Arnsberg. Halbzeit beim Projekt „Ökoprofit“: Wie das Arnsberger Unternehmen jetzt sogar Insekten mit Haustechnik versorgt.
Der Blick aus dem Fenster des Büros von Thomas Reiter öffnet dem Gast die Augen: In jedem Baum des Außenbereichs der Firma Gebro-Herwig hängen Vogelhäuschen oder Siebenschläfer-Kästen - und vor dem Zaun hat ein komfortables Insekten-Hotel noch „Zimmer frei“! Versorgt der Arnsberger Haustechnik-Spezialist jetzt auch Krabbelviecher? Wenn man so will: Ja! - denn: „Wir möchten viele Dinge besser machen“, meint Prokurist und Betriebsleiter Reiter zum Thema „Ökoprofit“.
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Da war doch was? Richtig: Nachhaltig handeln, das Klima schützen, Kosten senken, Erfolge kommunizieren: Das sind die Ziele des Projekts „Ökoprofit Soest-Sauerland“. Neun Betriebe aus beiden Kreisen haben sich Anfang des Jahres auf den Weg gemacht, gemeinsam an der Zukunftsfähigkeit ihrer Betriebe zu arbeiten und das begehrte Zertifikat zu erhalten. Aus Arnsberg mischt Gebro mit. Jetzt - zur Projekt-Halbzeit - wurde eine Zwischenbilanz gezogen.
Die fällt am Firmensitz in Obereimer fast ausnahmslos positiv aus, wie das Projektteam am Freitagvormittag - nach einer Sitzung - berichtet. „Wir haben unsere junge Generation beauftragt“, erklärt Thomas Reiter mit Blick auf „seine“ Projektverantwortlichen Annika Brinkmann und Jannik Düllberg, die einige der angestoßenen Ideen und Ansätze präsentieren. Dazu gehört - neben dem Engagement für Vögel und Insekten - z.B. interne Mülltrennung. Landete früher vieles im Restmüll, wird inzwischen sorgfältig entsorgt, wurde eigens ein Behälter angeschafft und aufgestellt. Auch der Chef trennt mit: „Alles eine Frage der Selbstdisziplin“, so Reiter, einer von drei Geschäftsführern. Die komplette Belegschaft ist eingebunden. „Viele Kollegen stellen Fragen“, hat Jannik Düllberg festgestellt - und eine Reihe von Mitarbeitenden mache außerdem eigene Vorschläge.
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Das Projekt decke ziemlich alle Bereiche ab - und: „Wir haben in Sachen Nachhaltigkeit schon einiges auf die Beine gestellt“, betont der Betriebsleiter. In der Tat: „Nachhaltigkeit ist Bestandteil unserer Unternehmens-DNA“, hatte das Geschäftsführer-Trio bereits zum Start des Ökoprofit-Abenteuers erläutert - und Beispiele geliefert. Das Firmengebäude wurde im Jahr 2013 umfassend saniert und energieeffizient ausgestaltet. Zum damaligen Zeitpunkt lag der Energieverbrauch um 76 Prozent unter den gesetzlichen Anforderungen. Dienstfahrzeuge der Haustechnik GmbH sind fast vollständig auf E-Mobilität umgerüstet und werden über die hauseigene Photovoltaik-Anlage betankt. Eine spezielle Produktmarke erleichtert Gebro-Kunden den Zugang zu nachhaltigen Lösungen.
Druckfrisch erarbeitet hat man eine Übersicht zu dieser Unternehmenspolitik, die als Aushang und per E-Mail allen Mitarbeitenden kommuniziert wird. Nicht ohne Grund: „Wir erwarten von der Teilnahme, dass die Mitarbeitenden einen wacheren Blick für Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen entwickeln. Viele kleine Maßnahmen und Taten können in ihrer Gesamtheit eine große Wirkung auf unsere Umwelt haben“, gab die Geschäftsführung zum Projektstart die Marschrichtung vor. Nun war Halbzeit - und Ende November steht der Abschluss in Form eines Auditoriums - auf dem Programm. Dann tauschen sich alle Beteiligten beider Landkreise erneut aus. Doch bei Gebro steht fest, dass über den Projektzeitraum hinaus weiter nachhaltig gedacht und gehandelt wird. „Die Projektgruppe bleibt bis zur Rente zusammen“, verkündet Thomas Reiter schmunzelnd. Das freut sicher auch Vögel und Insekten.
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Ein Wermutstropfen sei zum Abschluss erwähnt. Die am Rande des Firmengeländes eingerichtete Kompostierungsanlage hat sich als Flop erwiesen. „Der Biokompost zieht Ratten an“, hat Reiter beobachtet. Weil man die Nager nicht töten will, wird nun „über Alternativen beraten“ - wahrscheinlich läuft es auf das Aufstellen der guten alten Biotonnen hinaus.