Arnsberg. Caritasverband Arnsberg/Sundern stellt einzigartiges neues Konzept vor: Wer davon profitiert - und warum späterer Auszug nicht ausgeschlossen ist.

Während wohl fast jeder den Einzug in ein Seniorenheim als etwas eher Endgültiges betrachtet, heißt es beim Caritasverband Arnsberg-Sundern ab nächsten Monat: „Späterer Auszug nicht ausgeschlossen“. Hinter dieser Prognose steht ein innovatives Projekt mit einem vor Ort einzigartigen Konzept: „Junges Wohnen“.

Angesiedelt im Seniorenhaus St. Joachim im Stadtteil Arnsberg, soll dieses Angebot den Alltag pflegebedürftiger Menschen im Alter von 18 Jahren bis zum Renteneintrittsalter (zwischen 63 und 69) grundlegend aufhellen. Diese neue Wohnform biete nicht nur vollstationäre Pflege (nach SGB XI, mehr in der Infobox), sondern sei außerdem für körperlich beeinträchtigte Menschen eine „maßgeschneiderte Chance auf mehr soziale Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben“, zeigen sich die Verantwortlichen im Verband überzeugt.

Anspruch auf vollstationäre Pflege

Der Anspruch auf vollstationäre Pflegeleistungen ist für Pflegebedürftige in § 43 Elftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB XI) geregelt. Neben Leistungsbeträgen in den Pflegegraden ist dort auch die Höhe eines einrichtungseinheitlichen Eigenanteils zu ersehen.

Anfang 2022 kam es mit der Einführung eines Leistungszuschlags zu den pflegebedingten Aufwendungen (nach § 43c SGB XI) zu einer erheblichen finanziellen Entlastung der Versicherten, die vollstationäre Pflegeleistungen beziehen. Eine Erhöhung des prozentualen Leistungszuschlags folgte mit dem „Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz“ (PUEG) für die Zeit ab 2024.

Der Anspruch auf vollstationäre Pflegeleistungen besteht für Pflegebedürftige in den Pflegegraden 2 bis 5, wenn häusliche oder teilstationäre Pflege nicht möglich ist oder wegen der Besonderheit des einzelnen Falls nicht in Betracht kommt.

Drängt sich die Frage auf: „Was ist, wenn ich irgendwann Rentner bin - muss ich dann ausziehen?“ Weit gefehlt, denn das „Junge Wohnen“ ist als separater Wohnbereich an das Seniorenhaus St. Joachim angegliedert - „Umzug“ in eine andere Etage ist demnach eine Option, grundsätzlich gilt aber, alles geht, nichts muss. Der Mensch steht als Individuum im Fokus. Wobei wir wieder beim „späteren Auszug“ wären. Einrichtungsleiter Alexander Grünebaum gibt ein griffiges Beispiel: „Jemand bricht sich beide Arme, wird aus dem Krankenhaus entlassen, hat keine engen Angehörigen - ist also auf fremde Hilfe angewiesen. Bei uns könnte er einziehen; und nach Genesung in seine gewohnte Umgebung zurückkehren.“ Doch wer sich eingestehen müsse, dass es im Laufe der Zeit nicht besser wird, mag Trost aus der Gewissheit schöpfen, dass hinter diesem Konzept ein vollumfänglich eingerichtetes Haus steht: Pflege und Betreuung der Bewohner übernimmt ein multidisziplinäres Team - umfassend geschult und eng mit ortsansässigen Haus- und Fachärzten vernetzt.

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„Junges Wohnen“ soll schon zum 1. September 2024 an den Start gehen - zunächst mit zwölf Plätzen im Erdgeschoss des „alten Neubaus“, dessen Komplettrenovierung in den letzten Zügen liegt: „Wir möchten das Konzept reifen lassen“, meint Andrea Bertram auf die Frage nach den angedachten Perspektiven. Ist die Nachfrage groß und treffen die Angebote den Nerv der Bewohner, sei eine Aufstockung möglich. Apropos Angebote: Ihr „soziales Leben“ dürfen die künftigen WG-Mitglieder aktiv mitgestalten - vielfältige Freizeit- und Gruppenangeboten sind angedacht. Neben gemeinsamen Aktivitäten wie Kochen und Basteln geht es, wenn immer möglich, raus vor die Tür. Die zentrale Lage in der Grafenstraße vereinfacht selbstständiges Einkaufen, Cafébesuche, Kino oder Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen in „Alt-Arnsberg“.

Ehrenamtliche Helfende gesucht

Für unter Umständen benötigte Begleitung wünscht sich die Heimleitung Ehrenamtliche, die unterstützen möchten (Interesse? Siehe „Kontakt“ am Ende dieses Artikels). Auch drinnen kann es spannend werden: „Ein großzügiges Raumkonzept bietet unterschiedliche Möglichkeiten für gemeinsame Veranstaltungen, Feiern und Abendgestaltung“, erklärt die stellvertretende Einrichtungsleitern Melanie Ruhnert.

„Junges Wohnen“: Andrea Bertram, Alexander Grünebaum und Melanie Ruhnert (von links) vom Caritasverband Arnsberg/Sundern freuen sich bereits auf ihre künftigen neuen Bewohner.
„Junges Wohnen“: Andrea Bertram, Alexander Grünebaum und Melanie Ruhnert (von links) vom Caritasverband Arnsberg/Sundern freuen sich bereits auf ihre künftigen neuen Bewohner. © WP | Torsten Koch

Mit „Junges Wohnen“ setze der Caritasverband Arnsberg-Sundern neue Maßstäbe in Pflege und Betreuung junger körperlich beeinträchtigter Menschen, fasst Andrea Bertram zusammen. Diese könnten in der Grafenstraße ein selbstbestimmtes, gut betreutes und sicheres Zuhause finden. „Nicht immer mit Menschen am Tisch sitzen müssen, die teils älter sind als die eigenen Eltern“, bringt die „Bereichsleiterin Wohnen“ der heimischen Caritas erste Reaktionen von Interessenten auf den Punkt. Stichwort „Interessenten“: Erste Anfragen gibt es schon, drei Einzüge sind fest gebucht, wer sich tiefgreifender informieren möchte:

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Kontakt: Alexander Grünebaum (Einrichtungsleitung), Telefon 02931-54510, E-Mail: a.gruenebaum@caritas-arnsberg.de Weitere Info online: https://www.caritas-arnsberg.de/pflege-amp-wohnen/wohnen-fuer-menschen-mit-behinderung/junges-wohnen/junges-wohnen