Arnsberg. Volle Hütte am Kneipenabend und besondere Aktionen gibt es auch. Warum aber eigentlich die ganze Kneipe eine besondere Aktion ist.
Freitagabend, 20 Uhr: volle Hütte in der Ehrenamtskneipe in Müschede. Thomas Rasche kommt mit dem Zapfen kaum nach. „Vier Bier und zwei Kurze“, ruft jemand über die Theke. Einen professionellen Oberkellner gibt es hier nicht - dafür emsigen Einsatz der ehrenamtlichen Helfer. Die Stimmung ist heiter: Halb Müschede trifft sich zum Knobeln, Plaudern, Lachen, um den Feierabend zu zelebrieren. „Unser Kneipenabend findet in der Regel im 14-tägigen Rhythmus statt“, sagt Thomas Rasche, der mit seiner Frau Doris die Gaststätte „hauptamtlich“ betreut. Neben der Tür zum Saal hängt die Einteilung für den Thekendienst für diesen Monat.
Heute ist die Junge Harmonie eingeteilt. Alles klappt wie am Schnürchen, gut eingespielt. „Wir machen das mit Herzblut. Das ganze Dorf zieht mit“, sagt Thomas Rasche. Die Preise sind zivil: Ein frisch gezapftes Veltins, eine Cola, Fanta, Sprite, ein Wasser oder Apfelschorle (0,2) kosten jeweils 1,70 Euro. Weizenbier (0,5), Weißwein, Aperol Spritz und Lillet sind für 3,50 Euro zu haben. Fassbrause und alkoholfreies Radler gibt es auch - 2,60 Euro.
Als „Absacker“ empfiehlt der Hobby-Wirt Korn, Obstler, Ouzo, Jägermeister, Berliner Luft oder Haselnusslikör für 1,70 Euro. Bezahlt wird mit klingender Münze, Trinkgeld obendrauf und dann geht‘s ab nach Hause. Vorher wird noch gemeinsam aufgeräumt. Denn die Kneipe muss für den nächsten Tag frisch und sauber sein. Dann kommen die Vereine zur Musikprobe oder beispielsweise zur Vorstandssitzung. Dafür muss dann keiner hinter dem Tresen stehen. Jeder Verein hat seinen eigenen Kühlschrank, den Thomas Rasche regelmäßig auffüllt.
Lesen sie auch:
- Bildergalerie vom Mofarennen in Enkhausen
- Bald ist Hundrennen in Arnsberg
- Lesekompetenz für Kinder fördern
„Als vor sieben Jahren das ehemalige Landrestaurant Schützenkrug geschlossen wurde, fand man keinen neuen Pächter. Seitdem wird die Kneipe von den Müscheder St. Hubertus Schützen betrieben“, erklärt Thomas Rasche das Prinzip. Regelmäßig finden seitdem die beliebten Kneipenabende statt, an denen verschiedene Gruppen und Vereine aus dem Dorf die Bewirtung übernehmen. „Nur zu essen gibt es nichts“, sagt Rasche. Zu geschlossenen Gesellschaften könnte man beispielsweise einen Partyservice beauftragen. Die Küche in der Ehrenamtskneipe bleibt kalt. „Das lohnt sich nicht“, bestätigt auch Doris Rasche, die gerne am Zapfhahn steht.
Für Hochzeiten, Partys oder auch Trauerfeiern kann man die Räumlichkeiten buchen. „Wir haben einen Speisesaal, der rund 80 Leuten Platz bietet, einen Thekenbereich und einen kleinen Saal für 40 Leute. Das kostet erst mal nichts. Allerdings sind die Nebenkosten, die Entlohnung für Bedienung und Getränkepreise zu entrichten“, wirbt Thomas Rasche. Die Details zum jeweiligen Fest werden individuell besprochen. Ansonsten stehen alle Informationen auf der Homepage der Müscheder Schützen.
Auch der Bezirksausschussvorsitzende Christoph Hillebrand geht gerne in die Ehrenamtskneipe - immer zu Fuß. „Hier trifft man viele Leute aus Müschede. Das ist Dorfleben, so wie man es sich vorstellt. Ich kann ganz locker mit netten Leuten ein Bier trinken und ins Gespräch kommen. Man muss sich vorher nicht verabreden, man geht einfach hin“, sagt er.
Ein großes Lob hat er für die Familie Rasche, „die sich sehr einsetzt und stets zur Stelle ist“, betont er. Engagiert seien aber auch die vielen Gruppen und Vereine, die ehrenamtlich den Zapfdienst übernehmen. „Die Vereine lassen sich zudem unterhaltsame Motto-Abende einfallen, zum Beispiel Karaoke mit dem Spielmannszug, Bingo-Abend mit dem Chor oder Geschichtsquiz mit dem Arbeitskreis für Dorfentwicklung und Heimatgeschichte. Das sind richtig tolle Angebote, die das Leben und den Zusammenhalt in Müschede bereichern.“