projekt signalisiert. Namen möchte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen.

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Auf rund 2800 Quadratmetern soll dazu noch Wohnraum für 18 Wohnungen auf dem Gelände entstehen, wobei dieser Bereich mit den Ferienwohnungen durch gemeinsame Grünflächen miteinander verbunden ist. Auf die Nachfrage von Andreas Bahde (Bürger für Sundern), ob die Ferienwohnungen von einem Betreiber vermarktet werden oder ob diese verkauft und für private Nutzung zur Verfügung gestellt werden sollen, gab der Projektentwickler an, dass derzeit keine zentrale Vermarktung beabsichtigt sei. Diese Aussage führte zu Raunen im Plenum. Andreas Bahde machte deutlich, dass er diesen Ideenentwurf für nicht ausreichend hält und kritisierte den Verkauf der Ferienwohnungen. „Die Käufer müssen sie dann nicht mehr zwingend vermieten, wenn sie das nicht wollen.“ Er könne darin keine touristische Nutzung erkennen.

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Das Gelände befindet sich direkt am Eingang von Langscheid, aus Hachen kommend, und in direkter Nähe zum See. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Werner Scheiwe macht allerdings auch deutlich, dass die vorgestellten Visualisierung und Gedanken lediglich ein erster Entwurf sind. „Es geht jetzt darum, mit den Vorgaben aus Politik und Verwaltung diese Ideen zu konkretisieren. Wir werden uns natürlich auch der Diskussion in der Öffentlichkeit stellen“, verspricht der Projektentwickler. Es sei jetzt wichtig gewesen, das ganze Verfahren überhaupt erst einmal anzustoßen. Deshalb könne er auch noch gar keine belastbaren Zahlen zu Gebäudegrößen und -höhen liefern.

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Kritik gab es von André Klammt (SPD) und Hans Klein (Wir sind Sundern) an der Transparenz des Projektvorschlags. Vor allem Klein machte deutlich: „Ich möchte eine frühzeitige Bürgerbeteiligung in Langscheid. Was wollen die Menschen, die dort leben?“ Klammt wiederum wünscht sich eine Reaktivierung der vorhandenen Gebäude, denn die neuen Baupläne sehen einen kompletten Abriss der alten Bausubstanz vor. Darauf nimmt Werner Scheiwe Bezug: „Je weiter das Verfahren voranschreitet, desto mehr Transparenz wird deutlich werden.“ Allerdings irritiert an dieser Stelle, dass Eigentümer Severin Schulte unserer Redaktion die Visualisierungen, die in der Sitzung gezeigt wurden, nicht für eine Veröffentlichung zur Verfügung stellen möchte. Zum jetzigen Zeitpunkt möchte man diese Bilder noch nicht einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren, heißt es in einer kurzen Mitteilung.

Hotel Seehof Langscheid
Der Hotel-Komplex ist in früherer Zeit in verschiedenen Schritten erweitert und vergrößert worden. © Eric Claßen | Eric Claßen

SPD-Politiker André Klammt verlangte im Ausschuss in deutlichen Worten eine Veröffentlichung der alten Pläne für ein Inklusionshotel. Im Januar 2023 hatte Bürgermeister Willeke die Idee eines solches Hotels vorgestellt. Damals sei der Caritasverband Arnsberg-Sundern grundsätzlich an solch einem Projekt interessiert gewesen. Letztlich scheiterte das Vorhaben, zu dem es nie öffentlich konkrete Pläne und Unterlagen gab, nach Aussagen des Bürgermeisters an der wirtschaftlichen Machbarkeit. „Ich möchte diese Pläne von damals einmal sehen und dann wissen, woran das ganze Projekt konkret gescheitert ist, bevor ich die neuen Pläne bewerten kann“, verlangte Klammt.

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Eva-Maria Tanklage (CDU) störte sich vor allem an der massiven Bauweise der geplanten Baukörper. „Das sieht mir gigantisch aus.“ Auch Michael Stechele von der SPD äußerte Bedenken, „ob ein solches massives Objekt nach Langscheid passt“. Rene Winter von der FDP gibt den Architekten bei einem möglichen Abriss der alten Seehof-Gebäude Recht. „Eine Vitalisierung der Bestandsobjekte halte ich ebenfalls für nicht darstellbar, bin aber der Meinung, dass man beim Neubau in anderen Maßstäben denken sollte.“ Friedrich Becker (CDU) hält die Aufstellung eines komplett neuen Bebauungsplans in dieser Angelegenheit für notwendig.

Hotel Seehof Langscheid
Nicht nur im Internet wird seit langer Zeit intensiv darüber diskutiert, was mit dem ehemaligen Seehof-Gelände passiert. Diese Aufnahmen auf dem für die Öffentlichkeit gesperrten Gelände sind der Redaktion zugespielt worden. © WP Privat | WP Privat

Einig waren sich alle politischen Vertreter, dass die Architekten detaillierte Planungen entwerfen müssen, damit für Politik, Verwaltung und Bürger eine Bewertung des Konzepts überhaupt erst möglich wird. Stadtentwickler Holger Böse machte deutlich, dass er es nach dem ersten Eindruck für sinnvoll erachtet, ein solches Verfahren anzustoßen. Die ersten Unterlagen sollen den politischen Fraktionen nun zur Beratschlagung zur Verfügung gestellt werden.

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