Hüsten. Spannung in Arnsberg: Das ehemalige Westermann&Co-Gelände könnte bald einen neuen Besitzer haben. Politik ist in die Gespräche ums Filetstück involviert.
Die Beteiligten sprechen von einer „sensiblen Phase“. Elf Monate nach der Anmeldung der Insolvenz und mehr als ein halbes Jahr nach dem Konkurs und der Auflösung des einstigen Hüstener Traditionsunternehmens Westermann&Co. laufen die Verkaufsgespräche über das attraktive Areal im Herzen der Stadt auf Hochtouren. Offenbar gibt es nun auch konkrete Kaufinteressenten.
Zuständig für die Vermarktung des 30.000 Quadratmeter großen Grundstücks mit 21.000 Quadratmeter Nutzfläche auf allen Ebenen ist die in derartigen Vermarktungsgeschäften in der Region erfahrene und auch erfolgreiche Immobilien GmbH der Volksbank Sauerland. Sie erhielt vom Konkursverwalter den Vermarktungsauftrag. Die Volksbank selber gehört zu den großen Gläubigern.
Das alte Werksgelände neben der gerade aufwändig renovierten Villa Wesco - sie war schon vor zwei Jahren vom Neheimer Immobolienunternehmen ANH von Wesco gekauft und zum neuen Verwaltungssitz umgebaut worden - gilt als attraktives „Filetstück“ mit Bedeutung für die Stadtentwicklung. Auch deshalb sind der Verkauf und die damit verbundene Nachnutzung schnell zum Politikum geworden. Die politische Opposition machte Druck auf Bürgermeister Ralf Bittner und forderte, dass die Stadt eine aktive Rolle einnehmen müsse, um Einfluss auf die Entwicklung des Areals nehmen zu können. Tatsächlich steht auch die Stadt immer noch im Gespräch mit dem Vermarkter. Bürgermeister Bittner hatte kürzlich in dieser Zeitung Überlegungen angestellt, dass das Areal möglicherweise auch als Standort für eine neue Feuerwehrwache denkbar sei.
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Konkrete Angebote
Der Verkauf aber liegt in den Händen der Immobilien GmbH. Deren Geschäftsführer Peter Baum kann und will Zwischenstände der Verkaufsgespräche weder bestätigen noch dementieren, hofft aber, „dass wir Ende des Monats ein spruchfähiges Ergebnis präsentieren können“. Dem Vernehmen nach soll ein konkretes Kaufangebot eines heimischen Geschäftsmanns vorliegen. Kein Geheimnis mehr ist auch, dass ein anderer Arnsberger Unternehmer sich schon früh für das Wesco-Loft (ehemalige Ausstellungsräume) interessiert hat und hier schon tätig geworden war. Es ist also nicht auszuschließen, dass das Gelände beim Verkauf geteilt wird.
Am Ende wird es auf jeden Fall ein Millionen-Geschäft. Bewertet worden war das Areal mit dem industriehistorisch markanten roten Backsteinbau und seinen vier Etagen mit je 1000 Quadratmeter Nutzfläche schon vor längerer Zeit einmal mit einem Betrag zwischen sieben und acht Millionen Euro. Und diese Summe wird der Vermarkter auch ansatzweise erlösen wollen.
Herausforderungen bei Vermarktung
Über die Herausforderungen der Vermarktung spricht Peter Baum. Bei einem Industriegelände seien das immer die Risiken der Altlasten. „Haben wir aber nicht“, zeigt er sich beruhigt und verweist auf ein Gutachten aus den Jahren 2016/17, in dem von „keiner Gefährdung“ gesprochen worden sei. Eine weitere Herausforderung sei die planungs- und nutzungsrechtliche Bindung des Areals. „Hier könnten Politik und Stadt durchaus unterstützend wirken“, so Peter Baum. Frühzeiig hatte Bürgermeister Ralf Bittner hier aber schon Signale gesendet. „Wir stehen als Verwaltung für eine aktive Unterstützung bei der Verwirklichung von Plänen zur Verfügung“, teilt er schon früh im Verkaufsverfahren auf Nachfrage mit, „die Stadt Arnsberg freut sich auf konstruktive Vorschläge eines potenziellen Käufers zur Nachnutzung“.
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In viele Richtungen gedacht
Was nun möglicherweise konkreter wird, begann ergebnisoffen. „Wir haben in alle Richtungen gedacht“, räumt Baum ein. Auch andere Unternehmen auf Standortsuche und Interessenten aus dem Einzelhandel hätten sich gemeldet. Bei der Entwickung des Geländes sei von Weiternutzung der Bestandsimmobilien bishin zum Abriss alles denkbar gewesen. Letzteres erscheint aber unwahrscheinlich, da ein Komplettabriss Kosten in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags erzeugen würde.
Bürgermeister Ralf Bittner hatte vor zwei Monaten nach den politischen Forderungen und Überlegungen, ob sie nicht komplett in das Bieten um das Wesco-Areal einsteigen könnte, um die Entwicklung des Geländes aktiv zu gestalten, noch geäußert: „Das wäre ein Wagnis, aber wohl ein kalkulierbares Risiko. Das aber müsste die Politik beschließen, weil es dafür einen Nachtragshaushalt bräuchte“, so Bittner damals. Diese Idee aber dürfte hinfällig werden, wenn nun ein privatwirtschaftlicher Käufer zum Zuge kommt.
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