Arnsberg-Bruchhausen. Anwohner am Kalbersnacken in Bruchhausen schlagen wegen zu schnellen Fahrens Alarm und sammeln Unterschriften. Ein „Echo“ kommt jetzt aus Hüsten.
„Ich bin selbstverständlich auch dafür, dass in möglichst vielen Straßen unserer Stadt 30er-Zonen bzw. Spielstraßen eingerichtet werden. Und deswegen kann ich die Initiative der Bewohner in Bruchhausen nur voll und ganz unterstützen“, schreibt Dietmar Schwalm in einem Leserbrief an die Redaktion. Der Hüstener bezieht sich auf die Unterschriftensammlung gegen zu schnelles Fahren „Am Kalbersnacken“. Aber?
Was ihm im Artikel aufgefallen ist, sei, „dass dort die SPD-Prominenz vor Ort war und das Ganze gegenüber der Stadtverwaltung ‚hochgepuscht‘ hat“. „Aber warum ist die Stadtverwaltung nicht bei anderen Straßen so wohlwollend? Vielleicht, weil da nur die kritische Opposition wohnt?“, fragt und mutmaßt Schwalm, selbst als Kommunalpolitiker aktiv. In der Heidestraße im Stadtteil Hüsten gebe es auch Menschen, die seit Jahren einen verkehrsberuhigten Ausbau fordern. „Von denen gab es sogar schon konkrete Vorschläge“, so Schwalm, der selbst dort wohnt. „Aber hier konnte man froh sein, wenn man nach monatelangem Warten und mehreren Erinnerungen (u.a. über die Beschwerdestelle) endlich eine - leider nicht zufriedenstellende Antwort - bekam“, fällt seine (Zwischen-)Bilanz ernüchternd aus. Doch auch die Menschen in der Heidestraße würden „der Stadtverwaltung weiterhin auf die Füße treten - und u.a. eine frühzeitige, ernstgemeinte Planungsbeteiligung der Anwohnenden einfordern“, kündigt Schwalm an.
Vorschlag zur Heidestraße bei der Stadt eingereicht
Wie das Ganze aussehen könnte, skizzierte Schwalm bereits vor einem Jahr - und reichte seinen Vorschlag bei der Stadt Arnsberg ein. Zuvor hatte er - mit Blick auf die geplante Sanierung der Heidestraße (oberer Bereich) - mit der Stadtverwaltung telefoniert und mit einem Teil der Nachbarschaft gesprochen. „Die Idee ist, dass die obere Heidestraße als neue Anliegerstraße in die Wibbeltstraße abgeschwenkt wird - und die untere Heidestraße nur noch zum Trilux-Parkplatz führt“, erklärt Dietmar Schwalm seine Vorstellung. Nur für Fußgänger und Radfahrende wäre dann eine direkte Verbindung zwischen beiden Teilen der Heidestraße vorhanden. Die Wilhelm-Busch-Straße sollte in dem Zusammenhang auch zur Anliegerstraße umgewidmet werden. „Dieses wird aus meiner Sicht eine größere Verkehrsberuhigung in diesen Bereichen zur Folge haben und zu einer besseren Verkehrssicherheit für den Zugang zu der evangelischen Kita führen“, kommentierte Schwalm, der selbst in der Heidestraße wohnt, seinerzeit - und fügte hinzu: „Ich bitte Sie, diese Idee schon frühzeitig mit in die Planungen für die vom Stadtrat beschlossene Sanierung einzubeziehen.“
Die Stadtverwaltung allerdings lehnte den Vorschlag ab, und begründete das u.a. wie folgt: Der Vorschlag werde so nicht umsetzbar sein, weil es sich beim Bereich „von der unteren Heidestraße kommend und abknickend zum Parkplatz Trilux“ nicht um städtische Flächen handelt. „Die Zufahrtsstraße zum Parkplatz und der gesamte Parkplatz selbst befinden sich nicht in städtischem Besitz“, hieß es damals dazu aus dem Rathaus. Auch topografisch dürfte eine abknickende Fahrbahn „schwierig werden (wegen der Böschung)“. Die Folge wäre, dass der gesamte Parkplatz in Anspruch genommen würde - was wiederum dazu führe, dass an anderer Stelle neue Parkplätze anzulegen wären. Mit dem Vorschlag - und den damit verbundenen Kosten - werde der Eigentümer der Flächen nicht einverstanden sein, teilte die Verwaltung weiterhin mit - und kündigte an: „Im Rahmen der Ausbauplanung wird die Stadt Arnsberg überlegen, inwieweit im oberen Bereich verkehrsberuhigende Maßnahmen eingeplant werden können.
