Sundern. Ab dem 15. September wird es eine ständige Anbetung der Heiligen Eucharistie in Sunderns Kirche St. Johannes geben. Was steckt dahinter?

Mit einer für die heutige Zeit ungewöhnlichen Maßnahme möchte der Pastorale Raum Sundern wieder mehr Menschen in die Kirche St. Johannes locken. „Ab Mitte September werden wir in unserer Pfarrkirche St. Johannes eine tägliche Möglichkeit zur Anbetung einrichten. Das bedeutet, dass von morgens bis abends eine gewandelte Hostie auf dem Kreuzaltar stehen wird“, erklärt Vikar Tobias Goltsch. „Als Katholiken glauben wir, dass in der Hostie Jesus Christus wirklich da ist.“

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Doch ist solch eine Anbetung in Zeiten von wachsenden Kirchenaustritten, sozialen Medien und einer Individualisierung der Gesellschaft überhaupt noch zeigemäß? Vikar Tobias Goltsch reagiert darauf gelassen. „Aus Gesprächen mit jungen Menschen habe ich wahrgenommen, dass viele sich im Alltag nach Räumen sehnen, die Ruhe bieten und an die man sich zurückziehen kann. In sogenannten nightfever-Gottesdiensten erleben insbesondere Jugendliche die Kraft der Eucharistischen Anbetung. Mittlerweile werden im Erzbistum Paderborn zahlreiche dieser besonderen Gottesdienste angeboten“, berichtet der Vikar.

Persönlich könne er sich auch gemeinsame Gebetsstunden vorstellen, sollte das Interesse in Sunden tatsächlich vorhanden sein. „Wir befinden uns in einer Testphase und haben uns keine zeitliche Begrenzung auferlegt“, so Goltsch. Man werde auch kleine Broschüren auslegen, in denen sich die Menschen über die Hintergründe informieren können. Außerdem gebe es Hilfestellungen und Impulse für die Gebete.

Anbetung Sundern
Vikar Tobias Goltsch hat die Idee, an dieser Stelle ab Mitte September eine gewandelte Hostie anbeten zu lassen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Gespannt über die Resonanz ist auch Sunderns Küsterin Astrid Japes. „Wenn ich mich morgens in der Kirche aufhalte, erlebe ich ganz viel. Immer mal wieder sieht man dann auch Menschen, die ins Gebet vertieft sind.“ Wirklich Mehrarbeit bedeute die Aufstellung der gewandelten Hostie in ein sogenanntes Ostensorium (Schaugefäß für Reliquien - Anm. d. Redaktion) nicht. „Sie befindet sich dann samt des Ostensoriums in demselben abschließbaren Schrank, in dem bislang die Kreuzreliquie steht. Diesen Schrank muss ich nur morgens auf- und abends abschließen. Und dafür sorgen, dass die Kerzen, die davor auf dem Altar stehen, von Zeit zu Zeit erneuert werden.“

Eine Vorgabe seitens des Erzbistums zur Einrichtung einer solcher Anbetung gibt es nicht. „Das ist unsere freie Entscheidung“, sagt Tobias Goltsch. Man sei aus Paderborn lediglich dazu animiniert worden, neue missionarische Wege zu finden. Die Einrichtung der Anbetung in der Nebenkapelle von St. Johannes ist als ein solcher missionarischer Weg zu interpretieren.

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Selbstverständlich ist man auch in Paderborn über die Pläne aus Sundern informiert. „Die Anbetung des in einer Monstranz ausgesetzten Allerheiligsten – des in der gewandelten Brot-Hostie real gegenwärtigen Herrn Jesus Christus – ist eine traditionsreiche, tief und fest verwurzelte und zugleich aktuell beliebte Andachts- und Frömmigkeitsform im Erzbistum Paderborn. Die Eucharistische Anbetung wird in zahlreichen Gemeinden des Erzbistums Paderborn regelmäßig gepflegt“, sagt Bistumssprecher Thomas Thoenle. In verschiedenen Gemeinden des Erzbistums gebe es zudem die Tradition der „ständigen“ Eucharistischen Anbetung.

Anbetung Sundern
In diesem Schrank soll die Hostie dann dauerhaft zu sehen sein. Abends wird der Schrank dann abgeschlossen. © Eric Claßen | Eric Claßen

Die Eucharistische Anbetung könne helfen, Christus neu zu erkennen, seinen Geist in sich zu spüren und sich mit den christlichen Schwestern und Brüder, ja mit allen Geschöpfen, innerlich und geistlich zu verbinden. „Die Präsenz und das stille Verweilen vor dem real gegenwärtigen Herrn möchte von der Unruhe des Geistes in die Ruhe des Herzens, aus der Zerstreuung in achtsames Wahrnehmen, von vielen Worten zum erfüllten Schweigen in der Gegenwart Gottes führen“, betont der Bistumssprecher. Es sei zu wünschen, dass die geplante „ständige Anbetung“ in der St. Johannes-Baptist-Kirche in Sundern gut angenommen werde und viele Menschen inspiriere, neue Wege zum Glauben eröffnet.

Zumindest in Ansätzen ein Vorbild für das Projekt in Sundern ist auch ein wesentlich größere und deutlich bekanntere Kirche auf der Welt. In der Basilika Sacré-Coeur in Paris findet seit 1885 eine ständige Anbetung der Heiligen Eucharistie statt. Nur die Schließung während der Corona-Pandemie unterbrach diesen Vorgang. Fairerweise muss man darauf hinweisen, dass jährlich mehrere Millionen Menschen die berühmte Wallfahrtskirche ansteuern und sie noch immer die am stärksten frequentierte Sehenswürdigkeit in der Metropole ist - noch vor Eiffelturm, Notre Dame und dem Louvre. Da wird Sundern also wohl kaum mithalten können.

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Startschuss für die Anbetung ist am 15. September mit einer feierlichen Andacht zur Eröffnung in St. Johannes. Ab dann ist die Anbetung jeden Tag zu den regulären Öffnungszeiten zwischen 9 und 18 Uhr in der Kirche möglich.