Herdringen. Was für eine Premiere von „Schneewittchen, traue keinem Apfel“ im Jubiläumsjahr der Freilichtbühne. Die Zuschauer spendeten standing ovations.
Was für eine Premiere von „Schneewittchen, traue keinem Apfel“: Regisseurin Bärbel Kandziora hat auch bei diesem Theaterstück wieder bewiesen, wie viel Qualität in ihrer künstlerischen Leitung liegt und wie sie die Schauspieler mitreißen kann. Schon die Stücke auf der Herdringer Bühne „Pension Schöller“, „Der schwarze Abt“ und „Cinderella“ tragen ihre erfolgreiche Handschrift. Unterstützt wurde sie von Gioia Heid, die die Choreografie und das Gesangcoaching übernommen hat. Sandra Blumenthal hielt alles zusammen und koordinierte als Spielleitung.
„Schön, dass wir die Bühne haben“
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Alina Christiani eröffnete die Freilichtbühnen-Saison. Sie ist die kommissarische Schulleitung des städtischen Grundschulverbundes in der katholischen Heinrich-Knoche-Schule. „Diese Bühne ist so ein vielseitiger Ort, an dem nicht nur Theater gespielt wird. Hier finden Taufen, Versammlungen, Kirche und Konzerte statt. Und dann die vielen Akteure mit den Jugendlichen, die hier tanzen, singen und schauspielen. Für alle Facetten, die die Bühne bietet und das verbunden mit Spaß und Freude, dafür müssen wir dankbar sein. Schön, dass wir so eine Bühne in unserer Stadt haben“, betont Christiani.
Zurück zu Schneewittchen und ihren knapp 70 Akteuren auf der Bühne. Prinzessin Schneewittchen (Sophie Hellweg) hat Geburtstag. Am königlichen Hof ist alles in Aufregung. Eine „Hofköchin“ (Ulrike Molin Franke) kommt extra aus Frankreich, um das Geburtstagsmenü künstlerisch zu kreieren. Da gibt es jemanden, den der Geburtstag überhaupt nicht in den Kram passt. Sie ist doch die Hauptperson am Hofe. Es ist die Königin (Sandra Blumenthal). Sie ist nur damit beschäftigt ihre „Schönheit“ zu erhalten.
Dann ist da der König (Nils Nölke), der seiner Königin immer schmeicheln muss, damit er seine Ruhe hat. Doch er liebt seine wunderschöne Tochter. Hält aber immer königliche Distanz zu ihr. Sein Geburtstagsgeschenk: ein goldener Kamm. Schneewittchen hat sich aber einen Werkzeugkasten gewünscht. Ihr bester Freund ist der bürgerliche Willibald (Jan Schauerte). Er liebt Schneewittchen über alles. Sein Problem ist, dass er sehr schüchtern ist.
Soviel zum Einstieg. Bärbel Kandziora hat wieder sehr viel Humor eingebracht. Wer meint, hier das normale Grimm-Märchen zu sehen, der täuscht sich. Es stehen viele lustige Figuren auf der Bühne, die das Publikum erheitern. Neben den paar ernsten Momenten. Dann kommen die sieben Zwerge ins Spiel. Sie spiegeln so manchen Typen in unserer Gesellschaft wider. Wie der „Boss“ (Niklas Klassen), der Demokrat. „Zacki“ (Mika Strotmeyer) mit seinem militärischen Charakter. Klar gibt es Nörgler. Es ist „Motz“ (Lara Yikilmazpehlivan). Neben dem „Nörgler“ steht der „Klugscheißer“. Das ist „Sherlock“ (Annabell Schumann). Er kombiniert jede Situation und liegt dabei sogar richtig. Daraus zieht der Optimist „Top“ (Elisheva Minlo Santos) nur Positives. Klar gibt es auch einen „Witzbold“. Das ist „Kicher“ (Nele Geermann). Zu guter Letzt der Angsthase „Bibber“ (Ziva Lewers). Er sorgt für einige Lacher.
Apropos Lacher. „Edgar“ (Christian Kaufhold) und „Crudelia“ (Nicole Becker) die bekloppten Schurken. Sie sollen im Auftrag der Königin das Schneewittchen umbringen. Dabei stellen sie sich reichlich dämlich an.
Wie ist es in einem Märchen, am Ende siegt immer das Gute. Aber in diesem Stück von Schneewittchen ist der Weg vom Anfang bis zum Ende sehr unterhaltsam und bereitet viel Spaß. Wenn man dieses Theaterstück genauer betrachtet, stellt man sich vielleicht die Frage: Ist es wichtig, die Schönste oder der Schönste zu sein - oder ist es wichtiger geliebt zu werden, egal wer oder was man ist?