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So viel zur Planung in Hüsten. Eine Planung für Bruchhausen gibt es ebenfalls (noch) nicht. Hier noch einmal der Stand der Dinge:
„Es wäre schön, wenn die Leute nicht so schnell fahren würden“, meint Salvatore Prezzavento bescheiden. Der Bruchhausener hat dabei konkret zwei Straßen des Entendorfes im Blick, für die zwar „Tempo 30“ gilt - aber kaum jemand halte sich daran: „Es ist dort ziemlich breit, und die Autofahrer nutzen das aus“, so der besorgte Bürger weiter.
Mit seinen Sorgen steht Prezzavento wahrlich nicht allein da: Die Anwohnerinnen und Anwohner der Straßen Kalbersnacken und Rahnsberg haben allesamt Angst um die Sicherheit ihrer Kinder und Enkelkinder - und wünschen sich Maßnahmen, die für eine deutlich reduzierte Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmenden auf beiden genannten Straßen sorgen sollen. Um Politik und Verwaltung entsprechend „anzuschieben“, hat Salvatore inzwischen zahlreiche Nachbarn persönlich aufgesucht:
„Ich bin seit Kurzem Rentner - und habe Zeit, darum kann ich meine Tochter Sabrina bei der von ihr angestoßenen Initiative unterstützen“, berichtet er. Dritter im Bunde der Unterschriften sammelnden ist Siegbert Hahne. Kürzlich war es dann so weit: Als Vertreter der Anwohner übergab Salvatore - seine beiden Mitstreiter waren an diesem Tag verhindert - eine von über 90 Anwohnerinnen und Anwohnern unterzeichnete Resolution an den Arnsberger Bürgermeister Ralf-Paul Bittner und den Bruchhausener Bezirksausschussvorsitzenden Frank Neuhaus (SPD). „Wäre nicht gerade Ferienzeit, hätten sogar noch mehr Leute unterschrieben“, ist sich Salvatore Prezzato sicher. Verbunden mit der Liste ist die Aufforderung, sich für eine Geschwindigkeitsreduzierung in diesem Bereich einzusetzen - über die schon vorhandene „Tempo 30-Zone“ hinaus. Welche Alternativen wären denkbar?
Das Anliegen der Anwohnenden sollte bei der Stadt Arnsberg als Antrag nach § 24 Gemeindeordnung NRW gewertet werden, hat sich der Bewohner der Straße „Kalbersnacken“ schlau gemacht. Als Folge müssten sich dann die zuständigen Gremien und Ausschüsse der Stadt Arnsberg damit befassen - und einen Beschluss fassen. Möglicherweise komme eine Ausweisung als Spielstraße für den Bereich in Betracht, blicken Prezzavento und Co. voraus - oder die Herabsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 20 km/h.
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Bürgermeister Bittner habe die Unterschriftlichen wohlwollend entgegengenommen, freut sich der Initiator - und auch Frank Neuhaus habe bereits seine Unterstützung im Bezirksausschuss Bruchhausen und weiteren städtischen Gremien zugesichert. Die SPD im „Entendorf“ soll nach seinem Kenntnisstand bereits einen ähnlich lautenden Antrag gestellt haben, sagt Prezzavento - und fügt abschließend hinzu: „Wir hoffen, dass unser Antrag Erfolg haben wird - zum Schutze unserer Kinder und Enkelkinder.“ Einen „Zwischenstand“ aus dem Rathaus gibt es, Stand heute, noch nicht.