Arnsberg/Oeventrop. Umzug: Ein historisches Gebäude in Arnsberg wird zum neuen Zuhause der Kanzlei Kraas-Teiser. Es steckt voller Geschichten und Emotionen.

Ganz ohne Emotionen geht es nicht: Ein Aufbruch, das Ende eines Abschnitts einer Lebensgeschichte und ein sich schließender Kreis um ein historisches Gebäude. Hinter dem Umzug der Rechtsanwalts- und Notariatskanzlei Kraas-Teiser von Oventrop nach Arnsberg verbirgt sich mehr als eine nüchterne Wirtschaftsnachricht. Seit Beginn des Monats arbeiten Dr. Anne Teiser und ihr Vater Bernhard Kraas im Herzen der Regierungsstadt.

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Das Gebäude verspricht Neues. Schon 2022 kauften Vater und Tochter die alte Villa im Schützenhof. Das 1880 gebaute, repräsentative Haus war zuletzt ungenutzt und fiel auch äußerlich nicht mehr besonders auf. Nun aber strahlt es in neuem Weiß und gibt an einer prominenten Straßenecke wieder was her. Die Nutzung bleibt quasi im Gewerk, denn Vorbesitzer war das Land Nordrhein-Westfalen, das hier lange eine Filiale des Landgerichts betrieb. „Meine Referendariatsausbildung und die fast aller meiner Kollegen fand hier schon statt“, erinnert sich Bernhard Kraas.

Erinnerung an Anfänge der Kanzlei

Der Fachanwalt für Verkehrs- und Arbeitsrecht ist heute 71 Jahre alt - „am Ende meiner beruflichen Laufbahn“, wie er sagt. Der Umzug ist für ihn durchaus bewegend. „Das tut schon ein bisschen weh“, gibt er zu, „in der alten Kanzlei stecken so viele Geschichten.“ 1988 hatte er die Kanzlei in Oeventrop gegründet. „Ich habe damals bei Null angefangen, musste mich anfangs jeden Tag fragen, ob wer zu mir kommt oder nicht“, erinnert er sich. Das aber änderte sich schnell. Die Kanzlei lief und etablierte sich.

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Die Geschichte des Umzugs ist nun aber auch eine Geschichte des Generationenwechsels. Tochter Anne ist zwar schon seit 2015 Mitgesellschafterin, doch der Standortwechsel nach Arnsberg ist sehr wohl der gut vorbereiteten Übergabe der Kanzlei geschuldet. Dr. Anne Teiser (41) lebt mit ihrer Familie - sie hat zwei Kinder im Alter von 6 und 8 Jahren - in Arnsberg und hat künftig kürzere Wege zur Arbeit. „Jetzt muss ich halt fahren“, so Vater Bernhard, „aber ich habe hier ein schönes Büro und will ja auch nicht mehr ewig bleiben.“

Die Juristin startet in Arnsberg anders als ihr Vater vor 36 Jahren nicht bei Null. Im Gegenteil: „Der Umzug ist für unsere Mandanten ja kein Problem“, weiß Bernhard Kraas. Die Kanzlei arbeitet weiter wie bisher - mit vier Mitarbeitenden und Lisa Winter als weiterer jungen Anwältin im Team. Nur die Umgebung ist neu. In der durchsanierten Villa mit prachtvollen historischen Fliesen im Flur wurden im Erdgeschoss 140 Quadratmeter für die Kanzlei hergerichtet. In den oberen Etagen wurde Wohnraum geschaffen. Ein erster Mieter zieht in diesen Tagen schon ein. Ausgewählt haben die Anwälte das Gebäude nach zwei entscheidenden Kriterien: Gute Parksituation - ein Parkplatz ist am Haus - und die Möglichkeit der Barrierefreiheit.

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Den Grundstein für ihre berufliche Laufbahn hat Anne Teiser auch schon in Arnsberg gelegt. Nach dem Besuch der Grundschule Dinschede in Oeventrop ging sie auf das Mariengymnasium Arnsberg, wo sie 2002 ihr Abitur machte. „Festgelegt auf Jura war ich eigentlich nicht“, erinnert sie sich, „ich wollte das dann aber einmal ausprobieren.“ Daraus wurde ein zielstrebiger Weg.

Notariat als Schwerpunkt

Sie ging nach Münster zum Studium, machte dort ihr Erstes und Zweites Staatsexamen (2007 und 2009). Ihre Referendarszeit verbrachte sie auch in Düsseldorf und London, ehe sie 2011 in Münster promovierte. Zugelassen als Rechtsanwältin wurde sie 2010, arbeitete 2011 bis 2013 bei einer Kanzlei in Hamburg und seit 2013 in der Kanzlei des Vaters. 2016 erhielt sie die Zulassung als Notarin. Ein perfekte Laufbahn, die seit acht Jahren auch mit der Familie vereinbart werden muss. „Das klappt aber“, sagt die Mutter, „auch dank der Großeltern.“

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In der Kanzlei Teiser-Kraas ist Teiser schwerpunktmäßig als Notarin tätig. Ein Arbeitsfeld, das ihr besonders gefällt. „Ich kann mit den Mandanten präventiv arbeiten, um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden“, sagt sie. Als Anwältin kennt sie ja auch die Probleme, die auf Familien und Menschen zukommen können, wenn vorher keine Regelungen getroffen werden. „Vorsorgevollmachten und Testamente sind derzeit ein Riesenthema“, weiß Anne Teiser.

Der Umzug aus Oeventrop nach Arnsberg ist abgeschlossen - jetzt hat die Kanzlei offiziell ihren Sitz in der Kernstadt. Ganz so schnell geht man dann aber doch nicht. Das alte Büro ist noch nicht komplett geräumt, erzählt Bernhard Kraas. „In Oeventrop lagern Tausende Akten, die noch umziehen müssen.“ Auch sie sind ein Stück Kanzlei-Geschichte.