Arnsberg. Kupferdiebstahl in Oeventrop: 500 Meter Kabel wurden über Nacht entwendet. Seit Montagmorgen steht die Baustelle still. Zeugen gesucht!

„Uns sind an der Brücke in Oeventrop, Mündung Dinscheder Straße (Gasthof Dicke) in der Zeit von Freitag, 4. Oktober, bis Montagfrüh, 7. Oktober, rund 500 laufende Meter Kupferkabel geklaut worden“, sagt Stefan Kaethler gegenüber dieser Zeitung. Mit „uns“ meint er die Arnsberger Firma Knispel Bau. Das Unternehmen ist aktiv an der dortigen Baustelle beteiligt - und musste am besagten Montagmorgen zunächst einmal neues Kupferkabel besorgen. „Dadurch ging uns ein halber Tag verloren.“

Auch interessant

Es müssen drei bis vier Personen, ist sich Kaethler sicher, an dem Diebstahl beteiligt gewesen sein. Denn eine solche Menge Kupferkabel trage man „nicht auf der Schulter weg“. So eine Kabeltrommel wiege locker 600 Kilogramm. Neben dem Bagger habe er noch ein Teilstück von etwa 30 Metern Kabel gefunden - die leere Kabeltrommel hingegen habe 70 Meter weiter in der Ruhr gelegen. „Vermutlich haben die Täter die Kabeltrommel auf der Dinscheder Straße ausgerollt und das Kupfer in 30 Meter lange Abschnitte geschnitten“, sagt er, „das kann man sich über die Schulter werfen.“

Kabeltrommel Kupfer Baustelle Oeventrop
Die Kabeltrommel wurde 70 Meter weiter in der Ruhr gefunden. © WP | Privat

Aber eben weil der Aufwand doch recht groß sei, eine solche Menge Kupferkabel von der Baustelle zu stehlen, glaubt er: „Das muss jemand gesehen haben!“ Zumindest irgendetwas gehört oder mitbekommen. Am Freitag, 4. Oktober, sei die Kabelrolle noch um etwa 14.30 Uhr auf der Baustelle gesehen worden. Montagmorgen sei sie dann weg bzw. leer gewesen. Anzeige sei erstattet worden.

Das bestätigt die Kreispolizeibehörde HSK. „Der Vorgang liegt zur Bearbeitung bei unserer Kripo. Aktuell richtet sich das Verfahren gegen Unbekannt“, so Flavia Lucia Rogge, Polizeisprecherin.

3200 bis 3600 Euro beträgt der reguläre Wert des gestohlenen Kupferkabels

Stefan Kaethler wendet sich daher an die Öffentlichkeit: „Es muss doch irgendwelche Leute geben, die etwas mitbekommen haben“, meint er, „vielleicht jemand, der mit seinem Hund spazieren gegangen ist.“ Sollte jemand etwas gesehen oder gehört haben, bittet er daher darum, dass man diese Informationen der Kriminalpolizei mitteilt. „Wir würden uns auch erkenntlich zeigen.“

Gleichermaßen wendete er sich bereits Ende letzter Woche an die Facebook-Community. Ein Anwohner „der Ecke“ teilte daraufhin mit, dass er abends immer öfter ein bis zwei weiße, ältere Sprinter im Brückenbereich gesehen habe. Können das andere bestätigen?

Kupfer

Als hervorragender Wärme- und Stromleiter findet Kupfer vielseitige Verwendung und zählt auch zur Gruppe der Münzmetalle. In Kraftfahrzeugen wird es für Bremsleitungen und elektrische Antriebe verwendet, im Bauwesen wird es als Dach-, Dachrinnen- und Fassadenmaterial eingesetzt. Kupfer wird genauso in Heizungsanlagen und bei Sanitärinstallationen genutzt, und wegen seiner Beständigkeit und gesundheitlichen Unbedenklichkeit auch für die öffentliche Trinkwasserversorgung. So kommt es auch als Messing (Kupfer-Zink-Legierung) in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln für Haltegriffe und Türklinken zum Einsatz, um die Übertragung von Krankheitskeimen zu verhindern, da viele Bakterien durch Kupfer im Wachstum gehemmt werden. Zudem ist Kupfer ein traditionelles Münzmaterial und auch bei der künstlerischen Gestaltung beliebter Werkstoff.

