Sundern. Stadt plant Bürgerbeteiligung an Windkraftgewinnen – Expertenrunde klärt auf.
Nachdem im vergangenen Jahr bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion das Thema Windkraft sehr polarisiert hatte, luden die Volkshochschule und die Sunderner Stadtverwaltung erneut zum Austausch zwischen Bürgern und Experten ein. Diesmal ging es um die Frage, wie finanzielle Beteiligungsformen für Bürgerinnen und Bürger aussehen könnten.
„Sundern Energie“ entsteht
Im Zentrum stand zudem die Frage, inwieweit Wind oder Photovoltaik als alternative Energieträger einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten. Die Stadtverwaltung habe mit der Gründung der Gesellschaft „Sundern Energie“ einen ersten Meilenstein gesetzt, um künftig die regionale Stromversorgung aus Wind- und Solarenergie sicherzustellen. „Die neue Gesellschaft wird sich mit der Planung, dem Erwerb sowie mit dem Betrieb von Windkraft- und Photovoltaikanlagen und der dazugehörigen Infrastruktur auch auf kommunalen Flächen beschäftigen“, erklärte Stadtkämmerer Michael Stratmann.
Neben der kommunalen GmbH sollen zudem weitere Projektgesellschaften Windenergieanlagen auf dem Sunderaner Stadtgebiet planen und schlussendlich bauen. „Es besteht zu diesem Thema erheblicher Informations- und Diskussionsbedarf“, so Dr. Tobias Schulte, der im Namen der Volkshochschule Arnsberg/Sundern zu diesem Podiumsgespräch eingeladen hatte. „Wir wollen alle Fragen beantworten“, betonte Stadtplaner Lars Ohlig, der mit Schulte die Moderation an diesem Abend übernahm. Das Publikum hatte die Möglichkeit, direkt abzustimmen und sich zu Wort zu melden.
Auf dem Podium saßen als Experten Hans Josef Vogel, in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW, Johannes Lackmann, Geschäftsführer von Westfalen-Wind, einem Unternehmen, das sich auf die Entwicklung, den Bau und den Betrieb von Windenergieanlagen spezialisiert hat, Norbert Schulte-Schnitker von der Volksbank Sauerland und Stadtkämmerer Michael Stratmann.
Zunächst erläuterte Hans Josef Vogel die Möglichkeiten von Kommunen und Bürgern. „Das Bürgerenergiegesetz von NRW ermöglicht finanzielle Beteiligung von Bürgern und Gemeinden, die sich im 2,5-Kilometer-Radius um den Mastfuß befinden“, erklärte der Experte. Mit neuen Windenergieanlagen (WEA) soll die regionale Wertschöpfung erhöht werden. Ab einer Gewinnzone bleibe die Gewerbesteuer im Ort.
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Unterschiedliche Beteiligungsarten seien denkbar, wie beispielsweise der Kauf einer WEA, die unmittelbaren Profit verspreche, allerdings zuvor einen hohen Vermögenseinsatz erfordere. Alternativ biete sich ein lokaler Stromtarif an, der zwar kein Kapital vom Bürger braucht, allerdings für den Betreiber aufwendig und wirtschaftlich schwierig sei. Die dritte Möglichkeit wäre die Finanzierung über eine Stiftung oder über Vereine. Dies hätte den Vorteil, dass die örtliche Präsenz gestärkt werde. Der Aufwand läge dann natürlich bei den Betreibern. Das Publikum fand alle Beteiligungsoptionen interessant - den lokalen Stromtarif allerdings am besten.
Die Gesellschaft „Sundern Energie“ wird am Mittwoch, 24. April, in Kooperation mit der Verwaltung, den Stadtwerken Sundern und Brilon, mit Sparkassen und der sauerländischen Volksbank aus der Taufe gehoben. Jetzt fehle nur noch die Bürgerbeteiligung und dann könnte es losgehen. Ingenieur Johannes Lackmann, der in der Nähe seiner Heimatstadt Paderborn einige Windparks mit Bürgerbeteiligung gebaut hat, rief dazu auf: „Wir müssen die Stromversorgung auf erneuerbare Energien umstellen. Vielen Leuten fehlt es allerdings an Vorstellungskraft. Energie soll für alle bezahlbar bleiben.“
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Auch Vogel appellierte an das Publikum: „Wer heute nicht handelt, verlangt von den folgenden Generationen zu viel.“ Norbert Schulte-Schnitker von der Volksbank Sauerland gab zu bedenken, dass trotzdem einige Faktoren zu prüfen seien. Das Wichtigste für den Bankkaufmann sei nämlich das Verhältnis zwischen Investition und Ertrag. „Die Pachtkosten, die Berater, die Anlagen - alles ist deutlich teurer geworden“, sagte er. Auch die Zinsen bewegten sich auf einem hohen Niveau.
„Der Gesetzgeber müsste die Pachtgebühren deckeln“, so Lackmann. „Da werden mittlerweile von Spekulanten Mondpreise gefordert. Das ist ein Skandal.“ Zum Glück verfüge die Stadt Sundern über 100.000 Hektar Wald. „Diese Flächen müssen wir schon mal nicht pachten“, so Stratmann.