Arnsberg. Neuaufstellung oder Auflösung: Was Politik und Wirtschaftsverbände von einer starken Wirtschaftsförderung in Arnsberg fordern.

Die Arnsberger Wirtschaftsförderung steht auf dem Prüfstand. Aus dem politischen Raum wird über eine Neuaufstellung der städtischen Tochter Wirtschaftsförderung für Arnsberg GmbH diskutiert. Dabei schwingt Kritik an der bisherigen Arbeit der WfA mit. Die FDP Arnsberg wünscht sich, so Fraktionsvorsitzender Daniel Wagner, gar die Auflösung der Gesellschaft und die Integration der Aufgaben in die Stadtverwaltung. „Davon versprechen wir uns deutliche Effizienzsteigerungen“, teilt Wagner mit.

Geschäftsführer Gernot Miller verweist unterdessen auf die Aufgaben und Tätigkeitsfelder der WFA. Sie biete mit dem einzigen kreisweiten zertifizierten Startercenter einer lokalen Wirtschaftsförderung ein vollumfängliches Beratungsangebot für Gründer in Arnsberg, was durch einen Unternehmensservice komplettiert werde. „Die alljährliche Ausbildungsmesse im Kaiserhaus erfreut sich seit Jahren einer großen Nachfrage, die sich aktuell noch deutlich steigert“, ergänzt er. Zudem betreibe die WFA die Wochenmärkte und verwalte das Kaiserhaus mit seinen „hochkarätigen Veranstaltungen“.

Ein weiterer großer und zentraler Aufgabenbereich sei die Entwicklung von zukunftsfähigen und nachhaltigen Gewerbeflächen. Hierzu erwirbt die WFA Flächen und baut die notwendige Infrastruktur. „Auf diese Weise ermöglichen wir Arnsberger Unternehmen eine Entwicklung an ihrem Standort“, so Miller. Damit auch in Zukunft ausreichend Gewerbeflächen in Arnsberg zur Verfügung stehen, habe die WFA sich gemeinsam mit dem Bürgermeister und dem Dezernat 4 (Planen/Bauen) aktiv in den Prozess der Regionalplanänderung eingebracht und sich erfolgreich für die Gewerbeflächenentwicklung an neuen Standorten im Stadtgebiet eingesetzt.

Die politische Opposition aber sieht Schwächen: „Wir erwarten, dass die WfA zumindest zu allen großen Unternehmen der Stadt Kontakt hat“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Jochem Hunecke, „die Wirtschaftsförderung muss ein Kümmerer sein.“ Unternehmerstammtische seien nicht zwingend Aufgabe des Bürgermeisters, sondern müssten direkt von der Wirtschaftsförderung angeboten werden.

Gernot Miller ist Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Arnsberg.
Gernot Miller ist Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Arnsberg. © WP | Katharina Kalejs

FDP will Liquidierung der WFA

Die FDP wird konkret und weist ebenso wie auch Frank Neuhaus von der SPD auf die Potenziale von Synergien und die Vermeidung von Doppelstrukturen hin. So würden viele Aufgaben übernommen, für die bereits Expertise bei den Unternehmensverbänden oder bei der IHK oder Handwerkskammer angesiedelt sei. Einig sind sich CDU und FDP, dass die Bewirtschaftung und Vermietung der Räume im Kaiserhaus keine Aufgabe der Wirtschaftsförderung sei. „Das kann auch auch ein Verwalter“, so Hunecke. CDU-Fraktionschef Jochem Hunecke will deshalb die WFA nicht gleich aufgelöst wissen. „Der Status als GmbH hat ja in einigen Bereichen durchaus seinen Sinn, so dass eine Auflösung Nachteile haben könnte“, verweist Hunecke auf den Besitz des defizitären Kaiserhauses.

SPD: Stadt braucht starke WFA

Frank Neuhaus, Fraktionsvorsitzender der SPD im Arnsberger Rat, sieht Bedarf, dass sich personelle Ressourcen der WFA auf die Verbesserung der Vernetzung mit der heimischen Wirtschaft konzentrieren würden. Auch der Außenauftritt habe Luft nach oben. .„Es ist jedoch nicht zielführend, wenn die WFA immer wieder grundlegend in Frage gestellt oder gar deren Abwicklung gefordert wird“, sagt Neuhaus. Hier sieht er ebenso wie Hunecke auch steuerrechtliche Hürden. Die Arnsberger SPD wolle sich aber an einem Prozess der Neuaufstellung konstruktiv beteiligen. „Wir sind der Überzeugung, dass wir in der Stadt eine gut aufgestellte WFA benötigen“, so Frank Neuhaus. Das „breite Spektrum“ der Arbeit von Miller und seinem Team sei in der Berichterstattung vor den Gremien des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung immer umfassend dargestellt worden. Neuhaus wünscht sich, dass die Diskussion „nicht von persönlichen Interessen Einzelner getrieben ist“ und dass es im Falle personeller Veränderungen „nach Qualifikation und nicht nach Parteibuch geht“.

Und was wünschen sich Unternehmer von einer guten Wirtschaftsförderung? „Der Kernpunkt ist die Ansiedlungspolitik!“, sagt Dr. Volker Verch, Geschäftsführer des in Neheim ansässigen Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte. Die Ausweisung und Ausstattung von Gewerbegebieten sei eine der wesentlichen Aufgaben der Wirtschaftsförderung. In seiner Rolle arbeitet er mit verschiedenen Modellen der kommunalen Wirtschaftsförderung zusammen. Unterstützung bräuchten Unternehmen und Firmen oft auch durch Beratungen. Da sei dann zu prüfen, wo es Schnittmengen zu bestehenden Angeboten von Kammern und Verbänden gibt.

Jörg Nolte, Hauptgeschäftsführer IHK Arnsberg

„Für eine eventuelle Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung müssen sich Rat und Verwaltung über die Ziele einer kommunalen Wirtschaftsförderung verständigen und definieren, welche Ressourcen sie dafür bereitstellen wollen oder können.“

Jörg Nolte

Klare Vorstellung über eine gut funktionierende Wirtschaftsförderung gibt es auch bei der IHK in Arnsberg. IHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte stellt fest, dass „die zentrale Aufgabe einer lokalen Wirtschaftsförderung aus IHK-Sicht die Bestandspflege“ sei. „Für größere externe Ansiedlungen fehlen Arnsberg die Entwicklungsflächen. Deshalb kommt es vor allem darauf an, die Bedürfnisse und Herausforderungen der Unternehmen zu erfahren und dort, wo es möglich ist, unterstützend tätig zu sein“, sagt Nolte. Das könne bei Genehmigungsverfahren, der Suche nach dem richtigen Ansprechpartner in Behörden, aber auch bei der Kontaktvermittlung und durch Vernetzung innerhalb der lokalen Wirtschaft sein. Der IHK-Geschäftsführer weiß aber auch, was es Arnsberg schwer macht. Die Stadt habe anders als die meisten anderen Städte der Region die Herausforderungen einer Stadt mit mehreren Ortszentren zu bewältigen. „Die individuellen Stärken von Neheim, Hüsten, Arnsberg und anderen Ortsteilen wie Oeventrop müssen zu einem starken Ganzen verwoben und weiter vermarktet werden“, sagt er.

Veränderungen soll es geben

Der offenbar politisch angezählte WFA-Geschäftsführer Gernot Miller kündigt Veränderungen an. Aktuell finde ein extern geführter Beratungsprozess statt, um die gewachsenen Strukturen zu überprüfen und für die Zukunft weiter zu optimieren. „Und der angestoßene Prozess trägt nach unserer Überzeugung – der Geschäftsführung mit Rainer Schäferhoff gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ralf Paul Bittner – dazu bei, dass die WFA ihre Stärken und Aufgaben noch stärker fokussiert und sich somit für die Herausforderungen aufstellt“, betont Miller. Dazu zähle, dass Kapazitäten geschaffen werden, „die Gewerbetreibenden und Unternehmen bei ihren Bedarfen noch intensiver zu unterstützen und dafür die notwendigen Infrastrukturen bereitstellen“. Die mögliche neue Ausrichtung solle gemeinsam mit den Mitgliedern des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung erarbeitet werden.

Kooperationsansätze und Synergien mit der IHK habe es immer schon in konstruktiver Form gegeben. Bei der Existenzgründungs- und der Nachfolgeberatung in Form der Startercenter, über einen regelmäßigen fachlichen Austausch zu Fragen der Einzelhandels- und Innenstadtentwicklung und zu den Gewerbeflächen. „Bei der Vernetzung von Unternehmen könnten wir noch intensiver zusammenarbeiten“, so Jörg Nolte, „denn spätestens dann, wenn es um branchenspezifische Belange geht, ist Arnsberg als einzelne Stadt einfach zu klein.“ Auch viele Unternehmen würden sich bei möglichen Kooperationen mit anderen Unternehmen, Hochschulen und Instituten nicht an lokalen Grenzen, sondern eher regional orientieren. Am Ende aber müsse eine Stadt wissen, was sie will. „Für eine eventuelle Neuaufstellung der Wirtschaftsförderung müssen sich Rat und Verwaltung über die Ziele einer kommunalen Wirtschaftsförderung verständigen und definieren, welche Ressourcen sie dafür bereitstellen“, sagt Nolte.