Hüsten. Von Marihuana-Tütchen bis Party-Popper: Michael Filthaut entdeckt die ungewöhnlichsten Dinge bei seiner Müllsammelaktion in Hüsten.

Immer wieder sonntags, im Sommer mehr als im Winter, zieht es Michael Filthaut auf die Straßen in Hüsten. Warum? Er sammelt Müll. Nicht, weil er es muss - sondern, weil er es möchte. „Wir können nicht die ganze Zeit vom Klimawandel sprechen und dann nicht einmal den Müll in der Natur in den Griff bekommen“, sagt er.

Michael Filthaut hält zwei kleine Plastiktüten in die Kamera. Solche Tütchen sammelt er oft auf, wenn er in Hüsten unterwegs ist, um Müll einzusammeln.
Michael Filthaut sammelt regelmäßig Müll von den Straßen in Hüsten auf - es ist sein persönlicher Clean-Up-Day. © WP | Thora Meißner

Anfangs sei der 55-Jährige morgens um 6 Uhr losgezogen, weil es ihm doch ein wenig unangenehm gewesen war, mit der Greifzange und einer Tüte herumzulaufen und Müll einzusammeln. „Meine Tour ist immer so etwa eine bis eineinhalb Stunden lang“, sagt er. Mittlerweile habe er viel positive Resonanz bekommen - und ist mit sich und seiner Aktion im Reinen. „Jetzt gehe ich sonntags um 8 Uhr los.“

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Marihuana, Party-Popper und Plastikmüll in Hüsten

Was er auf Hüstens Straßen findet, sind nicht nur Fastfood-Verpackungen, Zigarettenstummel und gebrauchte Einweg-Taschentücher - oft sind es auch ausgefallene Dinge. Er hält zwei kleine Tütchen in der Hand. „Ich habe sogar schon einmal so ein Tütchen mit Marihuana gefunden“, erzählt er. Er habe es dann natürlich zur Polizei gebracht. „Es war jedoch so wenig, dass es unter der Grenze des Erlaubten lag.“ Dennoch ein Fund, den man nicht jeden Tag in den Händen hält. Diesmal sind die Tütchen leer.

Diesmal ist er mit dem Fahrrad gekommen - einen Führerschein hat er zwar, jedoch kein Auto. „Ich fahre seit 20 Jahren kein Auto mehr“, sagt er, „Ich dürfte, aber möchte es auch gar nicht.“ Er will die Umwelt schonen. „Es geht eigentlich nur um eins: Was will ich, dass es nicht in der Umwelt herumliegt?“ Und genau das sammelt er ein.

Einmal, so beschreibt er, habe er „Party-Popper“ gefunden - für innen und außen anwendbar. „Das sind geschätzte 200 dünne Kunststoffteile in der Form von Herzen, Friedenszeichen und einer Hand, die ein Peacezeichen macht.“ Auf Facebook macht er seinem Ärger Luft: „Sorry, da noch zu schreiben ‚für den Außenbereich anwendbar‘ ist die Erlaubnis, die Umwelt mit Kunststoff zu versauen. Dafür sammeln die vielen Freiwilligen in vielen Städten nicht jedes Stück Plastik aus der Umwelt, um dann von sowas ihren Einsatz konterkarieren zu lassen.“

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Seine Routen, wie auch das ein oder andere Fundstück, postet er dann auch gerne mal auf seinem Facebook-Profil oder in die Gruppe „Du bist Hüstener, wenn ...“. All das auch, um ggf. den ein oder anderen Mitstreiter zu finden. „Bisher hat es leider noch nicht geklappt - aber in anderen Städten gibt es viele Menschen, die sich zusammentun, um gemeinsam die Straßen von Müll befreien.“

Müllsammler in Hüsten kritisiert: „Geh lieber arbeiten“

Überwiegend erhalte er positive Feedbacks - doch auch das ein oder andere negative Statement habe er schon abbekommen. „Manche finden es lächerlich“, sagt er, „manchmal sagen die auch: ‚Geh mal lieber arbeiten‘ oder ‚zu viel Langeweile‘.“ Dadurch lässt sich der Wepa-Schichtarbeiter jedoch nicht ablenken. „Denn meistens erhalte ich wirklich eine positive Resonanz.“

Er, der selber mal Raucher war, kann es nicht nachvollziehen, warum man seine Kippenstummel einfach so in die Umwelt wirft. Rund 700 Stummel sammelt er jedes Mal ein. „Und wenn ich dann am nächsten Tag die gleiche Strecke gehe, finde ich wieder an die 70 Stück.“

Das Bild zeigt eine Tüte voller Müll. Darin Taschentücher, Zigarettenschachteln, Zigaretten-Stummel, die Michael Filthaut in nur 10 Minuten gesammelt hat.
Nach nur zehn Minuten Rundgang um die St.-Petri-Kirche in Hüsten ist das Tütchen fast voll. © WP | Thora Meißner

Ab und zu sammelt er auch Müll in Hüsten unter der großen Brücke am Rathaus ein. „Das ist aber immer so viel, dass ich das gar nicht alles in Mülltonnen bekomme - oder mit nach Hause nehmen kann.“ Dann nutze er die Melde-App der Stadt Arnsberg oder kontaktiere die Technischen Dienste. „Das geht dann auch immer ziemlich schnell“, sagt er und lobt die Dienste.

Die Technischen Dienste Arnsberg unterstützten das Engagement von Michael Filthaut sehr gerne, teilt Ramona Eifert auf Nachfrage mit. „Nach einem persönlichen, sehr netten Kennenlernen wurde er mit Arbeitsmitteln ausgestattet. Den durch ihn gesammelten Abfall holen die Technischen Dienste anschließend an einem vereinbarten Ort ab, das klappt wunderbar. Daher freuen wir uns über dieses Engagement für den Stadtteil Hüsten, das ein wertvoller Beitrag für das Zusammenleben vor Ort ist“, so die Stadtsprecherin.

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Einsätze dieser Art - ob einmalig oder regelmäßig - unterstützten die Technischen Dienste grundsätzlich immer gerne und freuten sich über entsprechende Meldungen von interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Dazu stehe die Abfallberatung der TDA gerne für Fragen und konkrete Vorhaben parat: Lea Weber, Tel. 02932-4120, lea.weber@arnsberg.de.

Stadtreinigung der Technischen Dienste Arnsberg

Insgesamt, so sagt es die Webseite der Technischen Dienste, betreut die manuelle Stadtreinigung 86 Containerstandplätze, 746 Papierkörbe im Straßenbereich und vier Wochenmärkte pro Woche. Mit ihren Kehrmaschinen legen die Mitarbeitenden 860 Fahrkilometer pro Woche zurück und 400 Kehrkilometer.

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Michael Filthaut würde sich freuen, wenn die Menschen in Hüsten und in ganz Arnsberg mehr darauf achten würden, ihren Müll nicht irgendwo liegen zu lassen, sondern direkt in die vorhandenen Mülleimer zu werfen oder eben mit nach Hause zu nehmen. „Wenn ich alles aufheben würde, was mir auch auf dem Weg zur Arbeit unter die Augen kommt, käme ich nirgendwo an.“

Nach gut zehn Minuten auf dem Weg rund um die St.-Petri-Kirche in Hüsten herum sammelt er eine halbe Tüte Müll auf - trotz des Wissens, dass auch morgen wieder Müll dort liegen wird. „Aber das hier ist schon mal weg!“

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