Arnsberg. Sauerstraße wird zur Bringzeit für den Autoverkehr gesperrt. Erste Auswertung des Projekts zur Schulwegsicherung in Arnsberg liegt vor.
Mit dem Beginn des Schuljahrs startete in Arnsberg ein Pilotprojekt mit dem Ziel, Schulwege sicherer zu machen: In der Sauerstraße wurde eine sogenannte „Schulstraße“ im Bereich der Sauer- und Johannes-Grundschulen eingerichtet. Das Pilotprojekt, das zunächst auf das erste Schulhalbjahr begrenzt wurde, wurde jetzt erstmalig evaluiert. Auch Zeiten wurden angepasst.
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„Das Schulzonen-Projekt wurde von den Eltern gut aufgenommen“, sagte Corinna Krick zu Beginn des Projekts. Sie ist kommissarische Schulleitung der Adolf-Sauer-Grundschule im Arnsberg. Die Eltern sollen als Schülerlotsen in den ersten Wochen unterstützend zur Seite stehen und die Kinder, die trotzdem mit dem Auto gebracht werden, vom Aldi-Parkplatz sicher zur Schule begleiten. Eine „Schulstraße“ ist eine zeitlich begrenzte verkehrsberuhigte Zone, die das sichere Ankommen der Kinder in der Schule erleichtern soll. Zum Beginn der Schulzeit am Morgen ist die Durchfahrt für den motorisierten Verkehr untersagt, so dass die Kinder ungehindert und sicher zur Schule gelangen können. Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen haben in dieser Zeit Vorrang. Für die Sauerstraße galt das Einfahrtverbot zunächst von 7.45 bis 8.15 Uhr. Die Zufahrtsbeschränkung gilt in der Sauerstraße einschließlich des Wendehammers. Ausnahmen gelten nur für Anwohner, Rettungsdienste und Mitarbeitende der Schulen.
„Längst sind die Park-, Wende- und Rangiermanöver vor der Schule selbst zur Gefahr für Kinder geworden““
Jetzt fand eine Evaluierung mit allen betroffenen Stellen statt. Bei dieser wurden die unterschiedlichsten Erfahrungen erörtert und ein weiteres Vorgehen zur Thematik abgestimmt. Teilnehmer dieser Evaluierung waren die Kreispolizeibehörde, die Stadt und Verkehrsplanung, der Straßenbaulastträger, der städtische Fachbereich Bildung, Kultur und Sport und die Straßenverkehrsbehörde. Wichtigste Erkenntnis daraus: Aufgrund der oben genannten Beobachtung, dass das Verkehrsaufkommen zur Schule bereits vorher hoch ist, wird seit einer Woche die zeitliche Beschränkung von nun 7.30 bis 8 Uhr durchgeführt. Begründet wird dies mit der Feststellung, dass ab 8.00 Uhr kaum noch Individualverkehr rund um die Schule stattfindet. „Eine weitere Ausweitung wird aufgrund der Verhältnismäßigkeit gegenüber der Allgemeinheit aktuell ausgeschlossen“, teilt die Stadt mit.
Anwohner und Lehrkräfte hatten Ausnahmegenehmigungen erhalten (10 Anwohner, 32 Lehrkräfte). Beim Individualverkehr wurde festgestellt, dass dass sobald erkennbare Kontrollen durchgeführt wurden, eine Ausweichbewegung in Richtung des gegenüber liegenden Aldi-Parkplatzes stattgefunden hat. „Einhergehend mit gefährlichen Wendemanövern direkt hinter den neu angebrachten Verkehrszeichen“, so die Stadt. Der Hauptandrang fand in der Zeit ab 7.35 Uhr bis 7.50 Uhr statt. Viele Verkehrsteilnehmer wählten offenbar den direkten Weg Richtung des genannten Parkplatzes, nutzten auch den bereits vorhandenen Seitenstreifen auf der Haarstraße oder wichen vollständig auf die Ehmsenstraße aus. Dies war sowohl zu den Zeiten der Straßensperrung, als auch in den Minuten zuvor zu beobachten. Eine Verlagerung erfolgte in alle genannten Bereiche gleich. Gleichwohl wurden in diesen Bereichen weiterhin teils gefährliche Park- und Wendemanöver durchgeführt, sowie bereits bestehende Verkehrsregelungen missachtet - vor allem absolute Haltverbote. „Sobald keine erkennbaren Kontrollen durchgeführt wurden, sind die vorhanden Verkehrszeichen zur Sperrung der Schulstraße ignoriert worden“, so die Erkenntnis aus der Verkehrsbeobachtung.
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Für den nun folgenden Zeitraum soll eine Verkehrszählung für die Dauer von zwei Wochen mit der Unterstützung eines Displays erfolgen, das die ordnungswidrige Einfahrt in die Schulstraße symbolisiert. Diese Daten werden im Anschluss ausgewertet. Um einen Vergleich darstellen zu können, wird die genannte Messung im Januar ebenfalls für zwei Wochen wiederholt. Hier jedoch ohne die Unterstützung eines zusätzlichen Displays. Eine erneute Evaluierung ist für die letzte Januarwoche 2025 geplant.
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Im Vorfeld war die Maßnahme mit den Schulleitungen besprochen worden. Schulleiterin Corinna Kick (Sauerschule) lässt keinen Zweifel an der Notwendigkeit, dass das Thema Elterntaxi angegangen werden musste. Sie berichtet aus dem Schulalltag: „So selbstverständlich es früher war, dass schon Erstklässler nach kurzer Eingewöhnung den Schulweg allein oder in kleinen Gruppen bewältigen, so selbstverständlich ist heute der tägliche Bring- und Hol-Stau, den um das Wohl ihrer Kinder besorgte Eltern produzieren“, sagt die Schulleiterin. Das Problem dabei: „Längst sind die Park-, Wende- und Rangiermanöver vor der Schule selbst zur Gefahr für Kinder geworden“. Auch in der Johannes-Grundschule - ebenfalls Anlieger der Sauerstraße - begrüßte man die Einrichtung der Schulstraße. „Das Team der Johannesschule freut sich, dass die Stadt Arnsberg das Problem des Eltern-Taxi-Verkehrs an den Schulen ernst nimmt und uns in unseren Bemühungen unterstützt, die Kinder zu mündigen Verkehrsteilnehmern zu erziehen“, sagt Schulleiterin Marion Beine, „dazu gehört auch die möglichst selbstständige Bewältigung des Schulweges“. Von der Pilotphase in der Sauerstraße profitieren insgesamt 382 Schülerinnen und Schüler der anliegenden Grundschulen. Die Initiative geht zurück auf einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen CDU, Bündnis 90/Grüne und FDP und wird nun im Rahmen einer Testphase umgesetzt.