Holzen/Oelinghausen. Von der Gründung im 12. Jahrhundert bis heute: Kloster Oelinghausen bleibt ein faszinierender Anziehungspunkt - und ist sehr beliebt bei Paaren.
Rund um das Kloster Oelinghausen erzählt man sich so manche Geschichte. Wie diese hier: „In den 60er- und 70er-Jahren war es in der Gesellschaft noch verpönt, wenn Paare in der Kirche heirateten, obwohl die Braut schon schwanger war. In Kloster Oelinghausen war das allerdings damals anders. Die Geistlichen dort haben auch mal ein Auge zugedrückt, weshalb die Klosterkirche ganz bewusst von so manchem Paar als Ort der Heirat ausgesucht wurde“, erzählt Alfred Hilbig vom Gemeindeteam Oelinghausen mit einem Augenzwinkern.
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Doch was heutzutage seltsam anmutet, war damals durchaus ein Merkmal des Klosters mit seiner Kirche. Es ist nur eine Episode in der reichhaltigen Geschichte der klösterlichen Anlage. In diesem Jahr feiert man ein stolzes Jubiläum - Kloster Oelinghausen wird 850 Jahre alt. Oder auch nicht! Denn Oelinghausen-Kenner Bernhard Padberg berichtet: „Lange Zeit ist man von 1174 als Gründungsjahr ausgegangen. Doch nach Erkenntnissen der neueren Forschung ist Kloster Oelinghausen deutlich älter. Zwischen 1152 und 1174 soll der Haupthof Oelinghausen entstanden sein. Der Haupthof wird als Keimzelle angesehen, auf dessen Grund die Kirche und das Kloster errichtet wurden. Er gehörte mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Kloster Scheda, in der Nähe von Wickede.“
Im Hoch- und Spätmittelalter entwickelte sich das Kloster immer weiter. Die Anlage wuchs, und Mitte des 14. Jahrhundert entstand die bis heute vorhandene Klosterkirche. Experten sprechen von einem der reichsten Klöster Westfalens. Es folgte eine wechselhafte Geschichte. 1804 wurde das Kloster in Folge der Säkularisation aufgelöst, Teile der Ländereien wurden in staatlichen Besitz überführt und verpachtet. „Dass die Kirche in Folge dessen nicht abgerissen wurde, kann man im Grunde zwei Personen verdanken. Friedrich-Leopold von Fürstenberg verlangte von den neuen hessischen Landesherren das Geld zwei alter Familienstiftungen für das Kloster zurück, falls es abgerissen werden sollte. Denn Hessen war dieses Unterfangen wohl einfach zu kostspielig“, so Padberg.
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Der andere „Retter“ von Kloster Oelinghausen sei der letzte Geistliche Johannes van Hagel gewesen, der nach der Klosteraufhebung trotzdem im Ort verblieb und als Benefiziat und Vikar von St. Petri Hüsten die Seelsorge für Menschen in der Umgebung übernahm. „Er hat den Raub so manches Kirchenschatzes verhindert“, mutmaßt Heimatforscher Bernhard Padberg.
Freiluftgottesdienst und Picknick in Oelinghausen
Anlässlich des Klosterjubiläums in Oelinghausen finden in den nächsten Wochen gleich zwei Feierveranstaltungen rund um die Klosterkirche statt. Den Auftakt hierzu macht ein Freiluftgottesdienst am 29. Juni um 18 Uhr in Oelinghausen. An diesem Tag wird dem Patronat von Peter und Paul gedacht. Dies zeigt die Verbundenheit zwischen der Klosterkirche und der Pfarrkirche St. Petri in Hüsten. Im Anschluss an den Gottesdienst in Oelinghausen findet in St. Petri in Hüsten eine lange Orgelnacht statt.
Eine zweite Veranstaltung gibt es am 5. Juli. An diesem Tag wird der sogenannten „Ecce panis“ Stiftung gedacht. Hierbei handelt es sich um einen Stiftungssegen, der an Sonn- und Feiertagen gespendet wird, und in seinen Ursprüngen auf einer Stiftung der Familie von Fürstenberg zurückgeht. Am 5. Juli 1599 hatte Dietrich von Fürstenberg dem Kloster eine große Summe Geld gestiftet und hierfür sakramentalen Segen erbeten. Anlässlich dieser Stiftung findet am 5. Juli um 18 Uhr eine Vesper unter dem Lindenbaum im Klosterhof statt. Im Anschluss wird gemeinsam ein Picknick mit mitgebrachten Speisen verzehrt.
1956 wurde Oelinghausen wieder zum Kloster. Heute ist das Konvent der Schwestern der Heiligen Maria Magdalena Postel auf dem Gelände ansässig. Deutlich später, genauer gesagt 2013, wurde es Teil der Pfarrei St. Petri Hüsten. Doch unabhängig von seiner wechselhaften Geschichte und der religiösen Ausprägung übt der Ort auf Menschen eine Faszination aus. „Das Kloster ist ein Magnet für die Menschen. Immer wieder fühlt man sich zur Anlage hingezogen“, berichtet Padberg. Es sei ein Zentrum für Kultur, Musik und Kunst. Auch Alfred Hilbig fühlt sich dem alten Gemäuer tief verbunden. „Es ist interessant zu beobachten, dass Menschen von weiter weg den Kontakt zu diesem Ort nicht abreißen lassen wollen.“ Der freiheitliche Gedanke, der in der eingangs geschilderten Szene mit den Ehepaaren deutlich wird, sei bis heute zu spüren.