Arnsberg. Sauerstraße wird zur Bringzeit für den Autoverkehr gesperrt: Schulweg für über 380 Kinder aus zwei Grundschulen soll sicherer werden.

Mit dem Beginn des neuen Schuljahrs startet in Arnsberg ein Pilotprojekt mit dem Ziel, Schulwege sicherer zu machen: Dazu wird ab Montag, 16. September, in der Sauerstraße eine sogenannte „Schulstraße“ eingerichtet. Das Pilotprojekt ist zunächst auf das erste Schulhalbjahr begrenzt. „Die Ergebnisse werden ausgewertet und dazu genutzt, gegebenenfalls Schulstraßen auch an weiteren Schulen einzurichten“, teilt die Stadt Arnsberg mit. Darauf warten nun auch die betroffenen Schulen: „Das Schulzonen-Projekt wurde von den Eltern gut aufgenommen“, sagt Corinna Krick. Sie ist kommissarische Schulleitung der Adolf-Sauer-Grundschule im Arnsberg. Die Eltern sollen als Schülerlotsen in den ersten Wochen unterstützend zur Seite stehen und die Kinder, die trotzdem mit dem Auto gebracht werden, vom Aldi-Parkplatz sicher zur Schule begleiten.

„Längst sind die Park-, Wende- und Rangiermanöver vor der Schule selbst zur Gefahr für Kinder geworden““

Corinna Krick
Kommissarische Schulleiterin der Adolf-Sauer-Grundschule Arnsberg

Im Vorfeld war die Maßnahme mit den Schulleitungen besprochen worden. „Uns als Schule wurde das Projekt vorgestellt und nach Einwänden seitens der Schulen wurden Lösungen erarbeitet, so dass wir das Projekt jetzt auch unterstützen“, sagt Corinna Krick, „die Evaluation wird zeigen, inwiefern für das beabsichtigte Zeitfenster eine positive Wirkung gegeben sein wird“. Die Pädagogin lässt keinen Zweifel an der Notwendigkeit, dass das Thema Elterntaxi angegangen werden musste. Sie berichtet aus dem Schulalltag: „So selbstverständlich es früher war, dass schon Erstklässler nach kurzer Eingewöhnung den Schulweg allein oder in kleinen Gruppen bewältigen, so selbstverständlich ist heute der tägliche Bring- und Hol-Stau, den um das Wohl ihrer Kinder besorgte Eltern produzieren“, sagt die Schulleiterin. Das Problem dabei: „Längst sind die Park-, Wende- und Rangiermanöver vor der Schule selbst zur Gefahr für Kinder geworden“.

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Eine Schulstraße ist eine zeitlich begrenzte verkehrsberuhigte Zone, die das sichere Ankommen der Kinder in der Schule erleichtern soll. Zum Beginn der Schulzeit am Morgen ist die Durchfahrt für den motorisierten Verkehr untersagt, so dass die Kinder ungehindert und sicher zur Schule gelangen können. Fußgänger/-innen und Radfahrer/-innen haben in dieser Zeit Vorrang. Für die Sauerstraße gilt das Einfahrtverbot von 7.45 bis 8.15 Uhr. Die Zufahrtsbeschränkung gilt in der Sauerstraße einschließlich des Wendehammers. Ausnahmen gelten nur für Anwohner, Rettungsdienste und Mitarbeitende der Schulen.

Schulstraße an der Sauerschule
Schulstraße an der Sauerschule © WP | Martin Haselhorst

„So soll verhindert werden, dass Autos zu Sichthindernissen, und somit zu einer Gefahr für Kinder im Straßenverkehr werden“, teilt die Verwaltung mit. Mit den beiden Grundschulen Johannesschule und Sauerschule sei die Sauerstraße nach Rücksprache mit der Polizei für die Pilotphase identifiziert worden, da es hier morgens zu erheblichen Sicherheitsmängeln durch Elterntaxis kommt. Die Einhaltung der Schulstraßen-Regelung wird durch regelmäßige Kontrollen begleitet.

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Wer sein Kind morgens mit dem Auto zur Schule bringt, wird daher gebeten, außerhalb der Schulstraße zu halten und den Nachwuchs den letzten Teil des Schulwegs zu Fuß zurücklegen zu lassen. So ist zum Beispiel die Querung der Haarstraße durch einen Zebrastreifen mit einer neuen, sehr guten Beleuchtung sichergestellt. Hier macht Corinna Krick Eltern auch konkrete Vorschläge: Als spezielle Hol- und Bringzone - also als Elternhaltestelle - im weiteren Umfeld der Schule stehe der Aldi-Parkplatz zur Verfügung, an denen Schulkinder aussteigen und den letzten Weg zu Fuß gehen können. „Für einige Schülerinnen und Schüler wird die neue Schulwegsituation zunächst ungewohnt sein“, so die kommissarische Schulleitung. Hier sollen dann die Eltern in den ersten Wochen ab 7.40 Uhr als Schulwegbegleiter helfen. Pädagogisch hält Corinna Krick das Projekt für sinnvoll: „Damit schärfen wir im Rahmen der Mobilitätserziehung das Bewusstsein der Kinder für korrektes Verhalten im Straßenverkehr und fördern deren Eigenständigkeit“, sagt sie.

Auch in der Johannes-Grundschule - ebenfalls Anlieger der Sauerstraße - begrüßt man die Einrichtung der Schulstraße. „Das Team der Johannesschule freut sich, dass die Stadt Arnsberg das Problem des Eltern-Taxi-Verkehrs an den Schulen ernst nimmt und uns in unseren Bemühungen unterstützt, die Kinder zu mündigen Verkehrsteilnehmern zu erziehen“, sagt Schulleiterin Marion Beine, „dazu gehört auch die möglichst selbstständige Bewältigung des Schulweges“. Während eines Projektes zum Thema „Schulweg“ hätten bereits wesentlich mehr Kinder ihren Schulweg zu Fuß zurückgelegt. „Die Einrichtung der Sauerstraße als Schulstraße ist sicher ein weiterer Baustein“, so Marion Beine.

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Von der Pilotphase in der Sauerstraße profitieren insgesamt 382 Schülerinnen und Schüler der anliegenden Grundschulen. Die Initiative geht zurück auf einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen CDU, Bündnis 90/GRÜNE und FDP und wird nun im Rahmen einer Testphase umgesetzt. „Kinder im Grundschulalter nehmen gleichberechtigt am Straßenverkehr teil, jedoch können sie den Verkehr noch nicht richtig einschätzen. Daher ist es eine gemeinschaftliche Aufgabe, Kinder im Straßenverkehr zu schützen und Unfallgefahren zu minimieren“, appelliert die Verwaltung an das Verständnis von Eltern und anderen Verkehrsteilnehmern.

Auch der Kreisverkehr am Ende der Straße gehört zum Pilotprojekt.
Auch der Kreisverkehr am Ende der Straße gehört zum Pilotprojekt. © WP | Martin Haselhorst