Allendorf. Bis 2026 entstehen in Allendorf fünf Windräder, die 22.000 Haushalte mit Strom beliefern. Davon soll auch Sunderns Stadtkasse profitieren.
Es sind gigantische Zahlen, die einem da regelrecht nur so um die Ohren fliegen: 36.000 Quadratmeter bebaute Wege und Stellflächen, fünf Windräder der Firma Nordex mit 245 Metern Höhe und einem Rotordurchmesser von 163 Metern sollen nach der Fertigestellung im Jahr 2026 jährlich durchschnittlich 34 Megawatt Strom produzieren. „Das entspricht dem Strombedarf von rund 22.000 Haushalten“, erklärt Projektleiter Diplom-Ingenieur Jens Peters.
Auch interessant
Peters arbeitet für das Unternehmen PNE. Der Projektierer aus Cuxhaven plant, entwickelt und bereibt Windparks seit 30 Jahren und gehört damit zu den Pionieren auf diesem Sektor in Deutschland. Die Norddeutschen sind weltweit in 14 Ländern auf vier Kontinenten aktiv. „Unser Schwerpunkt liegt aber eindeutig in Deutschland sowohl an Land, aber auch in der Nord- und Ostsee“, sagt Projektentwickler Daniel Hühmer.
Bei einer von der VHS Arnsberg-Sundern und der städtischen Verwaltung organisierten Führung über die Baustelle in Allendorf konnten rund 40 interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Lokalpolitiker Einblicke in die aktuellen Baufortschritte gewinnen und Fragen stellen. Die PNE AG wirbt dabei mit großer Transparenz. Wer Fragen zu konkreten Sachverhalten habe, könne sich jederzeit melden und um Antworten bitten, heißt es aus dem Unternehmen.
Auch interessant
Aktuell findet der Bau der Zuwegungen und der Kranaufstellflächen statt, nachdem im Frühjahr die Baum- und Rodungsarbeiten durch einen Allendorfer Betrieb abgehalten wurden. „Für den Waldeinschlag sind wir verpflichtet nach Fertigstellung des Windparks eine Wiederaufforstung vorzunehmen“, betont Projektleiter Jens Peters. Wenn der Wegebau abgeschlossen ist, erfolgt als nächstes der Fundamentbau. Tausende Tonnen Beton werden für jedes Fundament der Windräder benötigt. „Zehn Stunden lang liefern 100 Lkw Beton an. Es dauert dann 28 Tage bis alles fertig getrocknet ist“, sagt Jens Peters. Damit dies gelinge, stecke jede Menge Logistik und Planung dahinter.
Derzeit laufe noch das Genehmigungsverfahren für den Bau eines Umspannwerks in Leinschede. Insgesamt 36 Kilometer Kabel müssen im Allendorfer Windpark verlegt werden. In Müschede wird ein Lagerort für Baumaterialien und technisches Equipment entstehen. Durch Hachen, Langscheid und Amecke hindurch liefern die Lkw die für den Bau der Wege und die Errichtung der Windkraftanlagen benötigten Werkstoffe an. Vor Ort an den jeweiligen Bauplätzen wird dann alles zusammengesetzt. Das norddeutsche Unternehmen plant diesen Schritt ab September 2025.
Auch interessant
Natürlich hat es am Bau des Windparks Allendorf im Vorfeld Kritik in Teilen der Sunderner Bürgerschaft gegeben. Generell wird in Sundern bemängelt, dass die Stadt nach aktueller Entwicklung überproportional vom Windkraftanlagen betroffen sei. Bezeichnungen wie „Verlierer der Energiewende“ machen die Runde in Sundern.
Die Grünen in Sundern verteidigen den Bau von Windrädern im Hochsauerlandkreis, wie Irmgard Harmann-Schütz erklärt: „Sicher stellt der Ausbau der Windenergie einen Eingriff in die Natur dar. Aber die Planungen der Bezirksregierung wurden mit größter Sorgfalt durchgeführt um die Beeinträchtigungen für Mensch und Natur so gering wie möglich zu halten. Ziel des Ausbaus der Windenergie ist es, den CO2 Ausstoß deutlich zu reduzieren, um den Klimawandel und seine Folgen zu minimieren.“
Die Politikerin reagiert damit auch auf Kritik, dass in Sundern zu viele Windräder geplant seien. „Die Stadt erreicht durch den Ausbau der Windenergie nicht nur das Ziel der bilanziellen Klimaneutralität bis 2030, sondern erlangt damit auch eine ansehnliche Wertschöpfung, die letztlich allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zugutekommen wird.“ Das Sauerland sei auch mit Windkraft weiterhin schön, aber wenn die Energiewende gelingen solle und man die Klimaneutralität bis 2030 erreichen wolle, müsse die Stadt diesen Beitrag leisten, so Irmgard Harmann-Schütz.
