Sundern. „Kronos Solar“ hat am Dienstagabend der Sunderner Politik sein Solarprojekt in Altenhellefeld vorgestellt. Von den Parteien gab es viel Kritik.

„Sie werden diese Anlage hier nicht bauen, seien Sie sich sicher! Sie haben nicht mit der kämpferischen Einstellung der Sauerländer gerechnet, die ihre Heimat verteidigen.“ Mit diesen deutlichen Worten richtete sich am Dienstagabend Hans Klein von der Fraktion „Wir sind Sundern“ (WiSu) an den Investor Kronos Solar, der in Person von Christopher Kapels den angedachten Solarpark im „Alten Testament“ der lokalen Politik vorgestellt hat.

So voll wie an diesem Dienstagabend ist der Ratssaal im Sunderner Rathaus wohl sehr lange nicht mehr gewesen - vor allem, weil es „nur“ eine normale Sitzung des Ausschusses für Planung und Nachhaltigkeit war, an dem die zahlreichen Besucher teilnahmen. Doch für die Zuschauer war es eben keine „normale“ Sitzung. Die meisten von ihnen wohnen in Altenhellefeld und Umgebung und sie wollten Konkretes über das Mega-Solarprojekt erfahren, welches die Firma Kronos Solar überlegt, im „Alten Testament“ zu errichten.

Viele der Zuschauer waren dunkel gekleidet, auf etlichen Shirts prangte gut sichtbar ein grüner Sticker mit dem Schriftzug „Solarpark Altes Testament - Nein Danke“. Die Altenhellefelder hatten bereits im Vorfeld angekündigt, deutlich sichtbare Kritik an dem Projekt zu äußern.

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Christopher Kapels, Projektleiter von Kronos Solar, agierte sichtbar nervös und leicht fahrig bei seiner kurzen Präsentation der Pläne vor dem großen Auditorium. In Altenhellefeld habe man nach Gesprächen mit dem Bauamt der Stadt Sundern eine Potenzialfläche für den Bau der Freiflächenphotovoltaikanlagen in der Größe von 60 Hektar ermittelt, in Westenfeld 34 und in Linnepe 22 Hektar. „Wenn das Projekt zustandekommt, werden wir auch ein mehrere Millionen teures Umspannwerk errichten“, versichert Kapels.

Christopher Kapels (rechts) hält den Vortrag im Ratssaal. Politik und Zuschauer verfolgen die Debatte.
Christopher Kapels (rechts) hält den Vortrag im Ratssaal. Politik und Zuschauer verfolgen die Debatte. © Eric Claßen | Eric Claßen

Der Experte aus München versicherte den Anwesenden, man werde sich verpflichten, für 30 Jahre vor Ort zu bleiben und in diesem Zeitraum auch Gewerbesteuern zu zahlen. Die Rede war von durchschnittlich 300.000 Euro pro Jahr bei einer Fläche von mindestens 50 Hektar. Seltsamerweise nutzte Kapels sein Rederecht nicht, um alle Folien seiner Präsentation ausführlich vorzustellen. Gleich mehrmals übersprang er Folien und ging auf einige Inhalte gar nicht erst ein.

Dies blieb auch den anwesenden Politikerinnen und Politikern nicht verborgen, die sich zwar für Kapels Ausführungen grundsätzlich bedankten, zum Teil aber fehlende Transparenz bemängelten. Kritisiert wurde auch, dass die Inhalte vorher der Politik nicht vorlagen, um sich vorbereiten zu können.

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Deutlich wurde dann die Kritik in der anschließenden Diskussion. Sebastian Booke von der CDU sprach von „massiven Eingriffen in die Natur in Altenhellefeld“. Man wolle nicht noch mehr versiegelte Flächen. René Winter von der FDP äußerte Bedenken bei der Einschätzung der Bodenwerte, die in der Präsentation lediglich kurz angeschnitten wurden. Andreas Bahde von der Fraktion „Bürger für Sundern“ sagte, er sei grundsätzlich Fan der Photovoltaik, aber nicht unbedingt von Freiflächenphotovoltaik. „Wir müssen andere Potenziale nutzen, beispielsweise auf den Dächern.“ Außerdem sehe er das Landschaftsschutzgebiet durch ein solches Projekt massiv bedroht.

Lieber auf die Dächer

Grundsätzlich empfahlen etliche Vertreter der Fraktionen der Firma Kronos, Anlagen in Sundern eher auf Dächern statt auf Feldern aufzustellen. Grünenmitglied Guido Simon äußerte die Befürchtung, dass durch die massive Bebauung von landwirtschaftlichen Flächen die Pachtpreise auf den übrigen landwirtschaftlichen Flächen explodieren. Viele der Reaktionen der Politiker wurden vom Publikum mit Beifall begleitet.

So wie hier in Brandenburg könnte ein Solarpark in Sundern aussehen.
So wie hier in Brandenburg könnte ein Solarpark in Sundern aussehen. © ZB | Patrick Pleul

Und dann kam Hans Klein an die Reihe, um mit seinen deutlichen Worten gegen das Solarprojekt zu sprechen. Er sei im Vorfeld von mehreren Bürgern angerufen worden und habe durch diese Gespräche die ablehnende Haltung gespürt. „Wir werden die wertvolle Landschaft vernichten, wenn wir solche Anlagen hier errichten.“ Außerdem zweifelt er auch die Zahlung der Gewerbesteuern in genannter Höhe an.

Hans Klein redete sich in Rage und leugnete in einem weiteren Wortbeitrag deutlich den Klimawandel und die Einflussmöglichkeiten Sunderns auf diesen. Aus Teilen der Zuschauerschaft ernteten die Worte Kleins Beifall. Bei vielen Ausschusskolleginnen und -kollegen führten Kleins Sätze allerdings zu Kopfschütteln und auch dem ein oder anderen verbalen Seitenhieb. Sitzungsleiter Marcus Schauerte nannte Kleins Ausführung zum Klimawandel „weltfremd“. Klaus Bergfeld von den Grünen mahnte, beim Ausbau der erneuerbaren Energien nichts kategorisch auszuschließen. „Wir brauchen Sonnen- und Windenergie, um bilanzielle Klimaneutralität in Sundern zu erreichen.“ Gleichzeitig sei aber auch der Naturschutz wichtig.

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Auch Michael Stechele von der SPD meldete sich zu Wort. Er wünscht sich eine differenzierte Betrachtung der Debatte. „Wir dürfen nicht alles kategorisch verdammen!“ Aber auch vor dem Hintergrund der Bauernproteste zu Beginn des Jahres sei es wichtig, landwirtschaftliche Flächen zu schützen.

Protestler zufrieden

Christopher Kapels von Kronos Solar bedankte sich für die offenen Worte der Politik und kündigte an, nach diesem Abend die Pläne übedenken zu wollen. Ob eine ursprünglich für den 18. September geplante Bürgerinformationsveranstaltung in Altenhellefeld überhaupt noch zustandekommt, ist derzeit unklar.

Benjamin Fern, Sprecher der Altenhellefelder Protestler, ist grundsätzlich zufrieden mit den Reaktionen der Parteien. „Wir müssen jetzt abwarten, ob das so bleibt, sollte der Investor die Pläne weiter verfolgen und Anträge stellen.“ Man beobachte den Prozess aufmerksam und wolle erst einmal abwarten, ob es im September eine Bürgerveranstaltungen dazu geben werde.