Hüsten. Die Schausteller-Familie Janßen präsentiert zum ersten Mal die Attraktionen Delirium und Crazy Mine. Ein Blick hinter die Kulissen des Fahrgeschäfts.
Es ist genau dieser eine Regentag in der Woche, an dem wir Thilo Janßen treffen. In wenigen Stunden läutet der Fassanstich im Festzelt die Hüstener Kirmes ein. Und noch deutet nichts daraufhin, dass Thilo, seine Familie und seine Crew sich vom Zeitdruck beirren ließen. Noch. Denn innerhalb des Gesprächs muss der Schausteller aus dem Norden etliche Male ans Telefon, mit seinem Sohn das Abstellen eines seiner Fahrzeuge organisieren, schnell reagieren und manchmal auch spontan umdenken.
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Das scheint das Leben auf der Kirmes zu sein - rasant wie seine Karusselle Delirium und Crazy Mine. Und dennoch ist es für ihn das Schönste, wie er sagt. „Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als Schausteller zu sein.“
„Mein Vater war Schausteller, mein Opa - ach, alle“
Thilo Janßen (38) führt die beiden Fahrgeschäfte gemeinsam mit seiner Frau Stefanie (39). Und auch ihre vier Söhne sind dabei. Vorneweg der 18-jährige Paul, der auch schon tatkräftig mit anpackt. Jacki (14) und Emil (8) gehen noch zur Schule. „Da gibt es eine Bereichslehrkraft, die das dann in die Hand nimmt.“ Der Kleinste, Thilo Jr., ist erst fünf Jahre alt - er geht noch nicht zur Schule. Die ständig wechselnden Klassenzimmer stören die Kinder, so der Familienvater, nicht. Und Freunde? „Ich kenne das ja selbst, deine Freunde hast du immer dabei.“ Gemeint ist, dass sich die Schaustellerfamilien während der Hauptsaison ja oft sehen.
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Apropos Hauptsaison. „Rund fünf Monate im Jahr sind wir zu Hause“, sagt Janßen, „wir führen da auch noch einen kleinen Familienpark namens Landerlebnis.“ Der ebenfalls familiengeführte Freizeitpark ist im Ammerland, „im Herzen Niedersachsens“. Doch die Monate März bis etwa Oktober stehen voll und ganz im Zeichen aneinandergereihter Kirmes- und Festveranstaltungen. „Ich kenne das nicht anders“, so Janßen, „schon mein Vater war Schausteller, mein Opa - ach, alle.“
Aus Landshut 600 Kilometer nach Hüsten
Es gibt noch viel zu tun, denn sowohl das Karussell Delirium als auch Crazy Mine müssen vollständig und vor allem sicher aufgebaut werden - und das, bevor der Tüv vorbeikommt. „Es gibt für jedes Karussell eine jährliche Abnahmeprüfung“, erklärt Thilo Janßen, „und dann noch jeweils eine Abnahmeprüfung pro Veranstaltung.“ In Deutschland sei die Sicherheit der Karusselle auf einem guten Niveau.
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Erst vor wenigen Tagen noch stand das Janßen-Team auf der 10-tägigen Bartlmädult, ein traditionsreiches Volksfest in der niederbayerischen Stadt Landshut. „Wir sind jetzt 600 Kilometer hier her gefahren.“ Und schon steht es auf der Hüstener Kirmes. Und wieso Hüsten? „Ich war vor rund acht Jahren schon einmal in Hüsten“, so Janßen, „mit der Crazy Mouse.“ Damals hieß das Karussell noch so. Die diesjährige Version spiegele ein völlig neues Thema wider, und habe ein paar Highlights mehr. „Allein die 420 Meter Schienenlänge sind einmalig für ‚reisemobile Achterbahnen‘ in Deutschland.“ Die Wagen sind wie Bergbauwagen gestaltet und bieten jeweils vier Personen Platz. „Sie drehen sich auch um 360 Grad.“ Das Besondere sei auch, dass bereits Kinder ab einer Größe von 1,15 Metern mitfahren könnten - normal seien da etwa 1,30 bis 1,40 Meter.
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„Unsere Delirium Schaukel fasst 24 Personen und schaukelt 22 Meter hoch“, so Janßen. Genau das Richtige für Menschen, die nach einem Nervenkitzel suchen. Doch bevor das Abenteuer beginnen kann, müssen die Familie Janßen und ihre Helfer erst noch kräftig ackern. Bis Freitag werde es noch einmal richtig stressig, sagt Janßen, aber es lohne sich, denn „die Hüstener Kirmes ist ja auch einfach schön.“