Auch interessant
Dr. Nadine Siepe vom BUND widerspricht der Grünen-Politikerin. „Der Regionalplan der Bezirksregierung ist noch gar nicht in Kraft, was frühestens im Frühjahr 2025 der Fall sein wird. Die Planungen, mit denen auch viele unzufrieden sind (aber immerhin ist es ein Steuerungsinstrument!), wurden in der Tat nach zahlreichen Kriterien vorgenommen. Das Problem ist aber die Übergangszeit bis zum Inkrafttreten, in der nun zahlreiche Anträge, vor allem auf Vorbescheid, gestellt werden für Flächen, die eben nicht die ausgewiesenen Windengergiebereiche des Regionalplans sind. Nicht nur in Sundern, sondern auch in allen angrenzenden Kommunen werden diese Flächen gerade zugeplant“, so Siepe.
„Nach dem OVG-Urteil können Anträge für Anlagen außerhalb der WEB-Bereiche des Regionalplans nicht mehr zurückgestellt werden bis zum Inkrafttreten. Der Antrag auf Vorbescheid muss innerhalb von einer recht überschaubaren Frist von der BImSchG-Behörde entschieden werden. Dies muss die Behörde nach der aktuell gültigen Gesetzeslage tun und da gilt immer noch die Privilegierung von WEA im Außenbereich“, sagt die Umweltschützerin. Folglich hätten ihrer Ansicht nach viele der Planungen Aussicht auf positive Vorbescheide, die den Projektieren vermutlich auch bei Inkrafttreten des Regionalplans Rechtssicherheit für ihre Planungen geben würden. „Die Aussagen der Politikerin, wie sorgfältig die Planung des Regionalplans seien und wie der Schutz von Mensch und Natur so berücksichtigt wurden, sind daher zu diesem Zeitpunkt mehr als irreführend und gelten erst, wenn der Regionalpland beschlossen und im Amtsblatt veröffentlicht ist. Bis dahin ist weiterhin alles offen für alle Planungen“, mahnt Nadine Siepe.
Auch interessant
Auf Grundlage des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG) ist die PNE AG aus Cuxhaven dazu verpflichtet, neben der Aufforstung der Waldflächen auch Ablenkflächen für den Rotmilan sowie Ausgleichsmaßnahmen für andere seltene und bedrohte Vogelarten wie die Waldschnepfe, den Neuntöter oder den Bluthänfling vorzunehmen. Außerdem muss das Unternehmen nach der Laufzeit des Windparks von 25 Jahren das gesamte Gelände zurückbauen. „Dazu gehört auch das Entfernen des Betons aus der Erde“, so Jens Peters.
Zumindest leise Kritik gibt es auch aus Allendorf hören. Dort sei man in den vergangenen Wochen und Monaten verwundert gewesen, dass Ansprechpartner der PNE AG immer wieder wechselten, was die Kommunikation zwischen den Dorfbewohnern und dem Projektierer erschwert habe.
Auf Nachfrage eines Teilnehmers der Informationsexkursion durch den Windpark, ab wann sich der Bau amortisiert haben werde, nannte Projektentwickler Daniel Hühmer „ungefährt nach zehn Jahren.“ Zum Vergleich. PNE investiert in die Entwicklung, den Bau und den Betrieb des Windparks mehr als 60 Millionen Euro.
Auch interessant
Daniel Hühmer räumt im Gespräch mit dieser Zeitung allerdings ein, dass ein Bau weiterer Windkraftanlagen von anderen Projektierern in der Nähe des Windparks Auswirkungen auf die Leistung der Windkraftanlagen im Windpark Allendorf selbst haben könnten. „Diese Gefahr besteht, deshalb wollen wir so schnell wie möglich mit unseren Anlagen an den Start gehen. Es ist schließlich ein gigantisches Investment.“ Nach ungefähr einem dreiviertel Jahr werde der Windpark bei normalem Betrieb bereits die Energie erzeugt haben, die für die Produktion der Materialien, die für den Bau des Windparks benötigt werden, verwendet wurde. Der Windpark Allendorf soll zu Beginn des Jahres 2026 vollständig abgeschlossen sein.
Die Kommunen Sundern, Balve und Neuenrade werden von dem Projekt aufgrund der freiwilligen kommunalen Abgabe finanziell profitieren. Jedes Jahr sollen pro Windrad zirka 30.000 Euro ausgeschüttet werden. Gemeinden im Radius von 2,5 Kilometern rund um das jeweilige Windrad erhalten einen prozentualen Anteil der Gewinnausschüttung. Sundern wird dabei mit etwas weniger als 60 Prozent am stärksten bedacht. Zusätzlich erhält die Standortgemeinde Sundern auch noch die Gewerbesteuer.
Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Arnsberg/Sundern in den sozialen Medien:
- Folgen Sie uns auf Facebook: Westfalenpost Arnsberg/Sundern
- Bekommen Sie neue Einblicke auf Instagram: @wp_arnsberg_sundern
- Die WP Arnsberg/Sundern auf WhatsApp: WP Arnsberg/Sundern
- Das tägliche Update per E-Mail: Der WP Arnsberg Newsletter