Neheim. Laien werden den Unterschied zwischen Glas, Smaragd oder Zirkonia kaum erkennen. Tim Eiloff ist aber Experte. Ein Besuch mit Selbstversuch.
Erbstücke erzählen meist ganz besondere Geschichten. Schmuck hat dabei oftmals sogar mehr als nur ideellen Wert. Tim Eiloff vom gleichnamigen Juweliergeschäft in der Neheimer Innenstadt ist Gemmologe und hat nicht nur ein Auge für Juwelen, sondern eine besondere Fachkompetenz, wenn es um Edelsteine geht.
Lesen sie auch:
- Spendenaktion für Dustin: Krankenkasse will nicht zahlen
- „Junges Wohnen“ in Arnsberg
- Sperrung an der Auf- und Abfahrt der A46
Seine Ausbildung absolvierte der 28-Jährige bei der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft in Idar-Oberstein. Von dort kommen nachgefragte Spezialisten, die Mineralien identifizieren sollen. „Denn unechte Steine können echten zum Verwechseln ähnlich sehen“, sagt Eiloff. Eine Expertenmeinung sei daher entscheidend für eine verlässliche Beurteilung. Redakteurin Anja Jungvogel wollte es genau wissen und brachte zwei Schmuckstücke mit, die sie von ihrer Mutter geerbt hat: einen Ring mit grünem Stein und ein Weißgoldarmband, in das 13 Brillianten gefasst sind. Ob der Schmuck echt ist?
„Der Ring erzählt eine kuriose Liebesgeschichte meiner Eltern“, verrät sie dem Gemmologen. „Mein Vater brachte meiner Mutter von einer Brasilien-Reise ein paar Ohrringe mit - angeblich von Hans Stern, dem berühmten Juwelier aus Rio de Janeiro.“ Stern, Tiffanys und Cartier gelten als die drei erfolgreichsten Schmuckmarken der Welt. Als die Mutter das Geschenk auspackte, war sie dennoch enttäuscht: „Eberhard, warum schenkst du mir Ohrringe, obwohl ich keine Ohrlöcher habe?“
Ein dummer Fauxpas des Vaters. Jetzt konnte er natürlich nicht zurück nach Brasilien, um das Geschenk umzutauschen. Und Ohrlöcher wollte sich seine Frau nicht stechen lassen. Zum Glück gab es in Düsseldorf eine Stern-Filiale, sodass Mutter die Ohrringe in einen Smaragdring umtauschen konnte. „Der Stein ist echt“, sagt Gemmologe Tim Eiloff. Er prüft das Schmuckstück unter seinem Edelstein-Mikroskop. Dabei scheint es gar nicht so einfach zu sein, den Lichtbrechungsindex zu messen. „Lichtbrechung ist das erste Indiz zur Feststellung, um welches Mineral es sich handelt“, erklärt der Experte. Doch wenn ein Stein eingefasst ist, lasse er sich nicht von allen Seiten „durchleuchten“.
Mit Geschick und der nötigen Hingabe gelingt es Tim Eiloff trotzdem, den Wert des Edelsteins zu ermitteln. „Es ist ein natürlicher Smaragd“, sagt er. Ungefähr 800 Euro wert. Und der Stein ist tatsächlich von Stern. „Die Punzierung gibt Aufschluss über den Hersteller“, erklärt er. Im Ring ist ein „S“ eingraviert - das Markenzeichen des Juweliers Hans Stern.
Jetzt kommt das Weißgoldarmband an die Reihe: Der Experte betrachtet die 13 Steine ganz genau und erklärt den Unterschied von Diamanten und Brillanten: „Als Diamant bezeichnet man den unbearbeiteten Edelstein und ein Brillant ist eine spezielle Schliffform des Diamanten. Um einen Diamanten als Brillanten zu bezeichnen, muss er den sogenannten Brillantschliff haben. Dieser Schliff zeichnet sich durch mindestens 57 Facetten aus, die so angeordnet sind, dass das Licht optimal reflektiert wird, wodurch der Stein ein besonders intensives Funkeln erhält.“
Drei Millionen Euro wert
Die Steine von Mutters Weißgoldarmband sind ebenfalls echt. 0,35 Karat. „Insgesamt sind die Brillanten rund 780 Euro wert“, so der Gemmologe. Bei Edelsteinen bezieht sich Karat auf das Gewicht und bei Gold auf den Reinheitsgrad. „Das ist der Unterschied“, sagt Tim Eiloff. Den wertvollsten Edelstein, den der 28-Jährige bislang in der Hand gehabt hat, wird auf rund drei Millionen Euro geschätzt. „Während meiner Ausbildung in Idar-Oberstein hatte ich die Gelegenheit, sehr wertvolle Steine zu prüfen.“ Was für ihn als Hobby begann, ist später sein Beruf geworden. Als Sachverständiger beurteilt er nun die Qualität von Edelsteinen. Er prüft sie auf Echtheit, Reinheit, Farbe, Gewicht und Schliff.