Arnsberg/Meschede. Schotten aus West Lothian und ihre Freunde aus dem HSK feiern EM in Arnsberg gemeinsam und planen zukünftige Projekte.

Wohl kaum eine Fangruppierung hat während der Europameisterschaft so rasant die Herzen der Menschen erobert wie die Schotten. Die Bilder der Fußballfans bei der EM hier in Deutschland sind viral gegangen. Zehntausende marschieren - gekleidet in den Nationalfarben - mit Dudelsäcken durch die Straßen von Köln, München und Stuttgart und singen voller Inbrunst ihre Lieder. Und das wohlgemerkt absolut friedlich.

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Auch Arnsberg und Meschede haben ein bisschen von diesem deutsch-schottischen EM-Freundschaftsfeeling abbekommen. Denn insgesamt sechs Schotten aus West Lothian - der Partnerregion des Hochsauerlandkreises - waren zu Gast bei ihren Freunden im Sauerland.

Linlithgow ist die ehemalige Hauptstadt der nach ihr benannten schottischen Grafschaft Linlithgowshire, deren offizieller Name heute West Lothian lautet. Hier wurde Maria Stuart geboren.
Linlithgow ist die ehemalige Hauptstadt der nach ihr benannten schottischen Grafschaft Linlithgowshire, deren offizieller Name heute West Lothian lautet. Hier wurde Maria Stuart geboren. © WP | espc

Einer dieser Freunde ist Sebastian Schüttler. Der Arnsberger ist seit 2013 Vorsitzender der Partnerschaftsvereinigung West Lothian - Hochsauerlandkreis e.V. In den 80er Jahren ist er als Kind mit dem Chor der Musikschule das erste Mal in Schottland gewesen. „Damals sind persönliche Freundschaften zu schottischen Familien entstanden, die zum Teil bis heute andauern“, erinnert sich Schüttler. Schotten und Sauerländer würden prima zusammenpassen, habe er im Laufe der Zeit festgestellt.

„Es sind freundliche und herzliche Menschen. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und tun das auch heutzutage noch. Auch, weil wir die Freundschaft in der langen Zeit stets gepflegt haben und mit Unterstützung vom HSK und dem West Lothian Council bei der Sache geblieben sind.“ Als Pendant zur deutschen Partnerschaftsvereinigung wurde in West Lothian die sogenannten „Twinning Association“ gegründet.

Das ist die schottische Partnerregion West Lothian

West Lothian befindet sich in Zentralschottland, zwischen den Großstädten Edinburgh und Glasgow. Es ist die Heimat von rund 175.000 Menschen und bekannt für seine hügelige Heidelandschaft.

Linlithgow ist die ehemalige Hauptstadt der nach ihr benannten schottischen Grafschaft Linlithgowshire, deren offizieller Name heute West Lothian lautet. Hier wurde die berühmte schottische Königin Maria Stuart geboren.

Am 24. August 1972 wurde vom County Council West Lothian und vom damaligen Kreis Arnsberg eine Partnerschaft begründet, die bis heute Bestand hat. Ziel der Verbindung war und ist, freundschaftliche Beziehungen zueinander zu knüpfen und zu unterhalten und Jugend- und Erwachseneneinrichtungen, Clubs, Vereine und die gesamte Bevölkerung der beiden Kreise zu ermutigen, miteinander in Verbindung zu treten und Besuche auszutauschen und damit gemeinsame menschliche und kulturelle Beziehungen zu entwickeln.

Der Platz vor dem Arnsberger Bahnhof trägt mittlerweile auch den offiziellen Namen „West-Lothian-Platz“. Ein weiteres Symbol der tiefen Verbundenheit wurde im „Briloner Bürgerwald“ gesetzt. Hier wurden von Schotten und Sauerländern gemeinsam 40 Eiben für jedes Jahr der Partnerschaft gepflanzt.

Die Partnerschaftsvereinigung West Lothian - Hochsauerlandkreis e.V. auf deutscher Seite und die Twinning Association in Schottland pflegen die gemeinsame Freundschaft der beiden Landkreise und fördern die Zusammenarbeit. Wer Kontakt zur Partnerschaftsvereinigung aufnehmen möchte, kann dies per E-Mail an PVWLHSK@gmx.de tun.

In West Lothian befindet sich der Geburtsort der bekannten schottischen Königin Maria Stuart. Außerdem liegt die Region in der Nähe der beiden schottischen Großstädte Glasgow und Edinburgh. „Mit dem Zug ist man in einer halben Stunde im Celtic Park - der Heimat von Celtic Glasgow“, erklärt Fußballfan Sebastian Schüttler.

Weil auch viele Schotten begeisterte Fußballanhänger sind, und obendrein auch noch reisefreudig, hatte man sich im Zuge der Europameisterschaft zu einem Treffen verabredet. „Als feststand, dass Deutschland ausgerechnet in der Vorrunde auf Schottland trifft, sind die Planungen direkt in die Tat umgesetzt worden“, sagt Sebastian Schüttler.

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In zwei Gruppen seien die Schotten aus West Lothian angereist. Zwei Personen sind geflogen, die anderen vier hatten eine lange Reise mit dem Auto vor sich. Von West Lothian ging es mehrere Stunden bis ins englische Newcastle. Von dort über Nacht mit der Fähre bis Amsterdam und dann weiter bis ins Sauerland. „Die Tour mit dem Pkw hat mehr als 24 Stunden gedauert. Durch den Brexit sind die Reisen aus Großbritannien nach Deutschland leider deutlich aufwendiger und schwieriger geworden“, so Schüttler.

In Arnsberg angekommen, wurde im Innenhof des Sauerland-Museums das Eröffnungsspiel der EM gemeinsam geschaut. „Es war eine tolle Atmosphäre. Natürlich war das deutliche Ergebnis für unsere schottischen Freunde ein Wermutstropfen, aber das wurde dann auch wieder schnell vergessen. Wir waren einfach froh, gemeinsam das Spiel geschaut zu haben, sagt der Vorsitzende der Partnerschaftsvereinigung.

Die schottischen Fans haben mit ihrem Auftritt bei der EM in Deutschland die Herzen der Menschen erobert.
Die schottischen Fans haben mit ihrem Auftritt bei der EM in Deutschland die Herzen der Menschen erobert. © DPA Images | Christoph Schmidt

Gemeinsam sei man am nächsten Tag nach Dortmund gereist, um das deutsche Fußballmuseum zu besuchen. „Die Stadt war natürlich geflutet von albanischen Fans, die am Abend ihr Spiel gegen Italien im Stadion besucht haben. So konnten wir direktes EM-Feeling spüren.“ Für ihn sei deutlich geworden, wie verbindend der Fußball sein könne. „Ich habe auf der Plattform X einen Beitrag des 1. FC Köln gelesen, den ich einfach passend fand. Die Kölner haben sich für den Besuch der schottischen Fans in ihrer Stadt bedankt und auf Englisch geschrieben: ,Scottish Fans, you are always welcome!‘ - Schottische Fans, ihr seid immer bei uns willkommen.“

Den Besuch der schottischen Freunde habe man aber nicht nur für den Fußball genutzt. „Wir haben auch einige gemeinsame Projekte besprochen, die ab Herbst anlaufen werden. Für uns ist wichtig, dass die Zusammenarbeit vorangetrieben wird und wir uns auch nicht durch den Brexit und die lange Corona-Pause unterkriegen lassen. Der Austausch bleibt eng“, versichert Sebastian Schüttler. Projektpartner 2024 der Partnerschaftsvereinigung sind die Ruth Cohn Schule aus Arnsberg (HSK), das städtische Gymnasium Meschede (HSK), St. Kentigern‘s Academy Blackburn (West Lothian) und die Sinclair Academy in Winchburgh (West Lothian).

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Jedes Jahr besuchen sich Gruppen aus beiden Ländern (z.B. zum Workshop der HSK Musikschule) gegenseitig. Die Abordnungen der Partnerschaftsvereinigungen wechseln sich immer ab. „In den geraden Jahren reisen wir aus dem Sauerland nach Schottland, in den ungeraden Jahren verläuft das Ganze umgekehrt.“ Außerdem kommen jedes Jahr zum Weltvorlesetag schottische Lehrerinnen und Lehrer in den Hochsauerlandkreis, um dort schottische Literatur vorzustellen und mit Kindern und Jugendlichen Englisch zu sprechen. „Das ist gelebte Völkerverständigung!“

„Der Hochsauerlandkreis und der schottische Partnerkreis West Lothian pflegen auch einen Austausch über den kulturellen und sportlichen Bereich hinaus. So besuchte eine Delegation mit Provost (Landrätin) Cathy Muldoon im September 2022 das Sauerland. Für März 2025 ist der Gegenbesuch in Schottland mit Landrat Dr. Karl Schneider an der Spitze geplant. Beide Kreise sind sich einig, dass die Partnerschaft wieder intensiviert werden soll“, sagt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises.