Arnsberg/Sundern. Während Hendryk in Nullkommanichts eine Kfz-Ausbildungsstelle besetzt, kämpft die Bäckereibranche um jeden Azubi. Hier kommen die Einzelheiten.
Eine Bewerbung, eine Zusage: Damit hätte der 17-jährige Hendryk nicht gerechnet. „Ich habe mich für die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker beworben“, sagt er, „ich hätte nicht gedacht, dass ich die Stelle direkt bekomme.“ Drei Hürden gab es für ihn zu überwinden. Wenige Wochen nach seiner Bewerbung sei er zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden - und schon kurz danach habe er einen Termin für den Einstellungstest bekommen. „Ich habe dann noch zwei Tage in der Werkstatt zur Probe gearbeitet, das hat mir echt viel Spaß gemacht.“ Es folgten die Zusage und der Termin zur Vertragsunterzeichnung.
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Hendryk hat sich in einem Berufsfeld beworben, das mit 74 Bewerberinnen und Bewerbern im Hochsauerlandkreis im Zeitraum 2023/2024 den ersten Rang der Top 10 der beliebtesten Berufe belegt. Ein Berufsfeld, in dem vorwiegend männliche Bewerber verzeichnet werden - 67 an der Zahl. Das spiegelt die Ausbildungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit für das vergangene Lehrjahr wider. Bei den Mädchen zeigt sich auf Platz 1 der Top 10 Berufe die Medizinische Fachangestellte mit 66 Bewerberinnen.
972 freie Ausbildungsplätze
1318 Jugendliche aus dem Hochsauerlandkreis haben sich seit Oktober 2023 an die Berufsberatung der Arbeitsagenturen gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Davon sind aktuell noch 244 Jugendliche unversorgt Diesen Jugendlichen stehen jedoch 2249 betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung - von denen derzeit auch noch 972 Ausbildungsplätze unbesetzt sind. Jedem Jugendlichen stünden daher rein rechnerisch betrachtet vier unbesetzte Stellen zur Verfügung. Warum also suchen diese Jugendlichen noch?
„Die Wünsche der Jugendlichen passen oft nicht zu den noch bestehenden Möglichkeiten. Das zeigt zum Beispiel der Verkauf ganz deutlich. Es gibt mehr als 350 duale Ausbildungsmöglichkeiten in Deutschland. Es wäre fatal, wenn man sich bei dem Thema nur auf einzelne, bereits bekannte Berufe stürzt. Die Basis einer dualen Ausbildung öffnet einem alle Türen und Tore für einen guten Start in das Berufsleben und zu einer weiteren beruflichen Karriere“, sagt Tanja Schubert, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Meschede-Soest. Das Angebot sei größer als die Nachfrage, und genau das mache es für die regionalen Unternehmen weiterhin schwierig, Nachwuchs zu finden.
Tarifliche Erhöhung im Bäckereihandwerk
Nicht nur in systemrelevanten Bereichen wie der Pflege und den medizinischen Berufen fehlen die Fachkräfte, auch im Dienstleistungssektor klaffen die Lücken. So sehr, dass in der Gastronomie und im Bäckerhandwerk mittlerweile sogar Betriebe schließen müssen, weil ihnen zu wenig Personal zu Verfügung steht. „Aktuell haben wir zwölf Azubis“, sagt Elisabeth Vielhaber von der gleichnamigen Bäckereikette. Ihr sei aufgefallen, dass vorwiegend Menschen mit Migrationshintergrund sich auf die Ausbildungsstellen in der Backstube beworben haben. „Die Backstube hat in der Ausbildungswelt ein eher schlechtes Marketing erfahren - nur wenige Vorteile.“ Zumindest sei dies die allgemeine Denke.
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Sie stellt aber auch die Attrakivität des Bäckerhandwerks vor. Nacht- bzw. Früharbeit beinhalte auch einen entsprechenden Nachtzuschlag. Zudem gebe es keine Schichtarbeit und gute Aufstiegschancen. „Der Beruf hat einen guten Rhythmus und bietet trotzdem Abwechslung.“ Und auch der Verdienst sei gut. „Wir zahlen nach Tarif, aktuell im ersten Lehrjahr 860 Euro“, erklärt Vielhaber, „Wir zahlen eine zusätzliche Prämie von monatlich 150 Euro. Und es kommen noch die Nachtzuschläge und andere mögliche Zuschläge drauf.“ Ab dem 1. Januar 2025 greife eine tarifliche Anpassung, die das Lehrgeld bereits im 1. Lehrjahr auf 930 Euro anhebe (2. Ausbildungsjahr: 1015 Euro / 3. Ausbildungsjahr: 1155 Euro).