Schüren. Hubschrauber am Flughafen Schüren soll die Notfallversorgung im Hochsauerlandkreis verbessern. Noch aber hebt der Helikopter nicht ab.
Das Luftrettungsprojekt Hochsauerlandkreis am Flughafen Meschede-Schüren stockt. Der Neheimer Dr. Marcel Kaiser, Geschäftsführer der Hagelstein Rettungsdienst GmbH in Hüsten, kann jedoch weiterhin keinen Starttermin nennen, obwohl es für das laufende Jahr eine Genehmigung durch die Bezirksregierung gibt. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Notfallmedizin in Neheim (INM) und der Air Lloyd Flight Services GmbH mit Sitz am Flugplatz Bonn-Hangelar realisiert.
Obwohl noch kein Rettungseinsatz gestartet wurde - der Hubschrauber und auch das Personal sind vorhanden - und die HSK-Luftrettung bislang nur ein Wunsch ist, haben die Betreiber einen Antrag auf Verlängerung der Genehmigung ab 1. Januar 2025 gestellt. Subsidär und unterstützend sollen dabei auch Primäreinsätze zum Beispiel nach Unfällen auf Anforderung der Leitstellen geflogen werden, um Wartezeiten zu verkürzen, wenn andere Maschinen der Rettungsflotte im Einsatz sind und nicht so schnell wie nötig anfliegen können. In erster Linie beantragt wird die Genehmigung zur Durchführung von Sekundärtransporten mit einem Intensivhubschrauber. Von der Bezirksregierung war auf Nachfrage noch kein Verfahrensstand zu erfahren.
„Es ist aber wegen des Luftrettungsbedarfsplans und der Beteiligung der Rettungsdienstträger unklar, ob eine Verlängerung erteilt wird“, sagt Marcel Kaiser auf Nachfrage. Sollte die Verlängerung nicht erteilt werden, mache auch jetzt ein Start keinen Sinn. „Erhalten wir eine Fortsetzung, halten wir auch an unserem Plan fest“, so Kaiser. Ziel sei es weiterhin, „die Luftrettung Sauerland in die Luft zu bringen und eine deutliche Verbesserung der Versorgung zu erreichen“.
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Nur Übungsflüge
Bislang haben nur Übungs- und Probeflüge stattgefunden. Das benötigte Personal war bereits eingestellt, kann in den beteiligten Unternehmen derzeit aber auch anders eingesetzt werden. Ansonsten mahlen die Mühlen der Bürokratie offenbar sehr langsam: „Einen neuen Intensivhubschrauber hat es vor mehr als 20 Jahren das letzte Mal gegeben“, so Kaiser. Von daher sei der Prozess „für alle Seiten sehr herausfordernd“.
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Bürokratische Hürden gab es auch in der Vorbereitung: Im Frühjahr liefen zum Beispiel noch Arbeiten zum Thema Brandschutz am Flughafen Schüren, die vor dem Start des Luftrettungshubschraubers umgesetzt sein müssen. Dazu gehören unter anderem Arbeiten am Kabelschacht im Tower. Ende Februar waren die Piloten für einen Team-Lehrgang in Schüren. Alles deutete da darauf hin, dass der Rettungshubschrauber bald fliegen kann. Es kam aber anders. Eigentlich sollte der Hubschrauber bereits im Mai 2023 starten, dann wurde der Termin auf das erste Quartal 2024 verschoben.
Hintergrund für die Verzögerungen waren unter anderem ein bürokratischer Aufwand, den die Beteiligten in dieser Ausprägung nicht erwartet hatten. So musste auch ein Katalog für alle künftigen Landeplätze, etwa an Krankenhäusern in NRW erstellt werden. Die Bürokratie sei im Bereich des Rettungsdienstes „herausfordernd“, so Kaiser in einem Interview im Dezember, im Bereich der Luftfahrt seien sie jedoch „echt krass“: „Das ist schlimmer als alles, was ich bisher erlebt habe.“
Panzerschrank für Medikamente
Weitere Umbauarbeiten sind am Flugplatz Schüren gelaufen – dort musste zum Beispiel ein Panzerschrank für Medikamente eingebaut werden und Ruheräume für das Personal sollten entstehen. Für Instandsetzungsarbeiten investiert der Hochsauerlandkreis, Eigentümer des Flugplatzes, im vergangenen Jahr 85.000 Euro in Schüren. Finanzielle Unterstützung für das private Hubschrauberprojekt gibt es nicht vom HSK. „Der HSK ist nicht involviert in das Verfahren“, teilt Sprecher Martin Reuther auf Nachfrage mit. Lediglich vertraglich mit dem Flugplatz in Schüren sei der HSK betroffen: „Dort sind die Voraussetzungen geschaffen worden“.
Primäreinsätze bedeutend
Das Ziel des Hubschrauberprojekts ist es, die Notfallversorgung im gesamten Hochsauerlandkreis und den angrenzenden Kreisen weiter zu verbessern. Es liegt bereits eine Genehmigung für sogenannte Sekundärflüge vor, die Verlegungen von schwer erkrankten Patienten per Intensivtransporthubschrauber von den örtlichen Krankenhäusern in Spezialkliniken ermöglichen. Auch diese finden jedoch noch nicht statt.
Finanziell bedeutend für das Projekt sind jedoch auch die Primäreinsätze an Unfallorten. Rettungshubschrauber werden bei Unfällen gerufen, wenn ein Polytrauma vorliegt, das heißt, wenn Verunglückte mehrere Verletzungen, von denen eine lebensbedrohlich sein kann, aufweisen, oder wenn die Transportwege der Verletzten zum nächsten Krankenhaus zu lang wären. In einigen Fällen wird der Hubschrauber auch eingesetzt, um einen Notarzt schnell vor Ort zu bringen.