Hochsauerlandkreis. Die Hirschlausfliege, ein Parasit und eine Plage im Herbst: Ein Förster und eine Mutter berichten über die gefährlichen Stiche.

Erst gestern wieder hatte Christoph Hentschel, Förster vom Regionalforstamt Soest-Sauerland, eine Hirschlausfliege im Haar. „Meist bemerke ich die Viecher erst nach meinem Rundgang durch den Wald, wenn ich wieder zurück im Büro bin“, sagt er. Fast jeden Tag hat er in letzter Zeit mit diesem fiesen Insekt zu kämpfen. „Manchmal bringe ich sogar zwei oder drei mit.“

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In diesem Jahr sei es in den Wäldern des HSK und in der Soester Region mit der gemeinen Hirschlausfliege besonders schlimm. Aus diesem Grund wollte der Förster auf dieses heimtückische Insekt in einem Facebook-Post aufmerksam machen. Damit stieß er auf reges Interesse und erntete mehr als 200 Kommentare dazu. „Das Thema wühlt die Leute auf, zumal viele noch nie von der Hirschlausfliege gehört haben“, meint er.

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Maria Wiegand bemerkte die Hirschlausfliege bei ihrem Sohn im Nacken. „Dort hatte sich der Parasit festgebissen“, sagt sie. © Privat | Maria Wiegand

Daher warnt er in seinem Post mit den Worten: „Es ist wieder die Zeit, dass die Hirschlausfliegen mich und meine Kollegen, samt ihrer Hunde im Forstrevier ärgern. Diese kleinen, blutsaugenden Insekten werfen - sobald sie ihren Wirt erreicht haben - ihre Flügel ab und kriechen durch Haare oder Fell, um sich dort festzuhaken. Sie leben nun als Parasit vom Blut ihres Wirtes und ernähren sich durch wiederholtes Stechen.“

Der Stich kann schmerzvoll sein

Ihr Stich sei schmerzhaft und kann zu Juckreiz, Quaddeln-Bildung, Schwellungen und zu Entzündungen führen. „Hunde werden nach einem Stich sehr unruhig und nervös. Sie fangen an, sich zu kratzen und zu beißen. Auch bei Tieren sind Entzündungen und Quaddeln möglich. Abhilfe schafft nur das Entfernen der Parasiten“, sagt der Förster.

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Hirschlausfliegen werden oftmals mit Zecken verwechselt, allerdings besitzen sie nur sechs anstatt acht Beinen und gehören auch nicht zu den Spinnentieren, sondern zu den Fliegen, erklärt der Förster. Ihr Lebensraum seien Wälder oder Waldränder, gerne mit Kiefern- oder Eichenbestand.

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Auch Maria Wiegand, Mutter eines Kindes, das gestochen wurde, hatte eine unschöne Begegnung mit diesem Insekt im Wald. Sie weiß daher: „Hirschlausfliegen mögen leider nicht nur Hunde. Mein Sohn ist dadurch richtig krank geworden. Nach ein paar Wochen hatte er ständig, Kopfschmerzen und Übelkeit und Lymphknotenschwellungen. Keiner wusste woher. Ich bemerkte, dass sich ein Ausschlag von der Einstichstelle aus verbreitet hatte und machte unsere Kinderärztin darauf aufmerksam. Ich wusste damals, dass Hirschlausfliegen Bartonellen übertragen. Das war mein Glück. Antibiotikum half schließlich.“
Vor lauter Schreck habe sie versucht, die Hirschlausfliege mit den Fingern wegzuschnipsen. „Das funktionierte aber nicht. Irgendwann ist sie dann von alleine abgefallen, war offensichtlich kaputt“, sagt sie.

Christoph Hentschel, Landesbetrieb Wald und Holz NRW

„Diese kleinen, blutsaugenden Insekten werfen, sobald sie ihren Wirt erreicht haben, ihre Flügel ab und kriechen durch Haare oder Fell, um sich dort festzuhaken.“

Christoph Hentschel

Christoph Hentschel weiß: „Diese blutsaugenden Fliegen können bis zu sechs Millimeter lang werden. Sie besitzen kräftige Krallen, mit denen sie sich an ihrem Wirt, zum Beispiel Reh-, Rot- und Damwild, festhalten. Manchmal werden auch Füchse, Wildschweine und Dachse befallen. Ebenso wie der Mensch und Tiere, wie zum Beispiel Hunde, Pferde und Rinder.“

Invasive Art aus Asien

Besonders tückisch sei, dass sich der Parasit vornehmlich auf warmem Fell oder auf die Haare niederließe. Hentschel hat das schon oft bemerkt, allerdings sieht er es natürlich nicht, wenn eine Fliege auf seinem Kopf landet. „Es ist wohl eine invasive Art, die aus Asien stammt und sich über Finnland nach Europa ausgebreitet hat. In unseren Breitengraden scheint sie sich wohlzufühlen.“

Hirschlausfliege: Herkunft und Art

- Die Hirschlausfliege hat sich in den 1960er Jahren nach Finnland ausgebreitet und ist darüber nach Deutschland gelangt. Es wird angenommen, dass sie aus dem Russland eingewandert ist und aus Asien stammt

- Sie erreicht eine Körperlänge von fünf bis sechs Millimetern, hat ursprünglich Flügel und sechs Beine.

- Nachdem ein Wirt angeflogen wurde, krallt sich die Fliege fest und bricht ihre Flügel ab. Die Weibchen bringen Larven zur Welt. Diese verpuppen sich rasch am Boden, schlüpfen im Oktober und November und fliegen auf der Suche nach geeigneten Wirten aus.

- Hirschlausfliegen tragen oft ein bestimmtes Bakterium mit sich: den Erreger Bartonella schoenbuchensis. Noch ist nicht sicher, ob diese Bakterien auf den Menschen übertragen werden (Quelle: wikipedia).