Kupfer ist ein Metall, das beliebig häufig ohne Qualitätsverluste recycelbar ist. Mehr als 80 % des jemals geförderten Kupfers sind heute noch im Kreislauf. Das Recycling von Kupfer kann als größte und wirtschaftlichste Kupfermine bezeichnet werden.

Quelle: vdm Berlin / Glossar / Kupfer

Den Schaden beziffert Stefan Kaethler mit etwa 3200 bis 3600 Euro - so die Auskunft der Firma Westnetz, die ja letztlich das Kupferkabel gezahlt habe. „Kupferdiebstahl“ ist kein neues Phänomen, kämpft doch die Deutsche Bahn bereits seit Jahren gegen den Kabelklau. Allein im Jahr 2022, so berichtete das Handelsblatt, sei ein Schaden von etwa 6,6 Millionen Euro dadurch entstanden. Im Jahr 2023 gab es mehr als 700 Stunden Zugverspätungen - weil Kriminelle bei der Bahn Metalle aus den Kabelschächten stahlen. Der Diebstahl von sogenannten Buntmetallen nimmt im Allgemeinen zu - und ist eben bereits auch auf Baustellen angekommen.

Auch interessant

„Es kommt immer mal wieder vor, dass hochwertige Metalle entwendet werden“, so Polizeisprecherin Rogge. „Im gleichen Tatzeitraum hatten wir tatsächlich mehrere gleichgelagerte Fälle in Arnsberg, bei denen auch Kabel von Baustellen entwendet wurden.“ Die Ermittlungen dauerten an. Allein im Zeitraum 1. Oktober bis 14. Oktober lägen sechs entsprechende Verfahren zur Bearbeitung bei der Kripo. Tatorte seien Bruchhausen, Neheim und Oeventrop. „Wir haben im Zusammenhang mit einem der Diebstähle ein mögliches Beweismittel sichergestellt, von dem wir uns DNA erhoffen. Die Auswertung läuft, zum jetzigen Zeitpunkt liegen uns keine Täterhinweise vor.“

Aber warum ist Kupfer so beliebt?

Laut Website des Verbandes Deutscher Metallhändler und Recycler werden inzwischen 44 Prozent der EU-Kupfernachfrage durch aufbereitete Kupferschrotte gedeckt. Wie der VDM-Hauptgeschäftsführer bereits im vergangenen Jahr gegenüber dem Tagelspiegel sagte, ist gebrauchtes Kupfer nach wie vor beliebt, es sei aber in Deutschland nur schwer loszuwerden, da bei jedem Verkauf die Personalien der Geschäftspartner erfasst würden. Bei größeren Diebstählen würden die VDM-Mitglieder gewarnt: „Was gestohlen wird, ist den Händlern bekannt.“ Schmitz vermutet daher, dass der Großteil des Materials ins Ausland geht - außerhalb der EU.

Auch interessant

Bestätigt wird dies auch von VDM-Geschäftsführer Kilian Schwaiger im Gespräch mit dieser Zeitung. „Das Ernüchternde an dieser Thematik ist, dass der Kupferdiebstahl ein kontinuierliches Problem geworden ist“, sagt er, „Man geht davon aus, dass es sich um organisierte Banden handelt - die Absatzwege sind bislang nicht bekannt.“ Spontan schaut er in die Londoner Metallbörse. „Aktuell liegt der Preis je Tonne Kupfer bei knapp unter 10.000 Euro“, so Schwaiger. Umgerechnet auf rund 600 Kilo, die der Firma Knispel geklaut wurden, läge der Preis also aktuell (15. Oktober, 12.30 Uhr) bei rund 5.000 Euro.

Mehr Nachrichten? Folgen Sie der WP Arnsberg/Sundern in den sozialen Medien: