Arnsberg. Der Kunstverein Arnsberg zeigt „River Biographies“ im Kloster Wedinghausen – schwedisches Künstlerduo setzt sich mit der Ruhr auseinander.

Kann man Kunst und Klimaschutz miteinander verbinden? Das Künstlerduo Lundahl&Seitl aus Schweden gibt dazu eine deutliche Antwort und sagt „Ja“. Zusammen mit dem Kunstverein Arnsberg und der Stadt Arnsberg zeigen Christer Lundahl und Martina Seitl derzeit das Projekt „River Biographies“.

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Pauline Doutreluingne, Kuratorin des Kunstvereins Arnsberg, ist begeistert, dass es gelungen ist, das schwedische Künstlerduo für das Projekt im Sauerland zu gewinnen. „Normalerweise arbeiten die beiden in großen Metropolen wie Stockholm oder London. Dass sie sich nun mit Arnsberg und der Ruhr beschäftigen, ist eine Auszeichnung“, so Doutreluingne. Seit einigen Jahren schon beschäftigen sich Lundahl&Seitl mit Flüssen und der Kunst. Jedes Projekt ist dabei ortsspezifisch angepasst. „Anfang Mai haben sich die beiden mit Biologen in Arnsberg getroffen, um sich alles anzuschauen und die Performance vorzubereiten“, berichtet die Kunstexpertin.

Pauline Doutreluingne hat die künstlerische Leitung beim Kunstverein Arnsberg.
Pauline Doutreluingne hat die künstlerische Leitung beim Kunstverein Arnsberg. © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel

Zentrale Elemente der Kunstinstallation seien Wasser und Stein - beides auch wichtige Faktoren der renaturierten Ruhr. „Wir lernen den Weg und den Prozess des wandernden Flusses kennen. Porenreicher Kalkstein, der das Wasser unterirdisch führt, um an anderer Stelle wieder an die Oberfläche zu treten. Kieselsteine, die mit dem Wasser wandern und die Landschaft neu gestalten. Die Hand des Bauern, der den Fluss von seinem Ackerland wegleitet, die Hand des Industriellen, der den Flusslauf in geraden Kanälen zähmt und die Hand der Stadt, die ihn hundert Jahre später wieder verwildern lässt“, heißt es von den Künstlern. 

Im Lichthaus Arnsberg, dem Hof des Klosters Wedinghausen, haben Christer Lundahl und Martina Seitl ihre Kunstinstallation eingerichtet. Interessierte sind eingeladen, mitzumachen und Teil des Projekts zu werden. Ziel ist es, mit anderen Menschen zusammen einen Fluss zu bilden. „Man kann sich entscheiden, ob man Stein oder Wasser sein möchte. Über Kopfhörer hört man Töne. Es entstehen körperliche Illusionen. Andere Menschen führen einen an den Händen; man nimmt die Sinne anders wahr“, sagt Pauline Doutreluingne. Es gehe um Anpassungsfähigkeiten von Mensch und Natur.

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„Dem Kunstverein Arnsberg gelingt es immer wieder, namhafte Künstler zu holen, die dann in Arnsberg ihre Werke präsentieren. Das ist sehr befruchtend für die ganze Stadt. Persönlich gefällt mir bei dem Projekt von Lundahl&Seitl, dass die Ruhr als verbindendes Element der einzelnen Stadtteile von Arnsberg und ihre Renaturierung im Mittelpunkt der Arbeit steht“, sagt Kirsten Minkel vom Kulturbüro der Stadt. Der Start des Kultursommers sei gelungen und die Resonanz nach dem ersten Wochenende gut.

Kirsten Minkel leitet das Kulturbüro der Stadt Arnsberg.
Kirsten Minkel leitet das Kulturbüro der Stadt Arnsberg. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

„River Biographies“ ist als Prelude zu „Versumpfung“ gedacht. Dabei handelt es sich um eine Folge von Installationen, Ausstellungen und Projekten rund um die Themen Umwelt, Wasser und Kunst, die in Arnsberg in den nächsten Jahren geplant sind, wie die Kuratorin des Kunstvereins, Pauline Doutreluingne, andeutet.

Neben dem Projekt „River Biographies“ findet in den Räumen des Kunstvereins Arnsberg auch noch eine Ausstellung mit dem Titel „Inverse,Youniverse“ des Belgiers Olivier Goethals statt. Der in Gent lebende und arbeitende Künstler ist ein Multitalent. Denn neben der Kunst agiert er auch als Architekt, Zeichner und Stadtplaner.

Öffnungszeiten der „River Biographies“

Die „River Biographies“ im Lichthaus Arnsberg sind zweigeteilt in eine Ausstellung und die Performance und finden bis zum 30. Juni in Arnsberg statt. Die Ausstellung ist donnerstags und freitags von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Die Performances im Hof des Klosters Wedinghausen finden jeweils sonntags um 15 Uhr statt. Für die Teilnahme an der partizipatorischen Performance wird um vorherige Anmeldung per E-Mail an kontakt@kunstverein-arnsberg.de gebeten. Aufgrund der Größe beträgt die Teilnehmerbeschränkung pro Performance 20 Personen.

„Olivier Goethals setzt sich sehr mit dem Thema Raum auseinander. Dabei sorgt er dafür, dass sich Besucher seiner Ausstellung auf das Unterbewusstsein konzentrieren“, so Doutreluingne. Grundsätzlich werfe der Künstler einen anderen Blick auf Dinge und stelle sich auch existenziellen Fragen. „Er ist von Philosophen bei seiner Arbeit beeinflusst.“

Eine Holzstruktur verbindet und trennt die Interessierten der Ausstellung. Der Besucher betritt einen schmalen, abgesenkten Raum. Entlang einer neuen Wand entwickelt sich eine Reihe von Gemälden: Happy Harvest (2023-2024), zwölf lächelnde, pastellfarbene Totenköpfe. Der Abstand zwischen Bild und Besucher wird sehr klein. Der Besucher ist durch diese Nähe gezwungen, die Werke genau zu betrachten und sich ihnen auszusetzen. Durch verschiedene Öffnungen kann man den hinter der Holzwand befindlichen Raum betreten und sich zwölf Strichzeichnungen anschauen.

Im Rahmen des Arnsberger Kultursommers findet die Ausstellung „Inverse, Youniverse“ in den Räumen des Kunstvereins Arnsberg sattt.
Im Rahmen des Arnsberger Kultursommers findet die Ausstellung „Inverse, Youniverse“ in den Räumen des Kunstvereins Arnsberg sattt. © Karsten Nikolas Liese / Monument HighLight Photography | Karsten Nikolas Liese / Monument HighLight Photography

„Der Kunstverein hat für die Ausstellung von Goethals die Räume komplett neu erfunden. Besucherinnen und Besucher sollten sich die Zeit nehmen, alles in Ruhe zu betrachten und sich dabei auch mit dem Menschsein auseinanderzusetzen. Je länger man hinsieht, umso mehr entdeckt man neue Elemente“, rät Kulturbüroleiterin Kirsten Minkel.

Diese Ausstellung wird durch die Flämische Regierung in Belgien gefördert. Sowohl das Projekt der Künstler Lundahl&Seitl als auch die Ausstellung von Olivier Goethals sind Teil des Kultursommers in Arnsberg.

Öffnungszeiten bei der Ausstellung „Inverse, Youniverse“

Die Ausstellung von Olivier Goethals findet in den Räumen des Kunstvereins Arnsberg, Königstraße 24, statt. Sie dauert noch bis zum 22. September 2024 und ist mittwochs bis freitags von 17.30 bis 19 Uhr sowie sonntags von 11 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet.